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Fernreisen Landschaft der Extreme

Wüstentrip und Wasserspaß in Chiles Atacama

Die Atacama gilt jenseits der Polargebiete als trockenster Ort der Erde. Doch wer in der Wüste im Norden Chiles unterwegs ist, staunt über die Kontraste der surreal anmutenden Landschaft mit ihren Dünen, Salzseen und bunten Bergen. Urlaubern bietet das viel Abwechslung.
Chile: Das „Dünenmeer“ der Atacama-Wüste erstreckt sich über 335 Quadratkilometer Chile: Das „Dünenmeer“ der Atacama-Wüste erstreckt sich über 335 Quadratkilometer
Das „Dünenmeer“ der Atacama-Wüste erstreckt sich über 335 Quadratkilometer
Quelle: dpa
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Steil geht es die sichelförmigen Sanddünen hinauf und hinab. Bis zu hundert Meter sind sie hoch. Die Sonne knallt vom Himmel. Das Gehen ist anstrengend. Tief versinken die Wanderschuhe im goldfarbenen Sand. Doch auf den Kämmen der Sandberge bei Copiapó im Norden Chiles belohnen Panoramablicke auf eine endlos wirkende Dünenlandschaft. Südamerikas Antwort auf die Sahara.

Anschaulich wird klar, warum dieser südliche Teil der Atacama-Wüste auch das „Mar de Dunas“ genannt wird – wegen seines gigantischen „Dünenmeers“ von rund 335 Quadratkilometern Ausdehnung. Mit 550 Metern ist „El Medanoso“ eine der höchsten Dünen des Kontinents. Hier brettern Freerider die steilen Hänge mit Snowboards runter, heizen Adrenalin-Junkies mit Allradautos durch die Sandberge.

Auf unserer Wüstenwanderung dominieren hingegen Stille, Einsamkeit und Naturschönheit. Die vom Wind geformten Wellenmuster in den Dünen könnten perfekter kaum sein. Die allermeisten Atacama-Touristen zieht es in den Norden der Wüste, nach San Pedro de Atacama. Das ist zwar ähnlich spektakulär. Doch hier, etwa 800 Kilometer weiter südlich, geht es viel ruhiger zu.

Die Atacama-Wüste in Chile
Quelle: dpa; Infografik WELT

Reiseführer Roberto Vergara zeigt uns im Sand Spuren von Skorpionen, Schlangen und Eidechsen. Nach drei Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Hoch oben auf einer breiten Düne hat Gabriela Torres vor einem Geländewagen einen kleinen Tisch mit lokalen Spezialitäten aufgebaut.

Meeresfrüchte beim Picknick in der Wüste

Die Köchin ist in der Atacama-Region bekannt. Sie hat viele Rezepte alter Wüstenstämme aus der Vergessenheit geholt und die indigene Regionalküche auf ein neues Niveau gehoben. Regelmäßig begleitet sie Wüstentouren von Robertos Reiseagentur.

Chile: Zum Abendessen in den Dünen der Atacama gibt es lokale Spezialitäten
Zum Abendessen in den Dünen gibt es lokale Spezialitäten
Quelle: dpa

Heute gibt es Meeresfrüchte – kein Widerspruch in der Atacama, denn das Dünenmeer grenzt an den Pazifik: frische Austern, chilenisches Ceviche mit Quinoa und Pastel de Jaiba, eine Art Krabben-Quiche. Mit einem süßsauren Pisco-Sour-Cocktail in der Hand sitzen wir im Sand und schauen zu, wie die untergehende Sonne die Sandwelt in rot-goldenes Licht taucht.

Der Duft des Essens hat einen Wüstenfuchs angelockt, der sich bis auf wenige Meter herantraut. Die Atacama sei der trockenste Ort der Erde jenseits der Polargebiete, sagt Guide Roberto. Erstaunlich, dass nicht nur Tiere, sondern auch 200 endemische Pflanzenarten angesichts der Wasserarmut existieren können.

An manchen Orten fiel noch nie Regen

Mit durchschnittlich nur 0,5 Millimetern Niederschlag im Jahr fällt in der Atacama fünfzigmal weniger Regen als im kalifornischen Death Valley. In einigen Regionen wurden seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie Niederschläge gemessen.

Atacama in Chile: Am Salzsee Negro Francisco im Nationalpark Nevado de Tres Cruces fühlen sich Vicuñas und Flamingos wohl
Am Salzsee Negro Francisco im Nationalpark Nevado de Tres Cruces fühlen sich Vicuñas und Flamingos wohl
Quelle: dpa

Diese meteorologische Besonderheit ergebe sich durch die Lage der Wüste, so Roberto. Auf 1200 Kilometern Länge ist sie zwischen den Anden im Osten und der südamerikanischen Ozeanküste im Westen eingeengt und dabei nur maximal 160 Kilometer breit. Während es die feuchte Luft aus dem Amazonasbecken nicht über das 6000 Meter hohe Gebirge schafft, verhindert an der Küste der kalte Humboldtstrom aus der Antarktis die Bildung von Regenwolken.

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Trotz allem gab es immer Leben in der Wüste. Früh siedelten sich Menschen an, vor allem im Hochland. Hier ist die Atacama kein Sandmeer mehr, sondern felsiger und öder. Vor Jahrtausenden machten sich indigene Völker wie die Atacameños, Aymara oder Chinchorros breit. Im 15. Jahrhundert war die Atacama Teil des Inkareichs, an den heute ein Inka-Trail quer durch die Region erinnert. Im Tal Finca de Chañaral zeigt uns Roberto Felsmalereien der Wüstenstämme.

Atacama in Chile: Nahe des Goldgräberstädtchens Inca de Oro zeigt Guide Roberto Vergara Felszeichnungen der Inkas
Nahe des Goldgräberstädtchens Inca de Oro zeigt Guide Roberto Vergara Felszeichnungen der Inkas
Quelle: dpa

Die spanischen Kolonialherren interessierten sich weniger für Wüste. Dafür umso mehr Chile, Peru und Bolivien, die nach ihrer Unabhängigkeit im Salpeterkrieg (1879-1884) um das Gebiet und die wertvollen Bodenschätze in der vulkanisch sehr aktiven Region kämpften: Gold, Silber, Kupfer und Lithium werden heute noch in Minen im Süden der Atacama gewonnen. Auch Salpeter, dessen Säure früher zur Herstellung von Schießpulver verwendet wurde.

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Einige dürften sich noch an das Unglück in der Mine San José bei Copiapó von 2010 erinnern, bei der 33 Bergleute fast drei Monate verschüttet waren. Alle wurden lebend geborgen, und weltweit sprachen die Medien vom „Wunder in der Atacama“. Hollywood verfilmte die Geschichte mit Antonio Banderas und Juliette Binoche als „69 Tage Hoffnung“ (Originaltitel „The 33“).

Zum Sterne beobachten ist die Atacama perfekt

Wer Realität und Fiktion in der Atacama nachspüren möchte, schließt sich Fidel Arcancibia an. Der 58-Jährige, der schon mit acht Jahren anfing, unter Tage zu schuften, führt Touristen zu stillgelegten Minen rund um das Goldgräberstädtchen Inca de Oro. Er zeigt, wie man arbeitete, erklärt Mineralien und Abbautechniken im Minengebiet der Küstenstadt Chañaral. Und lädt auch in sein Restaurant, wo er Ziegeneintopf oder Charqui-Trockenfleisch mit Weizenpüree als „Minenküche“ serviert.

Atacama in Chile: Fidel Arcancibia zeigt Touristen bei Inca de Oro die alten Gold- und Silberminen
Fidel Arcancibia zeigt Touristen bei Inca de Oro die alten Gold- und Silberminen
Quelle: dpa

Wir übernachten in einem kleinen Bergdorf namens Agua Dulce beim indigenen Stamm der Kolla. Zwölf Familien leben hier umgeben von majestätischen Bergen. Iris Suárez zeigt uns Kräuter, die sie zum Heilen nutzt. Francisco Cortez ist stolz auf seine Ziegenzucht. Die Dorfbewohner erzählen von Traditionen, ihrer aussterbenden Sprache.

Atacama in Chile: Iris Suárez vom Stamm der Kolla zeigt endemische Kräuter, die sie zum Heilen nutzt
Iris Suárez vom Stamm der Kolla präsentiert endemische Kräuter, die sie zum Heilen nutzt
Quelle: dpa

Und Astro-Tourismusguide Carlos Araya, selbst kein Stammesangehöriger, erläutert, wie wichtig den Kolla der Sternenhimmel für ihre Interpretationen war. Dies ist aber auch kein Wunder. Die Atacama liegt sehr hoch, Fremdlicht gibt es auch heute so gut wie gar nicht. „Wir haben 320 wolkenfreie Nächte im Jahr und keine größeren Städte in der Nähe, weshalb der Himmel hier stockdunkel ist“, sagt Araya.

Auch für die Nacht liebende Touristen ist das ideal: Nur von der Südhalbkugel aus sieht man die berühmten Magellan-Wolken, die beiden hellsten Begleitgalaxien der Milchstraße. Und von nirgends so gut wie von den Höhen der Atacama aus.

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Mit seinem mobilen Profi-Teleskop zeigt uns Araya auch Sternbilder, Planeten und den Mond aus ungewohnter Perspektive. „Es ist der ideale Ort, um den Sternenhimmel zu beobachten“. Nicht umsonst befänden sich die größten Sternwarten der Welt in der Region.

Baden mit Blick auf das Dach der Anden

Agua Dulce liegt schon auf 2000 Metern Höhe. Doch am nächsten Morgen geht es mit dem Geländewagen immer weiter, auf über 4000 Meter. Die Atacama-Hochwüste ist wohl die bizarrste und spektakulärste Landschaft des Landes. Aufgrund der unterschiedlichen Mineralien leuchten die Berge in Nuancen von Braun und Ocker über Orange und Rot bis zu Türkis und Gelb.

Atacama in Chile: Am Hochmoor im Nationalpark Nevada de Tres Cruces lohnt sich ein Stopp
Am Hochmoor im Nationalpark Nevada de Tres Cruces lohnt sich ein Stopp
Quelle: dpa

Und das Farbspektakel geht weiter: Tiefes Blau eines wolkenlosen Himmels steht im krassen Kontrast zum blendenden Weiß der Salzebenen. Kakteenfelder, Canyons, Geysire, Hochmoore und je nach vorherrschendem Mineral mal in Rot, mal in Türkis leuchtende Lagunen in der Salzwüste Salar de Pedernales – aus dem Staunen kommt man kaum raus.

Atacama in Chile: In den Lagunas Coloradas in der Salzwüste Salar de Pedernales badet man auf 3300 Metern Höhe
In den Lagunas Coloradas in der Salzwüste Salar de Pedernales badet man auf 3300 Metern Höhe
Quelle: dpa

Die Laguna Verde, ein grüner See, liegt mit 4200 Meter noch höher. In den natürlichen Thermalquellen daneben, 35 Grad heiß, kann man in feuriger Hochgebirgskulisse baden. Der Blick auf den Ojos del Salado, der mit 6893 Metern höchste aktive Vulkan der Erde, ist unverstellt.

Und er ist längst nicht der einzige Sechstausender in der Region, die man deshalb das „Dach der Anden“ nennt. Mit dem Geländewagen durchqueren wir kleine Flüsse und kommen an Wasserfällen vorbei, die sich aus dem Schmelzwasser der verschneiten Sechstausender speisen.

Atacama in Chile: Der Ojos del Salado, mit 6893 Metern der höchste aktive Vulkan der Erde, spiegelt sich in der Laguna Verde
Der Ojos del Salado, mit 6893 Metern der höchste aktive Vulkan der Erde, spiegelt sich in der Laguna Verde
Quelle: dpa

So unwirtlich diese Gegend auch erscheinen mag, der Artenreichtum ist groß und hochinteressant: Am Salzsee Negro Francisco im Nationalpark Nevado de Tres Cruces sehen wir am nächsten Tag riesige Flamingo-Kolonien. Im Gebiet der Salzgewässer des 590 Quadratkilometer großen Schutzgebietes gibt es unzählige Vogelarten, grasen Herden von Guanacos und Vicuñas – höckerlose Kamelarten – in der kargen Mondlandschaft.

Mit Pinguinen im Pazifik paddeln

Actionreich mit tierischen Begleitern wird es zum Ende des Wüstentrips. Die Atacama reicht bis zum Pazifik – und so sehen wir nicht nur Seelöwen, sondern paddeln in Kajaks mit Humboldtpinguinen im Meer nahe dem Badeort Bahía Inglesa um die Wette.

„Die Tiere kommen mit dem antarktischen Humboldtstrom bis hier in den Norden und sind teils sehr verspielt“, sagt Kajak-Guide Sebastian Urrejola während eines Ausflugs zu vorgelagerten Inselchen, auf denen auch Kormorane und Pelikane nisten. Nur wenige Meter vor unseren Booten tummeln sich auch Delfine und Chungungos im Meer, chilenische Küstenfischotter.

Was hier vor Millionen von Jahren an Meeresdinosauriern herumschwamm, kann man in der Bucht im Freilichtmuseum Sitio Paleontológico Los Dedos bestaunen. Doch erst einmal heißt es nun mit einem Pisco Sour am Strand entspannen.

Türkisblaues Wasser, weißer Sand, Karibikflair. Der Strand von Bahía Inglesa gehört nach denen von Valparaíso zu den schönsten des Landes. Und so kommt auch Strandurlaub während eines chilenischen Wüstentrips nicht zu kurz.

Tipps und Informationen:

Reiseziel: Die Atacama-Wüste befindet sich im Norden Chiles zwischen den Anden und der Pazifikküste.

Anreise: Flugverbindungen nach Santiago de Chile gibt es etwa von Frankfurt/Main, München oder Berlin aus. Weiterflug nach Copiapó.

Einreise: Für die Einreise braucht man einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass. Bei Reisen von bis zu 90 Tagen ist kein Visum nötig.

Reisezeit: Die Atacama-Wüste lässt sich ganzjährig bereisen. Ideal sind aber die kühleren Monate von Mai bis Oktober.

Veranstalter: Ab Copiapó bieten Unternehmen wie Copayapu Travel, Chillitrip oder Atacamensis mehrtägige Touren durch die Atacama an.

Weitere Auskünfte: chile.travel/de

dpa

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