Falls Fluggäste entspannt mitsummen zur Boardingmusik, dann hat eine Airline alles richtig gemacht. Kein Gedudel, kein Trällern in der Endlosschleife beim Einsteigen, sondern idealerweise Melodien, die gestresste oder flugängstliche Passagiere beruhigen, klangvoll auf das Reiseziel einstimmen und zugleich zum emotionalen Soundtrack einer Airline werden.
Ein wunderbares Beispiel dafür ist Ethiopian Airlines. Wer mit dieser Fluggesellschaft gen Afrika fliegt, freut sich über deren charakteristische Bordmusik: Ein African-Spirit-Chor weckt die Reise-Sehnsucht, ein musikalisches Markenzeichen der Airline, nostalgisch, aber sehr emotional.
Oder unterwegs mit Hawaiian Airlines: Ihre melodischen Songs stammen allesamt von lokalen Künstlern, stets begleitet von der Ukulele, sodass Reisende, wenn sie die Augen schließen, sich schon fast am Waikiki Beach wähnen. Die Melodien sind so eingängig, dass die Airline sogar eine Playlist mit ihren Boarding-Tracks für das Hawaii-Feeling am Strand entwickelt hat.
Natürlich ist Musik auch in der Luft Geschmackssache. Die einen schätzen lokale Songs, andere Elektrobeat oder doch lieber Klassiker, und nicht wenige setzen gleich ihre Kopfhörer auf, um ihre Ruhe zu haben. Zum Beispiel Mitteleuropäer, die von dem Straussschen „Donauwalzer“, der bei Austrian Airlines gespielt wird, genervt sind. Reisende aus anderen Kontinenten summen den Austro-Ohrwurm dagegen ausgesprochen gern mit.
Wenn der Werbespot für eine Airline zum Hit wird
Längst gibt es Airline-Klassiker, die zum Hit geworden sind. Wie der 30 Jahre alte Worldbeat-Song „Adiemus“ mit New-Age-Klängen. Damit schrieb die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines 1994 ein Stück Popgeschichte. Wer den Song heute bei der Musik-Plattform Spotify sucht, staunt über nicht weniger als 60 Millionen Streams. Komponiert wurde der Hit für die Airline als Werbespot vom walisischen Produzenten Karl Jenkins mit polynesischen Vibes. Die Plattenfirma EMI presste damals den Titel als Single-CD und „Adiemus“ wurde zum Evergreen.
An diese beispielhafte Kreativität in der Luftfahrt hat Qatar Airways angeknüpft: Die arabische Fluggesellschaft leistet sich eine eigene Komponistin: die Sängerin und Songwriterin Dana Al Fardan, 38, die erste Frau aus dem Emirat Katar, die auf Englisch singt. Ihre beruhigenden Songs sind nicht nur am Persischen Golf ein Hit.
Andere Airlines setzen auf Bewährtes, nach dem Motto: Was läuft, das läuft. Seit 1989 verwendet British Airways noch immer „Aria on Air“ als Bordmusik, eine Adaption des Sopranduetts „Flower Duet“ für die französische Oper Lakme.
Die amerikanische Fluggesellschaft United wiederum spielt auf jedem Flug „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin. Und zwar rauf und runter – beim Boarding, in den Lounges, selbst im Sicherheitsvideo, sodass sicher so mancher Passagiere glaubt, der Song sei kein 100 Jahre alter Jazzklassiker, sondern nur die Erkennungsmelodie der Airline. 1987 sicherte sich United die Nutzungsrechte von „Rhapsody“ für eine jährliche Gebühr von 300.000 US-Dollar. Ein Deal, der sich bis heute auszahlt.