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Gaming als Geschäftsmodell

Startrampe für die Profis von morgen

Veröffentlicht am 26.05.2023Lesedauer: 4 Minuten
Spieler auf der der Messe Gamescom in Köln, die Tausende Gamer aus vielen Ländern anzieht Der Kölner Unternehmer Alexander Albrecht organisiert Game-Events wie das Uniliga-Finale 2019.
Unternehmer Alexander Albrecht organisiert auch Game-Events wie das Uniliga-Finale 2019Quelle: Uniliga

Wer „Digital Natives“ als Mitarbeiter gewinnen will, muss sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren – dabei hilft die Kölner Firma „Build a Rocket“ von Alexander Albrecht

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Seit Alexander Albrecht 16 Jahre alt ist, dreht sich bei ihm alles um elektronische Spiele, heute meist „Gaming“ genannt. Diese Begeisterung hat der gebürtige Kölner zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Seine Firma Uni eSports hat mittlerweile 15 Mitarbeiter. Ursprünglich von Studierenden gegründet, wandelte Albrecht das Start-up 2017 in eine GmbH um. Seit 2014 ist die Agentur der wichtigste Ansprechpartner für E-Sport an deutschen Hochschulen, sie ist Organisator der Uni-Liga, der größten E-Sport-Liga im Universitätsumfeld.

Mehr als 40.000 aktive Spieler in rund 600 Teams

„Die Uni-Liga gilt als Startrampe für die E-Sport-Profis von morgen und bildet das Fundament für den Amateur-E-Sport in ganz Deutschland“, sagt der 40-Jährige. Neben der Ausrichtung von Wettbewerben biete die Liga auch Livestreams an, Teilnahmevoraussetzung ist die Immatrikulation an einer deutschen Hochschule. Darüber hinaus berät Uni eSports Studierende beim Aufbau von E-Sport-Netzwerken und -Turnieren und unterstützt sie bei der Gründung lokaler Hochschulteams.

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Derzeit seien mehr als 4000 aktive Spielerinnen und Spieler in mehr als 600 Teams an rund 200 Standorten in der Uni-Liga organisiert, so Albrecht. Alle Wettbewerbe und die dazugehörigen Matches werden live auf dem Uni-Liga-Twitch-Kanal ausgestrahlt – samt Kommentaren, Analysen und Interviews mit den Uni-Liga-Spielern.

Der Kölner Alexander Albrecht berät Gaming-Unternehmen und organisiert Spiele-Events, darunter die deutschen Hochschulmeisterschaften
Alexander Albrecht, 40, ist Gründer und Geschäftsführer der Kölner Firma „Build a Rocket“Quelle: build a rocket, Köln

„Wir haben gemerkt, dass viele Menschen auch gerne bei E-Sport-Veranstaltungen zuschauen“, sagt Albrecht. Deshalb organisiert er seit 2002 Touren durch Deutschland mit vielen Zuschauern, ähnlich wie beim Fußballspiel. Der Unternehmer gewann dafür Sponsoren, gute Spieler bekamen zunächst eine überschaubare Gage von 100 Euro. Mittlerweile, so Albrecht, könnten Profispieler 10.000 bis 25.000 Euro im Monat verdienen. Und davon gebe es mittlerweile allein in Deutschland mehrere Hundert. Zumeist seien sie bei Vereinen angestellt, die sich über Sponsoren und Preisgelder finanzieren. Weltweit seien mittlerweile fünf bis acht Millionen Menschen als „Streamer“ aktiv, so Albrecht, die Zuschauerzahlen lägen täglich bei rund 2,8 Millionen.

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Für Albrecht ist die Studenten-Liga eine „Graswurzel-Bewegung“ zur Förderung des Nachwuchses. „Das ist hier ähnlich wie beim Fußball, die echten Talente befinden sich im Promille-Bereich.“ Doch anders als Fußball sei E-Sport in Deutschland immer noch Elitensport. Denn gute Rechner seien teuer, viele Jugendliche und Studenten könnten sich das nicht leisten. „Hier müsste mehr öffentlich gefördert werden, auch die Ausstattung mit leistungsfähigem Internet und WLAN.“ Die Gaming-Wirtschaft brauche ebenfalls mehr öffentliche Förderung von Bund, Land und der Stadt Köln, fordert Albrecht, der im August auch wieder auf der Gamescom in Köln präsent sein wird, Europas führender Messe für digitales Gaming.

Seit zehn Jahren selbständig

Bis 2013 arbeitete Albrecht für die Kölner ESL. Die einst als Electronic Sports League gegründete Firma ist weltweit die älteste Marke im E-Sport, mittlerweile gehört die ESL dem saudi-arabischen Staatsfonds. Sie fungiert heute nicht mehr als Liga, sondern als Veranstalter verschiedener Turniere und Ligen, die auch in der Kölner Lanxess-Arena ausgetragen werden. „ESL hat ja auch rund 1400 Arbeitsplätze geschaffen, das ist ein großer Erfolg“, sagt Albrecht über seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld betreibt Albrecht die auf Gaming-Themen spezialisierte Agentur „Build a Rocket“ (zu Deutsch: Bau eine Rakete) mit 60 festen Mitarbeitern. „Alle wollen digitale Raketen sein, und wir helfen, diese zu bauen“, erklärt Albrecht den Firmennamen. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung wird häufig das Bild der Rakete verwendet, die gezündet werden müsse, um Unternehmen in die Zukunft zu katapultieren. Einige seiner Projektmanager, Berater und Designer sind Albrecht zufolge in Großbritannien, Frankreich, Spanien, den USA und in Südkorea tätig. Als Kunden nennt er etwa SAP, Nestlé, Congstar und LG Electronics. Denen helfe man bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern, indem man auf den relevanten Kanälen mit der Zielgruppe kommuniziere.

Nach Feierabend wird im Büro gespielt

„Heutige Digital Natives können Sie nicht mehr mit einer Zeitungsannonce auf sich aufmerksam machen und sich dort als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.“ Das funktioniere besser mit Filmen und der Präsenz auf Kanälen wie Twitch, wo auch gespielt wird. „Eine Firma, die E-Sports kann, hat in der Regel auch den Rest der Digitalisierung verstanden“, sagt Albrecht, der derzeit in Ländern wie Saudi-Arabien und Marokko mit Beratungsprojekten engagiert ist, die helfen sollen, eine bessere Infrastruktur zu etablieren und Zugang zu starkem Internet für alle zu fördern. „Bei uns soll jeder mitspielen können“, betont Albrecht.

Wer junge Talente an sich binden wolle, müsse diesen Arbeitsbedingungen bieten, die zu ihrer Lebenswelt passen. „Diese Leute können Sie nicht im Büro in die alte Papierwelt zurückholen.“ Auch er lasse seinen Mitarbeitern möglichst große Freiheit. „Wenn einer morgens zum Sport geht und dann zu Hause arbeiten möchte, ist das kein Problem“, sagt Albrecht beim Rundgang durch die hellen Agenturräume. „Was uns alle verbindet, ist der Enthusiasmus.“ Deshalb werde nach Feierabend oft gemeinsam im Büro gespielt.

Guido M. Hartmann