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Überfälle geplant

Warum deutsche Zollfahnder im Visier internationaler Drogenkrimineller stehen

Veröffentlicht am 05.07.2024Lesedauer: 3 Minuten
Ermittler berichten über Rekord-Kokainfund
Polizisten sichern einen Lastwagen mit sichergestelltem Kokain auf der Ladefläche (Symbolfoto)Quelle: dpa/---

Zollfahnder warnen schon länger vor Sicherheitslücken bei der Verwahrung beschlagnahmter Drogen und fordern bessere Schutzausrüstung. Aktuell sollen französische Kriminelle einen Überfall auf den Hamburger Zoll planen, um an 480 Kilogramm sichergestelltes Kokain zu gelangen.

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Zollfahnder warnen vor Sicherheitslücken bei der Verwahrung beschlagnahmter Drogen und fordern bessere Schutzausrüstung. Die geht aus einem Bericht der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender NDR und WDR hervor.

Internen Dokumenten zufolge stellte der Zoll in Bremen und Hamburg im vergangenen Jahr fest, dass „auf der Täterseite die Gewaltbereitschaft deutlich zunimmt“. Deshalb sei mit Angriffen auf den Zoll zu rechnen, um wieder an die sichergestellten Drogen zu gelangen. Da die Banden „zunehmend überlegener“ bewaffnet seien. Zollfahnder hätten deshalb eine bessere Ausstattung gefordert, bisher wohl ohne Erfolg.

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Dabei ist die Gefährdungslage offenbar aktuell: Den Recherchen zufolge wurde in der vergangenen Woche der Zoll Hamburg über Erkenntnisse belgischer Kollegen informiert. Demnach sollen bewaffnete Täter aus Frankreich planen, Hamburger Zöllner zu überfallen, um 480 Kilogramm sichergestelltes Kokain an sich zu bringen, heißt es in einer Pressemitteilung der beiden Sender.

In den Hafenstädten Hamburg und Bremerhaven haben die Behörden seit Jahren immer größere Kokainfunde sichergestellt. Laut Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA), das am Mittwoch vorgestellt wurde, hat sich die Sicherstellungsmenge bei Kokain in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren verdoppelt – im Jahr 2023 waren es rund 43 Tonnen. Das BKA warnt zudem vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft der Drogenbanden.

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Nach derzeitiger Rechtslage dürfen sichergestellte Drogen grundsätzlich nicht unmittelbar vernichtet werden, sondern müssen bis zur rechtskräftigen Verurteilung der Täter als Beweismittel aufbewahrt werden, heißt es in der Mitteilung. Der Zoll in Norddeutschland soll viele Tonnen sichergestelltes Kokain lagern, der Schwarzmarktwert ist enorm. Die geheimen Lagerorte sind offenbar nur durch Alarmanlagen gesichert.

Bereits 2022 soll die Zollfahndung die Generalzolldirektion (GZD) laut der internen Dokumente auf eine wachsende Gefährdung ihrer Fahnder aufmerksam gemacht haben. Die GZD leitet bundesweit die Aufgaben des Zolls, sie untersteht dem Bundesfinanzministerium.

Ausstattung mit Maschinenpistolen gefordert

In der Regel sind Zollfahnder sehr früh vor Ort, wenn Großmengen Kokain sichergestellt werden. Sie tragen allerdings nur Handfeuerwaffen. Maschinenpistolen tragen derzeit nur wenige Kräfte im Zoll. Diese müssen nun bei jedem Kokainfund im Hamburger Hafen angefordert werden.

In einem Schreiben hatte die Zollfahndung in Hamburg deshalb um eine Ausstattung mit Maschinenpistolen, Panzerwagen und mit starken Schutzwesten gebeten, die auch dem Beschuss mit automatischen Waffen standhalten. Dies sei notwendig, da die Banden zunehmend auch mit Schnellfeuerwaffen ausgestattet seien.

Auch in einem zollinternen Workshop im vergangenen Jahr zu „Gefährdungslagen bei Großsicherstellungen“ von Drogen sollen Zöllner aus Hamburg und Bremerhaven Sicherheitslücken beklagt und unter anderem gefordert haben, Helme anzuschaffen. Sie sollen zudem bemängelt haben, dass Zöllner an der Containerprüfanlage im Hamburger Hafen überhaupt keine Waffen tragen würden. Bis heute wurden die Forderungen der Zollfahnder offenbar nicht erfüllt, heißt es aus Zollkreisen.

dfe