Es wird, mit Verlaub, so viel unwissenschaftlicher Humbug in Bezug auf Ernährung verbreitet, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Keine Kohlenhydrate, kein Gluten, kein Fett, kein Zucker, kein Fleisch, keine Milch. Da bleibt nicht mehr viel übrig.
Verbote sind die neuen Gralswächter der Gesundheit. Statt „alles in Maßen“ trompeten einflussreiche Food-Blogger und Lifestyle-Gurus die Ideologie des „clean eating“ auf ihren Instagram-Accounts in die Welt hinaus. Und viele, gerade junge Menschen, hören zu - und ändern daraufhin ihre Essgewohnheiten. Das hat auch eine Ernährungsstudie der Techniker Krankenkasse (TK) gezeigt, die zusammen mit der Verbraucherorganisation Foodwatch vorgestellt wurde.
Dabei fällt ein Ergebnis sofort ins Auge: Zwölf Prozent der jungen Erwachsenen gaben an, Milchprodukte völlig aus ihrer Ernährung verbannt zu haben. Noch im Jahr 2013 hatte das nur ein Prozent angegeben. Ein rasanter Anstieg, hinter dem sich auch ein Trend verbirgt, der die in Milch enthaltene Laktose als gesundheitsschädlich deklariert. Wir Menschen seien eben nicht dazu gemacht, die Milch von anderen Säugetieren zu uns zu nehmen.
Was ist dran an dieser Behauptung?
Zunächst sollten wir vielleicht klären, was Laktose überhaupt ist. Bei Laktose handelt es sich um einen Zucker, der in Milch und Milchprodukten vorhanden ist - kann dieser Zucker vom Körper nicht verdaut werden, spricht man von einer Laktoseintoleranz. Dann fehlt, oder wird nur unzureichend produziert, das Verdauungsenzym Laktase. Die Folge: Der Verzehr von Milch und Milchprodukten kann zu Blähungen, Magenkrämpfen, Übelkeit und Durchfall führen.
Laktoseintoleranz ist weltweit gesehen gar nicht so selten. Zirka 75 Prozent der Weltbevölkerung produzieren keine Laktase im Erwachsenenalter. In Europa sieht diese Zahl allerdings anders aus. Hier wird seit Tausenden von Jahren Rinderhaltung betrieben und entsprechend viel Milch getrunken. Genetisch kam es so zu einer Anpassung, die dazu führte, das in Mitteleuropa nur um die 20 Prozent der Bevölkerung Laktase-Mangel hat. Im Norden Europas ist diese Zahl etwas höher, Richtung Süden nimmt sie langsam ab.
Sollten wir grundsätzlich auf Milchprodukte verzichten?
Selbst wer in unseren Breitengraden Laktasemangel hat, kann unter Umständen durchaus weiter Milch zu sich nehmen. Denn eine schlechtere Absorption der Laktose führt nicht zwangsläufig zu einer Intoleranz, die mit unangenehmen Symptomen einhergeht. Sauermilchprodukte, also z.B. Joghurt und Kefir, aber auch bestimmte Käsesorten sind oft verträglich. Wer sich unsicher ist, kann beim Arzt einen Test auf Laktoseintoleranz durchführen lassen oder einfach durch zeitweises Weglassen von Milchprodukten selbst die eigene Befindlichkeit überprüfen.
Generell auf Milchprodukte verzichten, muss aber niemand, der keine Probleme mit dem Konsum hat. Milch ist nämlich sehr wohl gesund. Sie enthält nicht nur Kalzium und wichtige Aminosäuren, sondern auch die Vitamine A und D, B2 und B12 sowie Jod und Zink. Wer keine Laktoseintoleranz hat, kann also sorgenfrei zu milchhaltigen Lebensmitteln greifen. Es sei denn, es gibt ethische Bedenken gegen den Milchkonsum. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Landwirte demonstrieren für Agrarwende
Anlässlich der Grünen Woche haben in Berlin 18.000 Landwirte demonstriert. Sie fordern ein Umdenken in der Agrar- und Ernährungspolitik, die jetzige gehe häufig zulasten kleinerer Betriebe.
Quelle: N24