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  4. Sportuhr: So trägt sich die „Black Bay Fity-Eight“ von Tudor

Uhren Tragetest

3000 Euro sind machbar – aber will ich wirklich eine Sportuhr?

Textchef ICON / Welt am Sonntag
Das Modell mit Stoffarmband passt im Zweifel auch unter eine Hemdmanschette Das Modell mit Stoffarmband passt im Zweifel auch unter eine Hemdmanschette
Das Modell mit Stoffarmband passt im Zweifel auch unter eine Hemdmanschette
Quelle: Tudor
Die Marke Tudor ist für robuste Sportuhren bekannt – eigentlich genau die Art von Uhr, für die unser Autor nicht unbedingt brennt. Das Modell „Black Bay Fity-Eight“ hat ihn dann aber doch überrascht.

Marcel Reich-Ranicki hat einmal bemerkt, es gebe Literatur, die er bewundern, aber niemals lieben könne. Damit hat er eine Alltagserfahrung übersetzt: Über Geschmack lässt sich streiten. In meinem Fall bedeutet diese Erkenntnis, dass flache, reduzierte Zeitmesser einen wohligen Kitzel im Bauch auslösen, wohingegen ich die Vorzüge von Sportmodellen jederzeit aus dem Effeff vorbeten kann, doch echte Leidenschaft für diese Uhren noch nie empfunden habe. Kunststück – die Teile sind zumeist recht hoch und haben einen beachtlichen Durchmesser, was mich nur daran erinnert, dass mein dünnes Handgelenk mit daran schuld war, nie Boxweltmeister aller Klassen geworden zu sein.

Patek Philippe

Entsprechende Skepsis herrschte bei mir, als Tudor mir anbot, ihre neue „Black Bay Fifty-Eight“ in Marineblau eine Woche lang am Arm zu tragen. Die Schweizer Herrschaften, die mit Rolex zusammenhängen, produzieren bekanntlich mit das Robusteste, das es auf dem Markt für Sportuhren gibt – und ich sah mich bereits im Freundeskreis mit der Frage konfrontiert, was denn bitte dieser Donnerwecker an meinem Arm zu suchen habe, wo ich doch über Jahre gepredigt hatte, nie ein solches Modell zu tragen.

Die erste Tudor, die bis 200 Meter wasserdicht war

Doch meine Überraschung begann schon beim ersten Umschnallen: Mit 39 Millimetern Durchmesser wirkt nichts klobig – und auch die Höhe von 11,9 Millimetern hält mein Handgelenk locker aus. Die Diskretion bleibt damit gewahrt, meine Version mit Stoffarmband passt im Zweifel sogar unter eine Hemdmanschette (nur zum Smoking würde ich sie nicht empfehlen). Eine alte Schneiderweisheit besagt ferner, dass man mit Dunkelblau Vertrauen gewinnt, weil die Farbe so zurückgenommen daherkommt, das kann ich bestätigen. Der Stundenzeiger im Snowflake-Design haut einem seine Präsenz auch nicht gleich um die Ohren, genauso verhält es sich mit den Indizes und der Aluminium-Lünette.

Das Unternehmen hatte das Modell ab 1958 gebaut, es war die erste Tudor, die bis 200 Meter wasserdicht war. In den 70er-Jahren stieg die Uhr zum Standard bei der französischen Marine auf und erwies sich allen Strapazen auf See ohne Mühe gewachsen. Vor zwei Jahren stellte die Marke eine Version in Schwarz vor, in ihr arbeitet das Manufakturwerk MT5402 mit 70 Stunden Gangreserve, das einzig zu dem Zweck konstruiert wurde, möglichst genau zu ticken und dabei so belastbar wie irgendwie denkbar zu sein.

Besuch bei Dolce & Gabbana
Bildschirmfoto 2019-11-29 um 16.03.30
Im Atelier von Dolce & Gabbana

Wenn das so ist, dachte ich bei mir, kann ich ja mal richtig gemein sein zu dem Ding. Gedacht, getan: Ich bin mit meiner Begleiterin Laufen gegangen, habe Frisbee gespielt und stand mehr als zehn Minuten lang mit ihr unter der Dusche, weil Wasserdampf ihr besonders hart zusetzt. Ich habe mit ihr gekocht, habe sie beim Spülen unter den Wasserhahn gehalten und bin völlig unabsichtlich gegen eine Holztischkante gestoßen. Hat sie alles nicht interessiert, sie lief einfach präzise weiter. Offenkundig sind die Tests, die sie bei Tudor nach der offiziellen Zertifizierung als Chronometer bei der COSC bestehen muss, tatsächlich äußerst hart.

Testurteil: Die Tudor hält auch dem härtesten Wasserstrahl stand
Testurteil: Die Tudor hält auch dem härtesten Wasserstrahl stand
Quelle: privat

Nun zum Preis – der ist bei meiner Version mit Stoffarmband mit 3060 Euro im Bereich des Machbaren. Also nahm ich mir vor, das ganze nächste Jahr extrem sparsam zu leben, und sagte der netten Dame, die mir die Uhr ausgehändigt hatte, dass ich meine „Black Bay“ am liebsten behalten wolle. Zur Antwort erhielt ich ein Kichern – und die Worte: „Ja, ja, das wollen viele.“ Es gibt demnach in Deutschland mehr Interessenten als Uhren. Gut für das Unternehmen, blöd für mich.

Alle Folgen unserer Kolumne „Zehn Minuten Zeit“ finden Sie hier.

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Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

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12.7.2020
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Quelle: WELT AM SONNTAG


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