WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. ICONIST
  3. Service
  4. Töpfchentraining oder abwarten? Wie wird mein Kind trocken?

Service Windel weg?

Töpfchentraining oder abwarten? Wie wird mein Kind trocken?

Managing Editor LIFESTYLE
Potty Training Potty Training
Auch die Hirnreife spielt eine Rolle bei der Windelfrage
Quelle: Getty Images/Catherine Falls Commercial
Mit spätestens drei Jahren soll das Kind keine Windel mehr brauchen? Und mit Drei-Tages-Programmen kriegt man das auch hin? Viele Eltern sind unsicher, was das „Trockenwerden“ angeht. Eine Kinderärztin erklärt, ob, wann und wie man es wirklich trainieren kann und auf welche Signale Eltern achten sollten.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Diverse Ratgeber und Anleitungen im Internet versprechen Eltern „Windelfrei in drei Tagen“, mal sind es sieben, mal gar nur einer – und doch klappt es beim einen Kind schneller, beim anderen dauert es länger bis es tagsüber und auch nachts zuverlässig keine Windel mehr braucht. Vergleiche oder Nachfragen aus dem Kindergarten machen manche Eltern schnell nervös und sie fragen sich: Wann muss ich etwas tun? Ist das noch „normal“? Und warum passieren uns immer wieder Rückschläge und gerade nachts ist das Bett dann doch wieder nass?

Karella Easwaran ist Kinder- und Jugendärztin mit eigener Praxis in Köln. Sie ist außerdem Autorin („Das Geheimnis gesunder Kinder“) und unterstützt die Windelmarke Pampers als wissenschaftliche Beraterin. In ihre Praxis kommen häufig Eltern, die unsicher darüber sind, welche Meilensteine der Entwicklung wann erreicht sein sollten – ein wichtiges Thema ist hier auch die Sauberkeitsentwicklung.

WELT: Stichwort „Töpfchentraining“ – manche schwören darauf, andere sagen, Anleitungen auf Zeit zum Trockenwerden setze Familien nur unter Druck. In den USA etwa nehmen viele Daycare-Einrichtungen Kinder, die nicht „potty trained“ sind, gar nicht erst auf. Sollte man wirklich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem solchen Training anfangen?

Karella Easwaran: Für ein Kind ist es ein bedeutsamer Entwicklungsschritt, seine Blase kontrollieren zu können. Eltern können es dabei aktiv unterstützen. Wichtig ist, dass sie sich dabei am Kind orientieren: Zeigt es Signale, dass es trocken werden will, können sie spielerisch darauf eingehen. Machen Eltern zu früh zu viel Druck, wirkt sich das ungünstig aus, genauso wie ein zu spätes und zu laxes Toilettentraining. Wann genau die Sauberkeitserziehung beginnen sollte, hängt stark von kulturellen Vorstellungen ab. In westlichen Ländern fangen wir meist zwischen 18 und 24 Monaten damit an, das Kind an Töpfchen oder Toilette zu gewöhnen, häufig aber auch später. Zeigt das Kind Interesse, wird empfohlen, mit 18 Monaten zu starten. Dies entspricht auch der von zahlreichen Fachgesellschaften ausgearbeiteten Leitlinie.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

WELT: Was sind die Vor- oder Nachteile von Töpfchentraining?

Easwaran: Manchen Eltern helfen Trainingsprogramme, weil sie ihnen eine Orientierung geben können. Wichtig ist aber zu betonen, dass diese Programme keine wissenschaftlich geprüften Lernmethoden sind. Insofern lassen sich die Trainings auch nicht per se als gut oder schlecht bewerten. Sie scheitern in der Realität allerdings oft daran, dass jedes Kind anders ist. Es gibt Kinder, die klare Vorgaben gut finden. Andere lehnen sie komplett ab, und auch das sollten Eltern respektieren.

WELT: Wie realistisch sind Versprechen von diversen Anleitungen, in denen es heißt: in drei Tagen ohne Windel!

Easwaran: Auch hier gilt wieder: Die Wirksamkeit solcher Trainingsprogramme ist wissenschaftlich nicht belegt. Jedes Kind reagiert individuell darauf. Es gibt durchaus Kinder, die nach einem Tag einfach auf die Toilette oder das Töpfchen gehen und die Windel für immer los sind. Andere sind nach Wochen noch nicht so weit. Wenn ein Kind sich bereit zeigt und gerne ausprobieren möchte, trocken zu werden, dann ist es in Ordnung, es mit einer solchen Trainingsmethode als Hilfsmittel zu versuchen. Allerdings sollten Eltern vorsichtig sein und nicht erwarten, dass das Kind tatsächlich nach drei Tagen trocken ist. Wenn das dann nicht funktioniert, ist die Enttäuschung groß. Wir sollten uns immer nach dem Kind richten.

5I7A4120
Karella Easwaran ist Kinderärztin und Mutter von zwei Söhnen
Quelle: Karella Easwaran

WELT: Wie wird ein Kind denn sonst „sauber“? Passiert es vielleicht auch mal von ganz alleine, mehr oder weniger, wenn die Hirnreife so weit ist?

Anzeige

Easwaran: Häufig werden Kinder tatsächlich von einem Tag auf den anderen trocken. Die meisten Kinder schaffen es bis zum fünften Lebensjahr, sowohl am Tag als auch in der Nacht ihre Blase zu kontrollieren. Bei acht Prozent dauert es länger. Einige Kinder sind bereits mit eineinhalb Jahren trocken, während andere erst mit vier Jahren die Kontrolle erlangen. Das hat mit der individuellen Reifung des Gehirns und des Nervensystems zu tun. Sie verläuft bei jedem Kind in einer anderen Geschwindigkeit. Außerdem können auch genetische Faktoren, das Umfeld und der Grad der emotionalen Unterstützung eine Rolle spielen.

WELT: Können Sie erklären, wie Hirnreife und Blasen- und Darmkontrolle zusammenhängen?

Easwaran: Kinder müssen lernen, die Signale einer vollen Blase oder eines vollen Darms zu erkennen. Das gelingt ihnen erst, wenn ihr Gehirn und ihr Nervensystem die nötige Reife dafür erreicht haben. Um die Signale zu übertragen, braucht es ausreichend entwickelte Nervenbahnen. Damit dann auch das Gehirn die Signale bewusst wahrnehmen und interpretieren kann, müssen verschiedene Hirnregionen so weit sein. Das gilt besonders für den präfrontalen Kortex und das pontine Miktionszentrum, das eine zentrale Rolle bei der Blasenentleerung spielt. Der Reflex zur Blasenentleerung erfordert schließlich eine Koordination zwischen Gehirn, Rückenmark und den außerhalb davon liegenden, peripheren Nervs. Dieser Reflex ist bei Säuglingen noch unwillkürlich. Kinder lernen mit zunehmender Hirnreife, ihn zu kontrollieren.

Unterstützen Eltern ihre Kinder mit regelmäßigem Toilettentraining, lernen diese, ihre körperlichen Bedürfnisse zu erkennen und darauf zu reagieren. Kinder, die in einem unterstützenden, emotional stärkenden Umfeld aufwachsen, können Blase und Darm oft schneller kontrollieren.

WELT: Wie kann man das denn ganz konkret begleiten und unterstützen?

Easwaran: Kinder beim Trockenwerden zu begleiten, braucht Zeit, Geduld und eine positive Herangehensweise. Eltern tun gut daran, wenn sie eine entspannte Atmosphäre schaffen. Negativer Druck und hohe Erwartungen können kontraproduktiv sein. Vielen Kindern helfen feste Routinen, wie Toilettengänge nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Eltern sollten ihre Kinder zudem explizit ermutigen, eine volle Blase wahrzunehmen, zur Toilette zu gehen und sich die Hände zu waschen. Das fördert Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Lob und kleine Belohnungen können die Kinder dabei motivieren. Absolut zu vermeiden sind Druck oder gar Strafen, wenn es zu Unfällen kommt.

Eltern können ihre Kinder auch ganz praktisch unterstützen, mit leicht zu öffnender Kleidung und einer gut zugänglichen Toilette. Sie können genau vormachen, wie man die Toilette benutzt, und Fragen dazu beantworten. Von Vorteil ist, wenn alle Betreuungspersonen des Kindes an einem Strang ziehen und offen über das Thema sprechen. Wenn das alles nichts fruchtet, kann eine ärztliche Beratung hilfreich sein, um mögliche medizinische oder entwicklungsbedingte Gründe zu klären.

Anzeige

WELT: Gibt es dafür einen Richtwert, wann es spätestens funktionieren sollte?

Easwaran: Die meisten Kinder entwickeln die Kontrolle über Blase und Darm zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr. Im Durchschnitt sind die meisten Kinder tagsüber bis zum dritten Geburtstag trocken. Es gibt jedoch kein festes „Frühestens“ oder „Spätestens“. Geduld und Unterstützung sind dabei entscheidend. Wenn ein Kind aber im Schulalter tagsüber oder nachts regelmäßig einnässt, ist es ratsam, einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin zu konsultieren, um mögliche Ursachen abzuklären und gegebenenfalls Unterstützung zu erhalten.

WELT: Wie geht man mit dem Druck aus dem Kindergarten um oder mit den Vergleichen mit anderen?

Easwaran: Es kann sehr belastend sein, wenn Eltern Druck aus der Kita oder von anderen Eltern erfahren. Auch Vergleiche führen nicht weiter. Wie gesagt: Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo. Wichtig ist, geduldig zu bleiben und sein Kind liebevoll zu unterstützen. Eltern sollten offen mit dem Kita-Personal und anderen Eltern über ihre Bemühungen und Fortschritte sprechen. Wichtig ist, Vertrauen zu haben. Das Kind wird Blase und Darm kontrollieren können, wenn es dafür bereit ist.

WELT: Was ist der Unterschied zwischen Einnässen tagsüber und nachts?

Easwaran: Tagsüber kann das oft mit Verhaltens- oder Aufmerksamkeitsproblemen zusammenhängen. Passiert es nachts, ist der Grund meist eine verzögerte Blasenkontrolle. Bis zum Alter von fünf Jahren ist es normal, dass ein Kind nachts einnässt. Bei älteren Kindern sollten Eltern mit ihrem Kinderarzt oder ihrer Kinderärztin sprechen, um mögliche Ursachen zu klären und passende Unterstützung zu erhalten. Um ihre Kinder zusätzlich zu unterstützen, sollten Eltern möglichst gelassen und positiv mit dem Kind über das Thema sprechen und auf Schuldzuweisungen verzichten. Als Hilfsmittel können sie wasserdichte Matratzenauflagen oder auch saugfähige Pyjama Pants nutzen, um den Stress für alle Beteiligten zu reduzieren.

WELT: Wann kann ich denn sicher sein, dass es nun sicher gespeichert ist? Wann und warum passieren Rückschläge?

Easwaran: Das Kind kann zuverlässig seine Blase kontrollieren, wenn es über mehrere Monate hinweg sowohl tagsüber als auch nachts trocken bleibt. Vermeintliche Rückschläge können verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel Stress, Veränderungen im Alltag, etwa Umzug oder Schulbeginn, Krankheit oder einfach Müdigkeit. Doch das ist meist vorübergehend. Wichtig ist, geduldig zu bleiben und das Kind weiterhin liebevoll zu unterstützen.

WELT: Manche Kinder werden „windelfrei“ aufgezogen, ist das grundsätzlich ein besserer, wenn auch vielleicht zunächst stressigerer Weg?

Easwaran: Eltern, die Kinder windelfrei aufziehen, verzichten von Anfang an auf Windeln. Sie achten stattdessen auf die natürlichen Signale ihres Babys. Diese Methode kann Vorteile haben, wie eine stärkere Bindung zwischen Eltern und Kind. Möglich ist auch, dass das Kind Blase und Darm früher kontrollieren kann. Windelfreie Erziehung ist aber auch stressiger und zeitaufwendiger, da Eltern ständig auf die Signale des Kindes achten müssen. Ob dieser Weg besser ist, hängt von den individuellen Umständen und Vorlieben der Familie ab.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema