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Meinung Fashion Week

Mode in Berlin? Warum der linke Look so unveränderlich ist

Redakteurin LIFESTYLE
Look von GmbH: Vergangene Saison zeigte das Label Mode mit antisemitischer Botschaft Look von GmbH: Vergangene Saison zeigte das Label Mode mit antisemitischer Botschaft
Look von GmbH: Vergangene Saison zeigte das Label Mode mit antisemitischer Botschaft
Quelle: BFW/GmbH
Auf den Straßen der Hauptstadt wird der Berlin-Style rauf und runter zitiert. Und auch bei der Fashion Week will man von Visionen und gesellschaftlichen Veränderungen nichts wissen. Der Laufsteg bleibt ein aktivistisches Schaulaufen.
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Eine gute Nachricht vorweg: Berlin hat seinen Stil endlich gefunden. Nach drei, vier Jahrzehnten modischer Identitätssuche, begleitet von Wiederaufbau und Wiedervereinigung, können Touristen, die von ihrem Städtetrip zurückkehren, seit einiger Zeit einen charakteristischen Look umreißen. Kurz die Augen schließen, gedanklich in die U5 beamen. Es ist 8 Uhr morgens, mit nüchternem Magen zur Arbeit fahrend, sitzt man in einem Meltingpot aus Verwahrlosten, unlustigen Neukölln-Hipstern, linken Aktivist*innen, düsteren Gestalten. Der Look, der sich vor dem inneren Auge abzeichnet? Ein Mix aus diesen Einflüssen, scheinbar wahllos zusammengewürfelt wie bei Obdachlosen, die auf Kleiderspenden angewiesen sind. Man erkennt ihn sofort – den sogenannten Berlin-Style.

Er wird inzwischen auch international gesehen, der Berlin-Style, erzählen Berliner seit ein paar Jahren stolz und beziehen sich auf irgendeinen „New York Times“-Artikel aus dem Jahr 2015, von jemandem, der mal drei Tage lang wach und halluzinierend in Friedrichshain herumgestreunt ist und irgendwas gesehen hat, was andere nicht gesehen haben. Nach wie vor ist niemandem klar, was an diesem Look, der sich seltsamerweise als individuell feiert, so originell sein soll, wenn er sich allein durch die auf den Jutebeutel gedruckte Botschaft oder irgendeinem „ironisch“ entwendeten Accessoire unterscheidet.

Noch ein Look von GmbH
Noch ein Look von GmbH
Quelle: BFW/GmbH

Trotzdem erhebt diese Stadt weiterhin Anspruch auf eine Modewoche, die gerade stattfindet. Mit welcher Berechtigung? Seitdem sich Mercedes-Benz, höchstwahrscheinlich fremdschämend, von der Berliner Fashion Week weitestgehend distanziert hat, wird der linke Friedrichshain-Streetstyle fast ausschließlich und seit mehreren Saisons auf den Laufstegen der Modewoche rauf und runter zitiert.

Backstage-Look beim Label Lueder
Backstage-Look beim Label Lueder
Quelle: Lueder


Wozu Mode in der Lage ist

Von der Kraft, die Mode besitzt, will die Veranstaltung nichts wissen. Von der einzigartigen Fähigkeit einiger weniger visionärer Designer, den Puls der Zeit zu fühlen und zukünftige Entwicklungen vorherzusehen; von ihrer Arbeit, in der man die feinen Nuancen des Wandels erkennt, die gesellschaftlichen Verschiebungen und die Hoffnungen und Sorgen der Menschen. Mode spürt, wohin es geht, gibt mit Kreationen einen Vorgeschmack auf das Kommende. Mode fordert auf, mutig zu sein, Persönlichkeit zu untermalen. Sie kann hinterfragen, neue Wege aufzeigen.

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In den großen Mode-Metropolen wird das insbesondere jetzt, wo sich das gesellschaftliche Klima ändert, deutlich. Im eleganten Mailand mit verschärft konservativen Schnitten. „Business of Fashion“-Reporter Angelo Flaccavento erkennt außerdem einen „Macho-Charme der späten 50er-Jahre“. In Paris erlangte gerade die Couture, die für das Schaffen von Träumen da ist, neue Anerkennung. Eine wieder aufgeblühte Würdigung des Schneiderhandwerks, das ohne großes Tamtam, sondern nur aus ein bisschen Stoff Anmut und Grazie erschafft.

In Berlin aber verharrt der Laufsteg in einem aktivistischen Schaulaufen, das von Saison zu Saison die immer gleichen -Ismen feiert, genderfluid, divers, bodypositiv. Das all die Menschen und Einkäufer jenseits der Hauptstadt-Blase ignoriert, obwohl die das Geld hätten, das Zeug zu kaufen. Diverse Marken auf dem Schauenkalender – ein paar etablierte vernünftige deutsche Labels, die immer öfter nach Paris fliehen, ausgenommen – bestehen stur auf den Berlin-Style. Nichts davon verkauft sich. Große deutsche Sponsoren schreckt er nur ab. Trotzdem: Es wird auch in Zukunft dabei bleiben.

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