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Mode Stilfrage

„Ich will keine Männerhandtasche tragen. Was ist die Alternative?“

Redakteurin LIFESTYLE
Auf den Laufstegen sind Männerhandtaschen keine Seltenheit Auf den Laufstegen sind Männerhandtaschen keine Seltenheit
Auf den Laufstegen sind Männerhandtaschen keine Seltenheit, im Straßenbild schon
Quelle: WireImage/Dominique Charriau
Portemonnaie, Smartphone, Schlüssel – wohin mit all dem Kram, wenn man als Mann Handtaschen zu feminin findet? Über ein Accessoire, das aus einem bestimmten Grund sogar ziemlich männlich ist. Und eine Idee, wie man auch ohne auskommt.
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„Ich habe meist, wenn ich das Haus verlasse, eine Jacke dabei, um darin mein Portemonnaie, Smartphone und meinen Schlüssel zu verstauen. Jetzt im Sommer brauche ich natürlich keine Jacke und weiß mal wieder nicht wirklich wohin mit all den Sachen. Manchmal gebe ich sie meiner Frau, aber deren Tasche ist oft auch zu klein. Mit Männerhandtaschen als Alternative tue ich mich schwer, viele sind mir zu feminin. Auch vollgestopfte und ausgebeulte Hosentaschen halte ich für eine Style-Sünde.“ Erik L., 50

Tatsächlich ist es erstaunlich, dass Männer oft ohne Handtasche auskommen. Aktentasche, Weekender, Sporttasche, Rollkoffer ja – nur kleine, handliche Modelle haben sich nie so richtig durchgesetzt. Wieso? Sie sagen es selbst, weil es kaum einen anderen modischen Gegenstand gibt, der weiblicher tradiert ist. Außer auf den Laufstegen sieht man nur äußerst selten Männer mit Handtaschen. Daran hat auch all die genderfluide Mode in den vergangenen Jahren und die dazugehörigen Debatten wenig geändert. Trotz aller Versuche, die Grenzen dessen, was als männlich oder weiblich gilt, aufzuweichen, bleiben viele Männer bei ihrer Taschenwahl traditionell.

In diese Lücke stießen dann auch die Feministinnen. Sie sahen nicht einfach eine Tasche, sondern ein Schlachtfeld der Geschlechterpolitik – und hatten in ihren It-Bags eine phallusartige Symbolik erkannt, wie ungefähr in allen Objekten, die länglich sind oder in der Hand gehalten werden. Das Baguette-Täschchen als Zeichen von dominanter Männlichkeit? Geht natürlich gar nicht, also fantasierte man einen emanzipatorischen Akt ins Tragen von Luxushandtaschen hinein. Sie seien ein ironischer Kommentar auf die traditionellen Machtdynamiken, die sich in der Modebranche und darüber hinaus manifestieren, sinnierte etwa Katja Eichinger in ihrem 2020 erschienenen Buch „Mode und andere Neurosen“. Genauer: „Wir können die Designerhandtasche als einen symbolischen Versuch sehen, den Mangel eines Penis zu zelebrieren.“ Nun, zum Glück haben nicht alle Frauen den gleichen Humor, die meisten tragen ihre Taschen aus anderen Gründen, weil sie sich schlicht und einfach an ihnen erfreuen wie an kleinen Kunstwerken. Weil sie das Outfit komplettieren wie kaum ein anderes Accessoire. Und weil sie eben praktikabel sind.

Lauter It-Bags auf den Laufstegen

Wer Handtaschen ebenfalls grundsätzlich für eine gute Idee hält, aus welchen Gründen auch immer, aber noch mit ihnen fremdelt, könnte also anfangen, seine Augen zu trainieren. Sich stundenlang all die Bilder von den Laufstegen der Mailänder und Pariser Modeschauen einzuverleiben, die kürzlich stattgefunden haben. Funktioniert allerdings nicht immer, wie der ein oder andere vielleicht gerade beim EM-Gucken und dem pinken Trikot feststellt, das auch nach Spiel fünf gewöhnungsbedürftig bleibt und außerdem ständig für falsche Torjubel sorgt. Zwar sieht man auf den Straßen inzwischen häufiger Jungs mit Bauchtaschen, die sie schräg über den Oberkörper tragen. Aber Männer, die jahrzehntelang keine Handtasche getragen haben, werden es vermutlich als Erwachsene auch nicht mehr tun. Viele Modelle auf den Laufstegen ähneln außerdem auffällig oft denen von Frauen. Ob man It-Bags mag, muss letztlich jeder Mann selbst entscheiden.

Model mit der Saddle Bag von Dior
Model mit der Saddle Bag von Dior
Quelle: Getty Images/Peter White

Allerdings kann man sich von It-Bag-Trägern durchaus inspirieren lassen. Denn auch sie müssen sich oft aufs Nötigste beschränken. Wer im Alltag gerne alles Mögliche in seiner Tote-Bag rumschleppt – Bürste, Lippenstift, Kopfhörer, Portemonnaie, Tampons, Wasserflasche, Sonnenbrille, Kalender, Taschentücher, Handcreme, Schlüssel und so weiter – steht abends bei einer kleinen Tasche ja auch vor Herausforderungen. Die Lösung: auf den Immer-unnötigen-Krimskrams verzichten und alles so klein wie möglich halten. Wer das prall gefüllte Portemonnaie durch einen Kartenhalter ersetzt, auch wenn man dann in Bargeld-Deutschland einigermaßen aufgeschmissen ist, Karten digitalisiert, den Schlüssel vom Keller der ersten WG endlich vom Bund abnimmt, die olle Klapphülle vom Handy entfernt, beult seine Hosentaschen nicht mehr aus – und wird ganz nebenbei noch zu einem moderneren Menschen.

Haben Sie auch eine Frage rund um Ihre Garderobe, einen Stil, Trend oder ein bestimmtes Kleidungsstück? Was fragen Sie sich regelmäßig, wenn Sie zwischen Schrank und Spiegel stehen? Schicken Sie mir doch einfach eine Mail an mariaantonia.gerstmeyer@welt.de. Ich freue mich auf Ihre Zuschriften!

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