Fünf bestialisch ermordete Kinder und Jugendliche, im Morast versenkte Leichen und ein geisteskrankes Serienkiller-Liebespaar: Die „Moors Murderers“ (Moormörder) Ian Brady und Myra Hindley haben Großbritannien in den 1960ern erschüttert wie kaum ein anderer Kriminalfall. Noch Jahrzehnte nach dem Prozess sollte die Suche nach den Leichen der Opfer die Ermittler beschäftigen.
Brady wurde 1938 im schottischen Glasgow geboren. Sein Vater blieb unbekannt, seine Mutter war mit dem Kind bald überfordert und gab es für einige Jahre an ein anderes Paar ab. Schon als junger Teenager verstörte Brady sein Umfeld, weil er Tiere quälte und tötete. Er setzte sogar einen Hund in Brand, griff seine Mitschüler an und galt als Einzelgänger. Zu dieser Zeit begann er sich auch für den Nationalsozialismus zu begeistern und versuchte, die deutsche Sprache zu lernen.
Mit 13 lebte er wieder bei seiner Mutter und einem Stiefvater im englischen Manchester. Immer öfter wurde er straffällig, brach in Häuser ein und landete im Jugendarrest. Er machte eine Ausbildung zum Buchhalter und fand 1957 eine Anstellung als Lagerverwalter. Der damals 20-Jährige traf 1958 Myra Hindley.
Die 16-Jährige hatte ebenfalls eine problematische Jugend hinter sich, auch wenn sie dabei nicht wie Brady auffällig geworden war. Ihr Vater war Alkoholiker und schlug sie. Als sie 15 war, ertrank ein Freund von ihr, was sie traumatisierte. Wenig später brach sie die Schule ab.
In Brady verliebte sich Hindley Hals über Kopf, auch wenn sie von ihm laut späteren Aussagen zugleich irritiert und fasziniert war. Begierig lauschte sie seinen wirren Ausführungen über Hitler und die Nazis oder dass Mord und Vergewaltigung nichts Falsches seien. Für Brady ließ sie sich ihre Haare blond färben – um mehr seinem „arischen“ Schönheitsideal zu entsprechen.
Unglückliche Kindheiten und verstörende Ansichten allein können freilich nicht die absolut abscheulichen Taten erklären, welche das Paar in den folgenden Jahren beging. Zumindest Brady wurde Jahrzehnte später in der Haft bescheinigt, Psychopath zu sein.
Im Zeitraum von Juli 1963 bis Oktober 1965 ermordeten Brady und Hindley fünf Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren. Unter Vorwänden lockten sie ihre Opfer aus Wohnblocks, von Spielplätzen und der Straße in ihr Auto. Sie folterten und missbrauchten sie sexuell, zwangen sie zu pornografischen Aufnahmen, schnitten ihnen die Kehlen auf oder strangulierten sie. Die Leichen versenkten sie im Saddleworth-Moor nordöstlich von Manchester.
Bei ihrer letzten Bluttat wollten sie Hindleys Schwager David Smith zum Mittäter machen, der so zum Zeuge ihres Mordes an einem 17-Jährigen wurde. Am nächsten Tag informierte Smith die Polizei. In der Wohnung des Paars fanden die Beamten die Leiche des Jugendlichen und nahmen Brady fest. Hindley wurde zunächst nicht inhaftiert, sondern nur als Zeugin befragt, bevor sie einige Tage später wegen Beihilfe zum Mord in Haft genommen wurde.
Die Ermittler fanden Tonband-Aufnahmen, auf denen die Opfer schrien und um ihr Leben flehten. Auf diversen Fotos der Untaten erkannten die Beamten das Saddleworth-Moor. Dort starteten sie umfangreiche Suchaktionen mit Hunden und langen Stöcken und stießen auf zunächst zwei sowie Jahrzehnte später auf eine weitere der Leichen.
Die Überreste eines Zwölfjährigen blieben verschwunden. Wiederholt bat die Familie des Opfers den Serienmörder in den folgenden Jahren, das Versteck der Leiche zu verraten. Doch Brady schwieg zunächst. Weitere Suchaktionen der Ermittler, bei denen Brady zwischenzeitlich dann doch kooperierte, liefen bis ins Jahr 2022, blieben aber erfolglos.
Im Prozess plädierten beide Angeklagten zunächst auf „nicht schuldig“, erst Jahre später gaben sie ihre Untaten zu. Am 6. Mai 1966 wurden beide wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter stellte fest, Brady und Hindley seien „sadistische Killer und über alle Maßen böse“.
Brady wurde zunächst in Gefängnissen, ab Mitte der 1980er-Jahre in geschlossenen Psychiatrien untergebracht. Dort trat er mehrfach in den Hungerstreik und wurde zwangsernährt. Wiederholt äußerte er suizidale Absichten und bat um Sterbehilfe. 2012 schrieb er ein Buch über Serienkiller, dessen Veröffentlichung für landesweite Entrüstung sorgte. Brady starb im Jahr 2017, seine Asche wurde im Meer verstreut.
Hindley blieb bis 1971 im Briefkontakt mit Brady, dann verliebte sie sich in eine ihrer Gefängnisaufseherinnen, Patricia Cairns. Mit ihr plante Hindley, aus dem Gefängnis auszubrechen, was aber aufflog und wofür Cairns wiederum zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Hindley starb im Jahr 2002. Diverse Bestattungsunternehmen weigerten sich, die verhasste Mörderin unter die Erde zu bringen. Cairns verstreute Hindleys Asche schließlich unweit des Saddleworth-Moors.