Der größte der Kirchenväter, Aurelius Augustinus, hat einmal festgestellt: Das höchste Gebot Gottes ist die Selbsterkenntnis. Darum geht es im Christentum: um die Selbsterkenntnis. Diese, so Augustin, ist nichts Selbstverständliches. Natürlich wissen wir immer irgendwie um uns selbst – aber wir nehmen uns nicht wahr.
Augustin ist der erste, der eine Theorie der „Verdrängung“ entwirft: Wir gehen normalerweise in der bunten Welt auf und lassen uns gern von ihr in Beschlag nehmen: Wir konsumieren. Wir gehen in der Arbeit auf. Wir verplanen unsere Freizeit oder fahren in Urlaub. Wir daddeln auf unseren Smartphones herum. Wir lenken uns auf alle mögliche Weise ab – um uns selbst nicht wahrnehmen zu müssen, denn wir ahnen, so Augustin: Selbsterkenntnis kann unangenehm sein. Wir wollen nicht wir selbst sein.