Kassenpatienten wird empfohlen, sich vier Monaten vor Beginn einer Krankheit einen Termin zu holen, damit die Beschwerden auch noch da sind, wenn sie die Audienz beim Arzt haben. Auch sonst gibt es extreme Unterschiede. Während der Arzt den gesetzlich Versicherten mit einem knappen, gebellten Befund wie „Grippe, Krebs, Reizdarm“ abspeist, erfahren Privatpatienten auch den lateinischen Namen der Krankheit, erhalten ein vom Arzt signiertes Röntgenbild und können eine Blue-Ray ihrer Darmspiegelung mit nach Hause nehmen.
Der Arzt benutzt bei der Untersuchung des Privatpatienten frisch gereinigte Instrumente und liefert auf Wunsch auch eine getanzte und gesungene Diagnose. Anschließend verabreichen ihm gut gelaunte junge Arzthelferinnen die jeweilige Medizin und ein Gläschen Champagner zum Herunterspülen. Dem Kassenpatienten erklärt eine resolute ältere Dame in unwirschem Ton: „Jetzt werden Sie erstmal gesund, vorher kann der Doktor Sie nicht behandeln.“