Rassismus

Gemeinsam gegen Rassismus: 45 Menschen erzählen in "People of Deutschland" ihre Geschichten über Diskriminierung

Im neuen Buch "People of Deutschland" hat die Autorin Martina Rink 45 berühmte Menschen versammelt, die ihre Geschichten und Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland teilen 
People of Germany
Nuria Seguí

"People of Deutschland": Diese Personen erzählen von ihren Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland und kämpfen für mehr Diversität.

"Woher kommst du eigentlich?" Eine Frage, die zunächst simpel erscheint – es jedoch nicht für jede:n ist. Stellt man diese Frage einer weißen Person, wird eine Antwort vermutet wie: aus Bayern, aus dem Süden oder aus München. Stellt man diese Frage jedoch People of Color oder jemandem mit Migrationshintergrund, wird eine ganz andere Antwort erwartet: Jemand will wissen, woher die Person "eigentlich" kommt, weil so wie sie aussieht – wie ihre Hautfarbe ist, wie ihre Haare fallen oder wie ihr Name lautet – kann sie ja gar nicht von hier, also aus Deutschland, sein. 

Eine Grenze wird aufgebaut: Wir, die alle scheinbar einheitlich sind – und die anderen, die nicht hierher gehören. Doch was ist dieses "hier" eigentlich und wer bestimmt, ob jemand dorthin gehört oder nicht? Das Stichwort: Vorurteile und Alltagsrassismus. Gibt es in Deutschland im Jahr 2023 nicht? Leider, doch. 

Deutschland lebt von Vielfalt – und trotzdem werden immer noch nicht alle Menschen gleichermaßen behandelt und gesehen. Viele erleben aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder alleine wegen ihres Namens Benachteiligung und Ausgrenzung im Alltag. Solche Erfahrungen sind schwer nachzuvollziehen oder gar zu erkennen – vor allem, wenn man selbst noch nie betroffen war. Um diese Probleme greif- und sichtbarer zu machen, haben Autorin Martina Rink und Unternehmer Simon Usifo unterschiedliche Stimmen zum Thema Rassismus in Deutschland eingefangen und im Buch "People of Deutschland" zusammengetragen. Bekannte Personen aus den Bereichen Mode, Politik, Sport und den Medien erzählen von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung. Wie ist es wirklich, als eine People of Color oder eine Person mit Migrationshintergrund in Deutschland zu leben?

Rassismus im Alltag: Diese bekannten Namen erzählen in "People of Deutschland" von ihren Erfahrungen

Düzen Tekkal 

Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Düzen Tekkal ist wohl eine der bekanntesten Stimmen, wenn es um den Kampf der Frauenrechte auf der ganzen Welt geht – aktuell setzt sie sich ganz besonders für die Iraner:innen und ihre Revolution gegen das herrschende Regime ein. Außerdem gründete sie 2015 zusammen mit ihrer Schwester Tuğba Tekkal die Hilfsorganisation Háwar.help. Düzen Tekkals Expertise wird nicht nur von Medienvertreter:innen zu Rate gezogen, sondern inzwischen auch von Politiker:innen wie Annalena Baerbock und Olaf Scholz.

Joana Mayr

In der Modebranche gibt es wahrscheinlich so gut wie niemanden mehr, der die wunderschönen farbenfrohen Turbane von Designerin Joana Mayr nicht kennt. Doch um dieses Ziel zu erreichen, musste Joana Mayr härter kämpfen, als andere Modesigner:innen. Besonders als Schwarze Mutter habe man es ihr in dieser Branche sehr schwer gemacht: Während sie sich zur Friseurin, Make-up-Artistin und Visagistin ausbilden ließ, arbeitete sie auch noch nebenbei für einen Modekonzern. Eine zusätzliche Weiterbildung sei ihr verweigert worden – weil sie zum zweiten Mal schwanger war. “Da heißt es in der Regel: Familie oder Business. Ich wollte beides und musste dafür viele Steine aus dem Weg räumen.”

Carlotta Nwajide

Carlotta Nwajide ist Profiruderin in der deutschen Nationalmannschaft und hat bereits bei Europameisterschaften sowie Weltmeisterschaften Medaillen gewonnen. Im Sommer 2021 trat sie zudem bei den Olympischen Spielen in Tokio an. Als Tochter einer weißen Mutter und eines Schwarzen Vaters distanzierte sich Carlotta aufgrund rassisitischer Erfahrungen immer mehr von ihrer Hautfarbe und auch ihrer Identität: “Ich versuchte, mich weiß zu machen," schreibt sie in “People of Deutschland". Später verstärkte sich durch Werke von Schwarzen Autor:innen in ihr mehr das Bewusstsein ihrer Selbst und ihrer Herkunft.

Peninah Amanda

Die in Berlin lebende Stylistin ist in der Modewelt einer der bekanntesten Namen, wenn es um Film-, Promi- oder Editorial-Kampagnen geht. Ihre kenianischen Wurzeln habe Peninah Amanda lange verdrängt, habe sich mit weißen Menschem umgeben und sich die Haare jahrelang chemisch geglättet, um besser “reinzupassen”. Somit habe sie sich von ihrer Schwarzen Identität distanziert. Heute trage sie aber am liebsten Braids und könne sich vorstellen, eines Tages wieder in Kenia zu leben. Wie sie diese Entwicklung zu sich selbst geschafft hat, erklärt sie im Buch “People of Deutschland”.

Milka Loff Fernandes 

Milka Loff Fernandes wurde bereits mit 18 Jahren von VIVA entdeckt und moderierte von da an für den Musik-TV-Sender. Um sich ihrer mentalen Gesundheit zu widmen, verabschiedete sie sich 2004 vom Fernsehen. Inzwischen hat die 42-Jährige einen eigenen Podcast "Hallo Selbstwert!". Im Buch “People of Deutschland” schreibt sie, dass sie sich eigentlich nie anders gefühlt habe, aber es trotzdem immer war. Sie sei stolz darauf gewesen Deutsch zu sein, aber aufgrund ihrer Hautfarbe, war sie es für andere nie. Doch sie weiß jetzt: Deutschland hat viele Farben und das ist auch gut so. 

Thelma Buabeng

Schon in ihrer Jugend spielte Thelma Buabeng erfolgreich Theater, 2003 hatte die Schauspielerin aus Meckenheim bei Bonn dann ihr Fernsehdebüt in der ARD-Kultserie "Lindenstraße". Bis dahin spielte sie vor allem in ihren ersten Rollen Geflüchtete, Putzfrauen und Dienstfrauen. Diese sexistischen, rassistischen und patriarchalen Strukturen kritisiert Thelma Buabeng bis heute und setzt sich aktiv für mehr Diversität im Fernsehen und Schauspiel ein. Auch auf Social Media versuche sie ihre Reichweite für den guten Zweck zu nutzen. Dabei sei ihr die Black-Women-Matter-Bewegung besonders wichtig. Sie wolle hiermit zeigen, dass nicht alle Frauen die gleichen Probleme haben, sondern dass je nach Herkunft und Biografie sich diese unterscheiden würden. Aber eines vereine uns: “Wir stehen zusammen wie in einer Sisterhood.”

Martina Rink

Die Autorin und freiberufliche Kreative mit persischen Wurzeln hat mit "People of Deutschland" ihr viertes Buch geschrieben. Hierbei möchte Martina Rink den Rassismus in Deutschland thematisieren, damit Menschen mit Migrationshintergrund und People of Color sich endlich sicher in ihrem Zuhause fühlen können. Besonders nach einem rassistischen Fehlverhalten ihrerseits habe sich Martina Rink auf die Suche gemacht weitere Menschen zu finden, denen vielleicht ähnliches passiert ist. Nicht um ihr Fehlverhalten schön zu reden, sondern anderen die Möglichkeit zu geben, durch solche Geschichten ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und nachzudenken.

Alle weiteren Namen und die dazugehörigen Geschichten können Sie im Buch "People of Deutschland" lesen. Das Buch ist am 04. Februar 2023 erschienen.

Mehr Themen auf Vogue.de