Weil Sichtbarkeit das Wichtigste ist

Das sind die wichtigsten Anlaufstellen für People of Color in Deutschland

Von Initiativen und Beratungsstellen hin zu kulturellen Einrichtungen und Online-Plattformen – diese Anlaufstellen unterstützen und empowern People of Color in Deutschland. Einige von ihnen informieren auch ihre Familien, Partner und Freunde darüber, wie sie selbst sensibler und kritischer im Umgang mit Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung, sowie mit der oft verdrängten deutschen Kolonialgeschichte werden können.
People of color in Deutschland Das sind die wichtigsten Anlaufstellen
Illustration von Ana Leovy

"Weil Sichtbarkeit das Wichtigste ist": Wir erkunden zusammen mit unserer Guest Editor Kemi Fatoba in Videos, Fotostrecken und Artikeln, wie Menschen mit Rassismuserfahrungen Deutschland erleben. Hier geht es um Anlaufstellen für People of Color in Deutschland.

Bundesweite Beratung & Initiativen

ISD – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland

Seit 33 Jahren vertritt die ISD die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland. Der Verein steht für Gerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft ein und befasst sich mit Themen wie der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte, Polizeigewalt und rassistischen Polizeimaßnahmen gegenüber Schwarzen Menschen und People of Color, Migration und Flucht und dem Gedenken an Oury Jalloh (iAn Zusammenarbeit mit der gleichnamige Kampagne). Rassismus in der Werbung, im Schul- und Bildungskontext sind ebenfalls Themen, mit denen sich die ISD beschäftigt. Neben Berlin hat der Verein Niederlassungen in Frankfurt, Gießen, Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart, Hannover und Thüringen. Jeden Sommer findet außerdem ein Bundestreffen statt.http://isdonline.de

Adefra, Schwarze Frauen* in Deutschland

Das oberste Gebot von Adefra ist die Verbesserung der Lebensqualität Schwarzer Frauen in Deutschland. Die Historikerin Katharina Oguntoye, eine der Autorinnen von “Farbe bekennen”, ist die Gründungsfrau des kulturpolitischen Forums von und für Schwarze Frauen, das Mitter der 80er-Jahre von lesbischen Aktivistinnen ins Leben gerufen wurde. Adefra hat es sich zum Ziel gemacht, bislang relativ isolierte Frauen (mit zum Teil sehr unterschiedlich entwickelten Lebensinteressen) nicht nur zusammenzubringen, sondern auch auf Dauer zusammenzuhalten. In unserem Interview erfahren Sie mehr über die Frauen der Adefra und die Geschichte der Initiative.

http://www.adefra.com/

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VBRG – Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt

Der VBRG setzt sich dafür ein, dass Opfer rechter Gewalt bundesweit Zugang zu professionellen, unabhängigen, kostenlosen und parteilich in ihrem Sinne arbeitenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen erhalten. Sie unterstützen die direkt Betroffenen von Angriffen, Bedrohungen, Brandanschlägen und Überfällen ebenso wie deren Angehörige, enge Bezugspersonen und Zeugen: kostenlos, vertraulich, vor Ort, parteilich im Sinne der Betroffenen und auf Wunsch auch anonym.

https://www.verband-brg.de/beratung/

Berlin

EOTO

Der Verein “Each One Teach One”, kurz: EOTO, ist benannt nach einem Prinzip des amerikanischen Südens aus der Zeit der Versklavung. Sobald ein versklavter Mensch eine Fähigkeit wie z.B. Lesen oder Schreiben lernte, was damals verboten war, sollte diese Fähigkeit mit einer weiteren Person geteilt werden. Gegenseitige Solidarität und das Teilen von Wissen sind daher die Prinzipien von EOTO. Der Verein setzt sich aus verschiedenen Abteilungen zusammen, zu denen Antidiskriminierungsberatung, Politische Interessenvertretung und Lobbying, Jugendarbeit und Kulturarbeit zählen. Jeden Februar während des Black History Month werden unterschiedliche Veranstaltungen angeboten – von Meditation über Vorträge hin zu Kino-Screenings und Street-Dance-Workshops. Von 13. bis 16. Juni findet außerdem das EOTO-eigene Literaturfestival “Afrolution” statt, in dem alle Aspekte von EOTO sichtbar gemacht werden.

Each One Teach One (EOTO) e.V., Togostraße 76, 13351 Berlin (hier das Spendenkonto)

Berlin Postkolonial

Der Verein entstand 2007 vor dem Hintergrund des 100-jährigen Gedenkens an den Genozid in Namibia und den Maji-Maji-Krieg in Tansania (1905-1907) – die größten Kriege der deutschen Kolonien. Dieses Gedenken fand von 2004 bis 2008 statt. Berlin Postkolonial will ein breiteres Bewusstsein für Kolonialgeschichte schaffen, speziell im Berliner Stadtraum, wo im Zuge der “Berliner Konferenz” die Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den Kolonialmächten beschlossen wurde. “Wir wollen, dass Leute vor Ort sehen, dass die Spuren des Kolonialismus vor der Haustüre sind. Sie brauchen manchmal nur nach Ihrem Straßennamen zu suchen, um zu sehen, dass es sich um einen Straßennamen aus der Kolonialzeit handelt”, erklärt Christian Kopp, der Mitgründer von Berlin Postkolonial e.V. “Wir wollten den Leuten die Augen öffnen und es hat uns auch selbst interessiert, da weiterzuforschen und zusammenzufassen, was über die lokale Kolonialgeschichte bekannt ist, die ja immer auch global ist. Es ist mit Kolonialismus ähnlich wie mit dem Nationalsozialismus, man kann die Spuren überall verfolgen.” Der Verein bietet seit zehn Jahren Stadtführungen an, die etwa 50 Mal pro Jahr stattfinden.

Neben Berlin Postkolonial gibt es eine Reihe ähnlicher Initiativen in Bielefeld, Bremen, Hamburg, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Hessen, Köln, Leipzig, München, Oldenburg, Potsdam und Rostock.

Berlin Postkolonial e.V., Kameruner Strasse 1, 13351 Berlin

Black Lives Matter

Das Berliner Chapter der internationalen Bewegung setzt sich in Form von Protesten und Kollaborationen dafür ein, dass Schwarze Menschen in Deutschland gleichberechtigt behandelt werden.

http://www.blacklivesmatterberlin.de/

SAVVY Contemporary | The laboratory of form-ideas

SAVVY ist ein Kunstraum an der Schwelle zwischen Vorstellungen und Konstrukten des Westens und des Nicht-Westens. Es ist eine diskursive Plattform, ein Ort für gute Gespräche, Speisen und Getränke – ein Raum für Gastlichkeit. Neben Ausstellungen und Performances finden dort regelmäßig auch weitere Events statt.

Savvy Contemporary, Plantagenstraße 31, 13347 Berlin

Ballhaus Naunynstrasse

Das Ballhaus Naunynstraße ist ein Kristallisationspunkt für KünstlerInnen vorwiegend migrantischer und postmigrantischer Verortung.

Ballhaus Naunynstrasse, Naunynstraße 27, 10997 Berlin

IDB | Institut für diskriminierungsfreie Bildung

Neben Beratungsleistungen bietet das IDB wissenschaftlich fundierte Fort- und Weiterbildungsangebote sowie Inhouse-Seminare und Vorträge für verschiedene Zielgruppen im Themenfeld Diversität und Diskriminierung an. Das IDB erstellt, evaluiert und begutachtet außerdem Materialien, Konzepte und Projekte.

http://diskriminierungsfreie-bildung.de

The Word.Berlin

Ein Literaturcafé, das gleichzeitig eine Präsenzbibliothek und ein Coworking-Space ist. The Word.Berlin verfügt über Literatur für (B)PoC und Menschen mit LGBTQ-Identitäten und veranstaltet regelmäßige Community-Events.

The Word.Berlin, Willmanndamm 4, 10827 Berlin

White Guilt Clean Up

WGCU ist ein Service, um weißen Menschen dabei zu helfen, “White Guilt”, also ihre Schuldgefühle aufgrund der Privilegien, die sie aufgrund ihrer Hautfarbe genießen, konstruktiv umzuwandeln, indem sie zu “Allies” (Verbündeten im Kampf gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung) werden.

http://whiteguiltcleanup.com/

Hamburg

Africa United

Der Verein bietet Ermutigung, Organisation, Beratung, Betreuung und Begleitung von Menschen afrikanischer Herkunft in Bezug auf Sport, Bewegung und ein gesundes Leben.

http://africaunited-sports.de

Leipzig

Tolerantes Sachsen

Das Netzwerk Tolerantes Sachsen ist eine Plattform von etwa 100 sächsischen Initiativen, Vereinen und Organisationen, die sich für die Förderung demokratischer Kultur und vielfältige Lebensweisen sowie gegen Einstellungen der Ungleichwertigkeit, Antisemitismus und Rassismus einsetzen.

https://www.tolerantes-sachsen.de/

Online

RosaMag

Die Online-Plattform von und für afrodeutsche Frauen, die sich über Lifestyle- und Beauty-Themen informieren und gegenseitig vernetzen wollen. Das ambitionierte Projekt will Aufklärung betreiben –  sowohl in der Schwarzen Community als auch in der gesamten Gesellschaft.

https://rosa-mag.de

renk. Magazin

Das erste deutsch-türkische Kunst- und Kulturmagazin mit den Schwerpunktthemen Gesellschaft und Kultur. “Renk” ist Türkisch und bedeutet “Farbe”. Menschen und Projekte werden bei renk. ganz ohne Klischees und Stereotype vorgestellt, sondern mit dem Ziel des Austauschs. Das Magazin veranstaltet Events, produziert einmal im Jahr eine Printausgabe und publiziert täglich online.

https://renk-magazin.de/

My Urbanology

Eine Plattform afrodeutscher Frauen, deren Fokus auf Lebensqualität liegt. My Urbanology portraitiert Schwarze Role Models, informiert über Events, Literatur-Neuerscheinungen und Musik – für Erwachsene und für Kinder.

https://myurbanology.de

Zum Sprachgebrauch:

Person of Color (Plural: People of Color, abgekürzt als PoC) ist eine politische Selbstbezeichnung für Menschen, die in der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß angesehen werden und wegen ethnischen und/ oder rassistischen Zuschreibungen von Rassismus betroffen sind. Der Begriff wird in abgewandelter Form auch für Frauen (Women of Color, WoC), Männer (Men of Color, MoC) oder Berufsgruppen (z.B. Artists of Color) verwendet.

Schwarze Menschen ist ebenfalls eine Selbstbezeichnung und wird groß geschrieben, um zu verdeutlichen, dass es beim Schwarzsein um die Verbundenheit aufgrund gemeinsamer Rassismuserfahrungen und der Art und Weise, wie man wahrgenommen wird, geht.

**Weiß und Weißsein **bezeichnen ebenso wie Schwarzsein keine biologische Eigenschaft und keine reelle Hautfarbe, sondern eine politische und soziale Konstruktion. Mit Weißsein ist die dominante und privilegierte Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus gemeint, die sonst zumeist unausgesprochen und unbenannt bleibt. Weißsein umfasst ein unbewusstes Selbst- und Identitätskonzept, das weiße Menschen in ihrer Selbstsicht und ihrem Verhalten prägt und sie an einen privilegierten Platz in der Gesellschaft verweist, was z.B. den Zugang zu Ressourcen betrifft.

Im Glossar zu dieser Serie finden Sie weitere Begriffe aus unseren Artikeln.

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