A Letter of Hope

Model Halima Aden über die verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die globale Flüchtlingskrise

Halima Aden, Aktivistin und einst das erste Hijab-tragende Model auf dem Cover der VOGUE, wurde im Flüchtlingslager Kakuma in Kenia geboren und nutzt ihre Plattform nun, um Bewusstsein für die globale Flüchtlingskrise zu schaffen und Spenden zu sammeln. Als Teil der “VOGUE Hope”-Serie berichtet sie, wie auch Sie etwas bewirken und Vertriebenen auf der ganzen Welt helfen können.
Halima Aden über die verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die globale Flüchtlingskrise
Alexi Lubomirski / trunkarchive.

In einem exklusiv für VOGUE verfassten Brief reflektiert Model und Aktivistin Halima Aden über die verheerenden Auswirkungen, die Covid-19 auf Geflüchtete hat, und darüber, wie Hoffnung einen echten Wandel bewirken kann.

Ich wurde von meinen lieben FreundInnen bei VOGUE gebeten, meine Erfahrungen als Geflüchtete zu teilen, um weltweit zur Hoffnung zu inspirieren. Das tue ich gerne – meine Kindheit war erfüllt von Momenten des Lachens, FreundInnen und Abenteuern. Mein ganzes Leben ist eine Geschichte der Hoffnung: ein junges Mädchen, das in die USA zog, ohne ein Wort Englisch zu sprechen, und ein international tätiges Model wurde. Was ist ermutigender?

So dankbar ich für meine unglaubliche Reise auch bin, kann ich meine Augen nicht vor den Nöten verschließen, die ich als Geflüchtete erlebt habe. Schließlich haben mich diese Nöte die Eigenschaften gelehrt, die mich heute ausmachen: Belastbarkeit und Hartnäckigkeit. Ja, meine Kindheit im Flüchtlingslager Kakuma [in Kenia] war eine glückliche Kindheit, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass meine Familie mit Malaria-Ausbrüchen, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit zu kämpfen hatte. FreundInnen zu haben, ändert nichts an der Tatsache, dass wir aus unserem Heimatland vertrieben wurden und uns nach Sicherheit und einer Routine sehnten. Ich kann mir nicht vorstellen, [wie es ist], die täglichen Herausforderungen des Flüchtlingsdaseins kombiniert mit einer globalen Pandemie zu durchstehen, aber genau das ist die Realität, mit der Millionen von Geflüchteten heute konfrontiert sind.

Covid-19 ist eine ernsthafte Bedrohung für Kinder auf der Flucht. Überall auf der Welt wurde das Leben von Kindern und ihren Familien durch die rasche Ausbreitung des Coronavirus auf den Kopf gestellt. In nur wenigen Monaten waren ganze Länder gezwungen, sich weitgehend in ihre Häuser zurückziehen, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen.

Aber Millionen von vertriebenen Kindern auf der ganzen Welt bleibt ein solcher grundlegender Schutz verwehrt – ein Zuhause, in dem sie sich isolieren können, die Möglichkeit, sich physisch zu distanzieren, oder auch nur Einrichtungen, um sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Viele leben in beengten Verhältnissen mit beschränktem Zugang zu sicherem Wasser und sauberen Toiletten; andere sitzen in Einwanderungshaft oder leben mit Behinderungen; sind unbegleitet oder von ihren Familien getrennt; und viele werden Schwierigkeiten haben, Zugang zu genauen Informationen in einer Sprache zu erhalten, die sie verstehen.

Vertriebene Kinder – Geflüchtete, MigrantInnen oder Binnenvertriebene – die durch Konflikte, Katastrophen, Dürren, Nahrungsmangel oder drückende Armut aus ihrer Heimat und von allem, was sie kennen, vertrieben wurden, gehören bereits zu den am meisten gefährdeten Kindern der Welt. Millionen von Kindern und ihre Familien leben in überfüllten Lagern, Siedlungen und städtischen Slums, in denen es nicht einmal grundlegende Wasser- und Sanitäreinrichtungen gibt. Der Zugang zu kostenloser oder erschwinglicher Gesundheitsversorgung und anderen grundlegenden Dienstleistungen ist begrenzt oder nicht verfügbar, und viele Familien sind auf prekäre Tageslöhne und inoffizielle Arbeit angewiesen, um zu überleben.

Allzu häufig von Bildung abgeschnitten, sind vertriebene Kinder und ihre Familien ohnehin schon oft am schwersten zu erreichen – mit wenig genauen und kindgerechten Informationen in einer Sprache, die sie verstehen. Und ohne den Schutz einer Schule sind Kinder und Frauen einem erhöhten Risiko der Ausbeutung, des Missbrauchs und der frühen Heirat ausgesetzt. Tragischerweise können falsche Nachrichten über Covid-19 Rassismus und Diskriminierung noch verschlimmern, denen Migranten und vertriebene Kinder und ihre Familien bereits ausgesetzt sind. Wenn das Virus in den Communities Fuß fasst, die sich am wenigsten schützen können, was unmittelbar bevorzustehen scheint, werden die Auswirkungen sowohl kurz- als auch langfristig verheerend sein.

Heute gibt es mehr als 31 Millionen Kinder, die aus ihrer Heimat geflohen sind und auf der ganzen Welt Sicherheit suchen. Genau wie ich haben sich diese Kinder nicht dafür entschieden, in einem vom Krieg zerrissenen Land oder einer Hungersnot geboren zu werden. Sie haben keine bösen Absichten oder Böswilligkeiten im Herzen, wenn sie Sicherheit suchen, und ich bitte Sie, nach Wegen zu suchen, um sie zu ermutigen und ihre Träume zu unterstützen.

Vielleicht hat Ihnen dieser Text nicht das Gefühl der Hoffnung gegeben, nach dem Sie gesucht haben – ich kann mich nicht für die harte Realität entschuldigen, der so viele gegenüberstehen. Was ich Ihnen stattdessen mitgeben möchte, ist ein Gefühl der Ermächtigung. Sie kennen jetzt die Schwierigkeiten, denen junge Männer und Frauen ausgesetzt sind, und jetzt ist es an der Zeit zu handeln.

Sie können Organisationen wie UNICEF unterstützen, die rund um die Uhr daran arbeiten, den Bedürfnissen der Geflüchteten in diesen beispiellosen Zeiten Priorität einzuräumen. UNICEF setzt sich ein für die Bereitstellung von sauberem Wasser für eine gute Hygiene, für den Zugang zur Covid-19-Gesundheitsversorgung, macht sich gegen Rassismus stark, implementiert Bildungsstrategien für kontinuierliches Lernen für alle Kinder und noch so vieles mehr. UNICEF hat mir zu einer Kindheit verholfen, die ich sehr schätze, und ich bin so stolz darauf, meine Plattform als UNICEF-Botschafterin zu nutzen, um mich für kleine Mädchen und Jungen einzusetzen, so wie ich es einmal war.

Schaffen Sie zusätzlich zur finanziellen Unterstützung Platz für Geflüchtete in jeder Branche und an jedem Tisch. Fragen Sie sie, was sie brauchen, zeigen Sie ihnen, dass Sie zuhören, und merken Sie sich ihre Worte. Geflüchtete sind belastbare und bemerkenswerte Menschen, die nur nach einem sicheren Morgen fragen. Gewähren Sie ihnen diesen Anstand und sehen Sie zu, wie die Welt aufblüht. Meine Überzeugung, dass allen Geflüchtetem dasselbe Leben gewährt werden kann, das mir gewährt wurde, war niemals stärker – aber bis dahin gibt es noch viel zu tun. Lassen Sie uns der Welt zeigen, was passiert, wenn Hoffnung, Empathie und Aktivismus zusammenkommen.