Deutscher Waffenhersteller

Gewinn bei Heckler & Koch bricht ein – Aktionärstreffen vorzeitig beendet

In der Produktionshalle des Waffenherstellers Heckler & Koch stehen Sturmgewehre. Obwohl es in der Rüstungsindustrie boomt, brach der Gewinn des Unternehmens ein.

In der Produktionshalle des Waffenherstellers Heckler & Koch stehen Sturmgewehre. Obwohl es in der Rüstungsindustrie boomt, brach der Gewinn des Unternehmens ein.

Die deutsche Waffenindustrie strotzt vor neuem Selbstbewusstsein, doch nicht überall sprudeln die Gewinne gleichermaßen. Der Handfeuerwaffenhersteller Heckler & Koch wies Anfang des Jahres deutlich weniger Gewinn aus als im Vorjahresquartal 2023. Wie aus einem Bericht des Unternehmens hervorgeht, lag der Nettogewinn im ersten Quartal bei 2,4 Millionen Euro – im Vorjahresquartal waren es noch 10 Millionen Euro gewesen.

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Der Umsatz hatte im gleichen Zeitraum um 1,8 Millionen auf 75 Millionen Euro zugelegt. Die Waffenschmiede aus Oberndorf am Neckar arbeitet also weniger profitabel.

Zweitbestes Ergebnis der Firmengeschichte

Ein Konzernsprecher verwies auf RND-Anfrage auf saisonale Schwankungen und höhere Anlaufkosten in der Produktion zum Jahresbeginn. Geschäftsführer Jens Bodo Koch habe den Ausblick gegeben, dass sich Ergebnis und Gewinn in diesem Jahr etwa auf dem Niveau von 2023 bewegen – bei einem leichten Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr.

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Für das Gesamtjahr 2023 wies das Unternehmen in einer zur Hauptversammlung am Dienstag herausgegebenen Mitteilung ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 62,2 Millionen Euro aus und damit das „zweitbeste der Firmengeschichte“. Im Rekordjahr 2022 waren es noch 82 Millionen Euro gewesen. Die Ebitda-Marge, eine für Unternehmen wichtige Kennzahl, lag bei über 20 Prozent.

Waffenindustrie boomt

Zahlen, über die sich viele Firmen glücklich schätzen würden. Allerdings gehört Heckler & Koch zu einer Branche, in der die Gewinne derzeit eigentlich nur eine Richtung kennen: nach oben. Rheinmetall etwa verbuchte 2023 einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen kletterte auf 918 Millionen Euro und erreichte eine neue Rekordhöhe.

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Seit Russland im Februar 2022 die Ukraine angriff und Bundeskanzler Olaf Scholz die Zeitenwende erklärte, erlebte die deutsche Rüstungsindustrie nicht nur einen Imagewandel, sondern auch einen kräftigen Auftragsschub. Davon profitieren einige Firmen aber mehr als andere.

In der Ukraine kein großer Bedarf an deutschen Kleinwaffen

„Anders als beispielsweise Rheinmetall macht Heckler & Koch nicht den ganz großen Reibach“, sagt Max Mutschler, Rüstungsexperte vom Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC). „Bei Rheinmetall und anderen schlägt der Ukraine-Krieg kräftig zu.“ Das liege sowohl an den direkt gelieferten Waffen als auch an den Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr. Und generell, sagt Mutschler, gebe es einen Aufrüstungstrend.

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Dass Heckler & Koch davon nicht so stark profitiert, liegt laut Mutschler am Produktportfolio der Waffenschmiede. „Die Ukraine hat gar keinen so großen Bedarf an Kleinwaffen.“ Das Land sei damit selbst noch gut ausgestattet, teilweise sogar aus Sowjetzeiten.

Rüstungsindustrie macht eher mit Panzern Geld

Und bei anderen Waffen – etwa Scharfschützengewehren – komme eher der Konkurrent Haenel zum Zug. Aber selbst wenn Heckler & Koch mehr Gewehre liefern würde, falle das nicht so stark ins Gewicht, sagt der Experte. „Die deutsche Rüstungsindustrie macht im Ukraine-Krieg und bei der Ausrüstung der Bundeswehr ihr Geld nicht mit Kleinwaffen.“ Da gehe es eher um gepanzerte Fahrzeuge, beispielsweise den Kampfpanzer Leopard oder den Schützenpanzer Marder.

Mutschler verweist noch auf eine weitere Herausforderung: „Heckler & Koch hat bis vor Jahren gut dabei verdient, Kleinwaffen in alle möglichen Drittstaaten zu exportieren.“ Selbst Produktionsstätten seien in Ländern wie Saudi-Arabien hochgezogen worden. Die große Koalition habe aber begonnen, die Genehmigungspraxis für Kleinwaffen und deren Produktion zu ändern – und die Ampel habe das fortgesetzt. Was neue Verträge angehe, sei die Regierung viel restriktiver geworden. „Das ist eine der wenigen Punkte im Bereich der Rüstungsexportpolitik, bei dem die Bundesregierung ihr Versprechen auch gehalten hat“, fügt Mutschler hinzu.

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Hauptversammlung wurde abgebrochen

An anderen Stellen läuft es aber rund. Das Unternehmen hat den Zuschlag bekommen, die Bundeswehr mit dem Sturmgewehr G95 auszurüsten. Und auch Luxemburgs Armee beauftragte Heckler & Koch im vergangenen Jahr mit der Lieferung von Sturmgewehren. Damit setze nach Frankreich und Norwegen bereits die vierte europäische Flächenarmee auf die Gewehre, teilte der Konzern mit. An mehrere Landespolizeien gingen zudem neue Mitteldistanzwaffen. „Die langfristige Perspektive des Unternehmens ist sehr gut“, meint Vertriebsvorstand Marco Geißinger in einer Mitteilung.

Für Wirbel sorgte am Dienstag allerdings, dass die Hauptversammlung in Rottweil abgebrochen werden musste. Die notwendige Anwesenheitspflicht von mehr als 50 Prozent des Grundkapitals war nicht erreicht worden. Dahinter soll ein Machtkampf zwischen den beiden Großaktionären Andreas Heeschen und der Luxemburger Finanzholding CDE stehen, die sich um Eigentums- und Stimmrechte streiten.

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