Umsatzplus von 1,5 Prozent

Stimmung in der Chemieindustrie wird besser – aber Investitionen gehen eher ins Ausland

Chemiestandort Leuna: Die Stimmung in der Branche wird langsam etwas besser.

Chemiestandort Leuna: Die Stimmung in der Branche wird langsam etwas besser.

Berlin. Die Stimmung in der Chemieindustrie wird langsam besser. Im ersten Halbjahr 2024 konnte Deutschlands drittgrößter Industriezweig seine Produktion langsam wieder hochfahren. Wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Montag mitteilte, verliefen die ersten sechs Monate des Jahres besser als erwartet. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Plus von 1,5 Prozent beim Umsatz und 3,5 Prozent bei der Produktion. Wesentlicher Treiber sei das Auslandsgeschäft.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vollere Auftragsbücher und mehr Bestellungen sorgten in den ersten sechs Monaten dafür, dass die Produktion um drei Prozent zulegte. Im Bereich der Grundstoffchemie waren es sogar 12 Prozent. Zuversicht kommt laut Verband zudem aus dem Pharmageschäft. „Seit Jahresbeginn stehen die Zeichen wieder auf Wachstum.“ Auch das Münchner Ifo-Institut hatte kürzlich ein verbessertes Geschäftsklima in den Chemie-Unternehmen festgestellt. Die Zuversicht kehre zurück, sagte Branchenexpertin Anna Wolf. Laut Ifo planten die ersten Firmen für die nächsten Monate bereits mit steigenden Verkaufspreisen.

„Von einem stabilen Aufwärtstrend kann keine Rede sein“

Obwohl es langsam bergauf geht, ist die Stimmung aber dennoch getrübt. Denn trotz der drei Prozent Produktionsschub im ersten Halbjahr sind das laut VCI immer noch 11 Prozent weniger als 2021. Der Umsatz im ersten Halbjahr lag bei 112 Milliarden – ein Prozent weniger als im Vorjahr, was auf die gesunkenen Erzeugerpreise zurückzuführen sei.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Hauptstadt-Radar

Der RND-Newsletter aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

„Es gibt einen Silberstreif, aber von einem stabilen Aufwärtstrend kann keine Rede sein“, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann. Die leichten Anzeichen der Erholung seien kein Grund zum Jubeln, warnt er. „Wir erwarten zwar, dass sich die Auftragslage im Jahresverlauf verbessert.“ Und doch könnten die Signale leichter Entspannung den Blick auf die Standortprobleme nicht verstellen. Neben fehlenden Aufträgen machen dem Verband vor allem die Energiepreise und die Bürokratie Sorgen.

Investitionen eher ins Ausland

Der VCI vertritt nach eigenen Angaben rund 2300 Unternehmen, in denen insgesamt mehr als 560.000 Menschen arbeiten. Die energieintensive Branche hatte besonders unter den stark steigenden Energiepreisen geächzt – und noch immer sind die Sorgen in den Betrieben groß. Laut einer Mitgliederbefragung des Verbandes gaben erst 30 Prozent von ihnen an, bereits eine konjunkturelle Erholung zu spüren. 50 Prozent hoffen erst im zweiten Halbjahr oder 2025 auf eine Erholung. 20 Prozent – also immerhin jeder fünfte Betrieb – sehen noch kein Licht am Horizont, sagte Steilemann. „Wir dürfen eines nicht vergessen: Wir haben zwar die Produktion hochgefahren, unsere Anlagen laufen aber nach wie vor nicht rentabel, und das seit über zweieinhalb Jahren.“

Die Mitgliederbefragung zeigt aber noch ein anderes Problem: Durch die schwierige Gemengelage würden sich immer mehr Unternehmen gegen den Standort Deutschland entscheiden, heißt es. Die Investitionen der Branche in Deutschland seien um zwei Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Gleichzeitig seien sie laut Befragung im Ausland um gut acht Prozent gestiegen – auf 12 Milliarden. Hinzu käme, dass die hiesigen Wettbewerbsbedingungen immer mehr ausländische Investoren abschrecken, warnt der Verband.

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
Anzeige

Spiele

Das tägliche Kreuzworträtsel

Testen Sie ihr Allgemeinwissen und finden Sie das Lösungswort des Tages.

Anzeige

Top Themen

Energiekosten
 
49-Euro-Ticket
 
Weitere Top-Themen

Spiele entdecken