Fokus auf Grenzgebiet zum Libanon

Netanjahu: Gaza-Einsatz wird heruntergefahren – Krieg nicht vorbei

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, hier bei einer Pressekonferenz in der Militärbasis Kirya

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, hier bei einer Pressekonferenz in der Militärbasis Kirya

Tel Aviv/Gaza. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat seine Bereitschaft zu einer vorübergehenden Waffenruhe im Gaza-Krieg bekräftigt, lehnt aber ein Ende des Krieges vor Erreichen der eigenen Ziele ab. „Es ist die Hamas, die ein Abkommen ablehnt, nicht Israel“, verlautete aus dem Büro des Ministerpräsidenten am Sonntagabend nach einem Interview von Netanjahu mit dem israelischen Sender Channel 14.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

+++ Alle Entwicklungen im Liveblog +++

„Ministerpräsident Netanjahu hat klargestellt, dass wir Gaza nicht verlassen werden, bis wir alle 120 unserer Geiseln, lebende und verstorbene, zurückgebracht haben“, hieß es in der knappen Stellungnahme. Netanjahu hatte dem Sender am Sonntag gesagt, dass die Phase intensiver Kämpfe gegen die islamistische Hamas in Rafah im Süden Gazas bald zu Ende gehe. Der Krieg ende aber erst, wenn die Terrororganisation den Gazastreifen nicht mehr kontrolliere.

Palästinenser suchen in den Trümmern der Zentrale der UNRWA United Nations Relief and Works Agency nach einem israelischen Raketenangriff nach Opfern.

Palästinenser suchen in den Trümmern der Zentrale der UNRWA United Nations Relief and Works Agency nach einem israelischen Raketenangriff nach Opfern.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zehntausende Israelis evakuiert

Israels Armee hatte Anfang Mai den Einsatz in Rafah an der Grenze zu Ägypten gestartet. Erklärtes Ziel war die Zerschlagung der letzten Kampfverbände der Hamas. Kürzlich erklärte die Armee, dass die Hälfte der Kampfverbände der Hamas zerschlagen sei, 60 bis 70 Prozent des Territoriums der Stadt befänden sich unter „operativer Kontrolle“ der israelischen Truppen. Es werde nur noch einige Wochen dauern, bis der Einsatz abgeschlossen sei.

Nachdem die intensive Phase beendet sei, könnten nun die nächsten Schritte folgen. Die Aufmerksamkeit Israels wendet sich ins Grenzgebiet zum Libanon, wo die libanesische Hisbollah Israel beschießt. So sagte Netanjahu in dem Interview am Sonntag: „Wir werden die Möglichkeit haben, einige unsere Streitkräfte in den Norden zu verlegen, und wir werden das tun. In erster Linie für die Verteidigung“, ergänzte er. Dadurch solle auch Zehntausenden vertriebenen Israelis die Rückkehr in ihre Häuser ermöglicht werden.

Sorge vor Eskalation wächst: Hisbollah und Israel betonten in der Vergangenheit bereits ihre Kampfbereitschaft.

Die Hisbollah gilt als schlagkräftiger als die Hamas in Gaza. Wie schwer sich Israels Militär mit letzterer tut, zeigen warnende Äußerungen eines Armeesprechers.

„Auf jeden Einsatz vorbereitet“

Israel will durch diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah-Miliz wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es die UN-Resolution 1701 es vorsieht. Notfalls sei Israel aber auch zu einem größeren Militäreinsatz bereit, warnte der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant. Vor seiner Abreise am Wochenende in die USA bekräftigte Gallant, sein Land sei „auf jeden Einsatz vorbereitet, der erforderlich sein könnte, im Gazastreifen, im Libanon und in anderen Gebieten“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Unmittelbar nach dem von der Hamas angeführten Terrorangriff auf den Süden Israels am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, begann die vom Iran unterstützte Hisbollah, Ziele auf israelischem Gebiet anzugreifen. Seitdem kommt es beinahe täglich zwischen der Miliz und dem israelischen Militär zu grenzüberschreitendem Beschuss. In den vergangenen Wochen sind die Kämpfe eskaliert, was Sorgen vor einem entfesselten Krieg befeuert. Die Hisbollah ist der Hamas im Hinblick auf Waffen- und Truppenstärke laut Experten überlegen. Eine neue Kriegsfront könnte die Gefahr eines größeren regionalen Kriegs unter Beteiligung mit dem Iran verbündeter Akteure oder des Irans selbst erhöhen.

Netanjahu sagte, er hoffe, dass eine diplomatische Lösung der Krise gefunden werden könne. Doch werde er das Problem „auf eine andere Weise“ lösen, falls es nötig werden sollte. „Wir können an mehreren Fronten kämpfen und wir sind bereit, dies zu tun.“

RND/dpa/AP

Mehr aus Politik

 
 
 
 
Anzeige

Spiele

Das tägliche Kreuzworträtsel

Testen Sie ihr Allgemeinwissen und finden Sie das Lösungswort des Tages.

Anzeige