„Je natürlicher, umso besser“

Die Luft muss raus: Wie sich das Raumklima einfach verbessern lässt

Gut gegossene Pflanzen sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit in den Räumen.

Gut gegossene Pflanzen sorgen für eine höhere Luftfeuchtigkeit in den Räumen.

Klimaschutz ist nicht nur ein globales und politisches Thema, sondern spielt auch im Haus eine immer größere Rolle. Denn Neubauten und modernisierte Gebäude werden zunehmend dichter, erklärt Anja Daniels vom Umweltbundesamt: „Das bedeutet, dass der natürliche Luftwechsel immer geringer wird und sich Schadstoffe und Feuchte verstärkt ansammeln können, wenn keine ausreichende Lüftung vorhanden ist.“

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Raumklima bezeichne das Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die die Behaglichkeit und das Wohlbefinden in geschlossenen Räumen beeinflussen, so die Umweltexpertin weiter. Dazu zählen die Lufttemperatur, die Temperatur von Strahlungsflächen wie Wänden oder Öfen und die Luftgeschwindigkeit, die etwa bei Durchzug entsteht. Allgemeingültige Werte oder Maßstäbe gebe es dafür aber nicht, betont Daniels: „Ein gutes Raumklima kann individuell sehr verschieden sein.“

Raumluftqualität lässt sich messen

Anders verhält es sich mit der Raumluftqualität: Sie ist messbar umso schlechter, je mehr schädliche chemische Ausdünstungen vorhanden sind, etwa von Bauprodukten, Lösungsmitteln, Weichmachern, Möbeln oder Putzmitteln. Auch Nikotin oder Schimmelbefall wirken sich negativ auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner aus.

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In geschlossenen Räumen sinke zudem der Sauerstoffgehalt und steige der Anteil an CO₂, erläutert Johannes Schmidt vom Institut für Baubiologie und Nachhaltigkeit (IBN). Dann können sich Menschen schlechter konzentrieren und werden müde. Hinzu kommt: In einem Vier-Personen-Haushalt verdunsten täglich bis zu zehn Liter Wasser, wodurch die Luftfeuchtigkeit erhöht, das Wohlbefinden beeinträchtigt und die Bildung von Schimmel begünstigt wird.

Lüften: Simpel und bewährt

Gegen all das gibt es ein einfaches und bewährtes Mittel: Lüften. Dann ziehen Schadstoffe ab und pendeln sich Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxidanteil auf Werte wie im Freien ein. Schmidt empfiehlt mehrmals am Tag stoß- und querzulüften, indem die Fenster für einige Minuten weit geöffnet werden.

Im Winter sollten währenddessen die Heizkörper heruntergedreht werden, um Energie zu sparen. Im Sommer sollte das Lüften vor allem am Morgen und am späten Abend erfolgen, damit keine warme, feuchte Luft ins Haus gelangt.

Hygrometer misst Luftfeuchtigkeit

Die ideale Luftfeuchtigkeit in Räumen betrage zwischen 40 und 60 Prozent, erklärt Schmidt. Zwar nehmen viele Menschen es wahr, wenn der Wert über längere Zeit deutlich davon abweicht. So kann sehr trockene Luft einen Hustenreiz auslösen und sehr feuchte Luft den Kreislauf belasten.

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Verlässliche Auskunft gibt aber nur ein Hygrometer. Das Messgerät kann insbesondere in Räumen sinnvoll sein, in denen die Luft oft sehr feucht und die Gefahr von Schimmelbildung erhöht ist. Um diese zu vermeiden, sollte der Luftfeuchtigkeitsgehalt nicht dauerhaft über 80 Prozent steigen und die Temperatur nicht über längere Zeit unter 15 Grad fallen.

Infolge des Klimawandels regne es häufiger stark und gebe es im Winter kaum noch trockenkalte Tage, erklärt Schmidt: „Gebäude haben deshalb immer stärker mit Feuchtigkeit zu kämpfen.“ Vorteilhaft sind feuchtigkeitsregulierende Baumaterialien wie Lehmputze. Bei Bedarf sollte ein elektrisches Luftentfeuchtungsgerät angeschafft werden.

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Luftbefeuchter, wenn es zu trocken ist

Ist die Luft hingegen über einen längeren Zeitraum zu trocken, könne ein Luftbefeuchter Abhilfe schaffen, sagt Daniels. Dieser sollte regelmäßig gereinigt werden, um einem mikrobiologischen Befall vorzubeugen, der sich ansonsten in der Raumluft verteilen könne.

In vielen gut gedämmten Gebäuden werden kontrollierte Wohnraumlüftungen verbaut. Damit ist es oft nicht mehr erforderlich, Fenster zu öffnen. Grundsätzlich handele es sich dabei um intelligente Systeme, sagt Schmidt. Wurden allerdings Fehler beim Einbau gemacht oder werde die Technik von den Bewohnerinnen und Bewohnern falsch bedient, könne es unter anderem passieren, dass zusätzliche Luftfeuchtigkeit ins Haus geholt werde.

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Pflanzen filtern Schadstoffe

Für einen ausreichend hohen Sauerstoffgehalt in geschlossenen Räumen ist regelmäßige Frischluftzufuhr erforderlich. Auch Pflanzen geben tagsüber Sauerstoff ab, nachts nehmen sie diesen allerdings auf. Einige wie Efeu, Drachenbaum oder Aloe Vera filtern auch Schadstoffe und Partikel aus der Luft. Befinden sich viele Pflanzen im Raum, die regelmäßig gegossen werden, steigt die Gefahr, dass sich Schimmel bildet.

Um Partikel und Pollen aus der Luft zu entfernen, können auch Luftreiniger mit HEPA-Filtern aufgestellt werden, sagt Daniels. „Diese Geräte wirken aber nur unterstützend und stellen keinen Ersatz für eine Lüftung dar.“

Schadstoffe können Kopfschmerzen verursachen

Schadstoffe in der Raumluft könnten unter anderem zu Kopfschmerzen, Reizungen der Schleimhäute und der Atemwege führen, sagt die Expertin. „Daher sollte auf möglichst emissionsarme Produkte geachtet werden.“ Das gilt ebenso für Möbel wie für Farben und Lacke sowie andere Bau- und Dämmmaterialien. „Also besser ein Vollholzbrett statt einer Spanplatte und Kalkfarbe statt Dispersionsfarbe“, sagt Schmidt.

Zu erkennen sind umweltverträgliche Produkte zum Beispiel an dem Zeichen Blauer Engel oder Siegeln von Natureplus und dem Eco-Institut. Manche dieser baubiologisch unbedenklichen Baustoffe bauen Schadstoffe sogar aktiv ab.

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Auf das Raumklima und die Wohngesundheit wirken noch weitere Faktoren wie die Geräusche, Gerüche, Farben und Lichtverhältnisse ein. Bewohnerinnen und Bewohner müssten für sich herausfinden, was sie stört, beziehungsweise ihnen guttue, erläutert Schmidt. Grundsätzlich gelte aber: „Der Maßstab ist die Natur. Je natürlicher, umso besser.“

Allergischen Reaktionen vorbeugen

Insbesondere Allergikerinnen und Allergiker reagieren empfindlich auf Hausstaub, der Kleinstpartikel wie Tierhaare, Pollen oder Pilzsporen enthält. Wohn- und Schlafräume sollten deshalb regelmäßig gründlich gereinigt und möglichst mit einem Staubsauger mit Feinfilter gesaugt werden. Glatte Böden werden am besten feucht gewischt. Auf chemische Reinigungsmittel kann in der Regel verzichtet werden. Einen guten Schutz gegen Pollen bieten geeignete Gitter vor den Fenstern, spezielle Matratzenüberzüge schützen vor Hausstaubmilben.

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