TRADERS´ Briefing - Nr. 0564 - 02.07.2024

Ausgabe Nr. 564, 02.07.2024

TRADERS´Briefing


Liebe Leserinnen und Leser,

die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnt vor möglichen Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten aufgrund wichtiger Wahlen in diesem Jahr - wie die Abstimmung in Frankreich, die Parlamentswahl in Großbritannien und die US-Präsidentschaftswahl im November. Zusammengefasst: diese Woche beeinflusst die Politik stark die Börsen. In Frankreich hat Marine Le Pen mit ihrer Partei die meisten Stimmen in der ersten Runde der Parlamentswahlen erhalten. Dennoch erwarten die Anleger keinen radikalen Rechtsruck. In Paris reagierte die Börse mit Kursgewinnen. Agustin Carstens, Chef der BIZ, betont weiterhin, dass die weltweiten Staatsschulden bereits ein Rekordniveau erreicht haben. Staaten stehen unter Kostendruck bedingt durch eine Politik des Klimawandels, Wiederaufrüstung, alternder Bevölkerung und Konjunkturprogrammen. Er erwartet, dass die Zinsen nicht auf das sehr niedrige Niveau vor der Corona-Pandemie zurückkehren werden, und fordert politische Entscheidungsträger auf, vorsichtig zu agieren. Ein allgemeiner Anstieg des Protektionismus könnte die Märkte weiter verunsichern. Die Inflation in Deutschland betrug im Juni 2,2 Prozent, nachdem sie im Mai noch bei 2,4 Prozent lag. Erwartet wurden für Juni 2,3 Prozent. Obwohl Energie- und Lebensmittelpreise keine Rolle mehr spielen, sorgen die Verbraucherpreise für Dienstleistungen mit einem Anstieg von 3,9 Prozent weiterhin für einen Preisdruck. Um vier Punkte angestiegen präsentiert sich der Fear-and-Greed-Index auf 48 Zählern im neutralen Bereich. Die Wallstreet notierte am Montagabend uneinheitlich, während die europäischen Indizes mit Gewinnen aufwarteten.

So ist die Stimmung der internationalen Marktakteure *

Fear-and-Greed-Indikator

Schnelle Trendübersicht

Schnelle Trendübersicht

Bem.: Signale über Supertrend-Indikator (20x2,5)

Fundamental wirtschaftlicher Rückblick

Gewinner und Verlierer des Tages

Die EU-Kommission sieht im Modell "Pay for Privacy" des Internet-Konzerns Meta Platforms einen Verstoß gegen digitale Regeln. Nutzer von Facebook und Instagram müssen zwischen einer monatlichen Gebühr für eine werbefreie Version und einer kostenfreien Version mit personalisierter Werbung wählen, was nach Ansicht der Brüsseler Behörde nicht mit geltendem EU-Recht vereinbar ist. Das Modell erlaubt keine gleichwertige Nutzung mit weniger persönlichen Daten und schränkt das Recht auf freie Zustimmung der personenbezogenen Daten ein. Die Untersuchungen der Kommission, die im März begannen, sind noch nicht abgeschlossen. Meta hat die Möglichkeit, auf die Untersuchung zu antworten. Das Gesetz über digitale Märkte (DMA) soll Wettbewerb fördern und großen Plattformbetreibern wie Meta Grenzen setzen. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Umsatzes - bei Wiederholungstätern bis zu 20 Prozent. Meta schloss am ersten Abend der neuen Woche mit einem Minus von 3,46 Prozent auf 465,45 Euro.

Die Bundeswehr wird in den kommenden Jahren bis zu 6.500 Militär-Lastwagen vom Rüstungskonzern Rheinmetall erhalten. Ab November sollen 250 ungeschützte Transportfahrzeuge zur Verfügung stehen, wobei 610 Fahrzeuge für rund 312 Millionen Euro bereits fest beauftragt sind. Diese Finanzierung erfolgt aus dem Sondervermögen und dem regulären Verteidigungsetat. Das Gesamtauftragsvolumen beträgt bis zu 3,5 Milliarden Euro. Der Rahmenvertrag ermöglicht der Bundeswehr, weitere Fahrzeuge flexibel nach Bedarf zu bestellen. Die Lastwagen sollen die logistische Versorgung im Inland und bei Übungen sicherstellen und können auch fernbedienbare Waffenstationen oder Schutzausstattungen aufnehmen. Die Rheinmetall-Aktien stiegen am Montag um 1,62 Prozent auf nunmehr 483,40 Euro.

Nach der Übernahme des US-Unternehmens Shopko Optical erwartet die Optikerkette Fielmann für 2024 einen leicht höheren Umsatz. Der Konzernumsatz wird nun auf rund 2,3 Milliarden Euro geschätzt - etwa 100 Millionen Euro mehr als ursprünglich prognostiziert. Das Bestandsgeschäft entwickelt sich wie erwartet, während Shopko sechs Monate zum Umsatz beitragen wird. Shopko Optical hat ein vergleichbares Margenprofil wie Fielmann, aber der Beitrag zur Profitabilität wird 2024 wegen Transaktions- und Integrationskosten geringer ausfallen. Die Erwartungen an die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bleiben unverändert. Fielmann hatte die Übernahme des US-Optikers mit 1.100 Mitarbeitern im Juni angekündigt und wird weitere Details auf der Hauptversammlung am 11. Juli präsentieren. Das Wertpapier von Fielmann gewann gestern 2,21 Prozent beim Schlusskurs von 43,85 Euro.

Die Aktien von Zalando erholten sich am Montag und führten den DAX an, begünstigt durch eine Studie von Deutsche Bank Research. Analyst Adam Cochrane erhöhte das Kursziel von 32 auf 34 Euro und bestätigte sein Kaufurteil. Vor den am 6. August erwarteten Quartalszahlen erwartet er eine Verbesserung von Umsatz und operativem Ergebnis (Ebit) im Vergleich zum ersten Quartal und die Bestätigung der Jahresziele. Sorgen über negative Wetterauswirkungen im Juni hält Cochrane für unbegründet. Trotz schwacher Daten aus der Textilwirtschaft und des H&M-Zwischenberichts sieht er die Maßnahmen von Zalando als stützend für das Umsatzwachstum an. Zalando schloss auf dem ersten Platz im DAX mit einem Plus von 4,39 Prozent auf 22,85 Euro.

Termine der Hauptversammlungen für DAX, MDAX, TecDAX, ATX & EuroStoxx50

Hauptversammlungs-Termine

Die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens ist die einmal im Jahr stattfindende Zusammenkunft von Aktionären, des Vorstands und des Aufsichtsrats. Die Versammlung dient dem Informationsaustausch mit seinen Aktionären und der Beschlussfassung unternehmensbezogener Vorgänge. Die teilnehmenden Aktionäre haben bei Abstimmungen ein entsprechendes Stimmrecht, das von der Anzahl der persönlich gehaltenen Aktien abhängt. Am Termin der Hauptversammlung ist mit Vorsicht an den Märkten zu agieren, da große Kurssprünge in beide Richtungen durch getroffene Entscheidungen möglich sind. Diese Warnung gilt auch für die Veröffentlichung von Quartalsberichten.

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Momentum-Prognose für den DAX-Aktienmarkt

Bild: Advance-Decline-Line (ADL) des DAX

Technische Kurzanalyse

Die Einpreisung von Kursdaten im DAX zeigt mitunter "krasse" Erscheinungen, so auch zum gestrigen ersten Handelstag der neuen Woche: eine erste 5-Minuten-Kerze, die das Tief das Tages und zugleich das Tageshoch repräsentiert. Hierbei geht es um eine Spannweite von 18.460,72 minus 18.236,27 = 224,45 Punkten. Man kann von einem Seitwärtsmarkt sprechen, da die Extreme nicht angelaufen wurden, sondern sich Zwischenhochs bzw. ebensolche Tiefs mit deutlich weniger Bewegungsspielraum herausgebildet hatten. Am Abend schloss der Index mit einem Plus von 55,21 Punkten bzw. mit einem Überhang von 0,30 Prozent auf 18.290,66 Zählern.

Der ADL-Indikator feierte am Abend ebenso einen kleinen Sieg: 22 Gewinn-Titel übertrafen 17 Verlierer sowie ein neutrales Ergebnis. Der ADL kann daher erneut steigen und den ohnehin kleinen Abstand zur aufsteigenden Signallinie minimal erhöhen. Zalando war, wie im fundamental wirtschaftlichen Teil schon erläutert, die beste Aktie im DAX. Als Zweitbeste schloss die Deutsche Bank mit einem Gewinn von 3,34 Prozent auf 15,406 Euro. Die schlechteste Performance zeigte das Wertpapier von Sartorius, dessen Kurs um 3,33 Prozent auf 211,70 Euro fiel.

Eine kleine Freude bereitet der MACD seinen Anhängern, denn dieser hat sich ein Stück weit aus der Deckung herausgetraut, und sich damit sehr leicht nach oben gewendet. Noch ist es zu früh, hieraus Schlüsse zu ziehen, doch die Richtung stimmt schon mal.

Solange der DAX weiter leicht oberhalb der 100-Tage-Linie im Gleichschritt mit dieser reitet, bleibt alles beim Alten und das bedeutet: sich in Geduld zu üben. Sie erkennen an den langen Dochten der letzten Tageskerzen, dass die Überzeugung fehlt, die Stellung weiter oben zu halten, so dass der Kurs immer wieder stark zurückkommt. Das sich-nicht-echte-Lösen von der dynamischen Trendlinie ist ein Warnsignal für den aktiven Trader. Daher ist Vorsicht angesagt.

Zur vorbörslichen Stunde befindet sich der DAX im Bereich der 18.300 Punkte, und damit auf dem Niveau des gestrigen XETRA-Schlusskurses.

Die Advance-Decline-Line (ADL) wird über die Differenz der gestiegenen und gefallenen Aktien berechnet. Grundsätzlich gilt, dass jede Bewegung des Index von der ADL bestätigt werden sollte. Fehlt die ADL-Bestätigung, deutet das auf eine unsichere Kursbewegung hin. Ein Aufwärtstrend kann sich nur ausbilden, wenn die Mehrzahl der Aktien daran teilnimmt.

Aktuelle Handelschancen per Kursmuster

Inside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Inside-Day

Ein Inside-Day liegt vor, wenn sich der aktuelle Candlestick innerhalb des Candlesticks des vorangegangenen Tages befindet. Das Tageshoch liegt also tiefer und das Tagestief höher als am Vortag. Inside-Days kennzeichnen abnehmende Volatilität und eignen sich ideal als Einstiegsmuster aufgrund des guten Chance-Risiko-Verhältnisses.

Bei Inside-Days ist die zukünftige Kursrichtung oft nicht prognostizierbar.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Inside-Days überschritten wird und legt eine Stopp-Order an das Tief des Inside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Inside-Days unterschritten wird. Der Stopp an das Hoch des Inside Bar gelegt.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie, diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Inside-Days

Outside-Days für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Das Chartmuster Outside-Day

Ein Outside-Day liegt vor, wenn der aktuelle Candlestick den vorangegangenen Tag komplett umschließt. Das Tageshoch liegt also höher und das Tagestief niedriger als am Vortag. Ein Outside-Day entspricht einem Engulfing bei den Candlestick-Mustern.

Möglicher Handelsansatz:

a) Man spekuliert auf steigende Kurse, wenn das Tageshoch des Outside-Days überschritten wird. Den Stopp platziert man an das Tief des Outside Bars.

b) Man spekuliert auf fallende Kurse, wenn das Tagestief des Outside-Days unterschritten wird. Den Stopp setzt man an das Hoch des Outside Bars.

Zusätzlich gibt die Tabelle noch an, ob die jeweilige Aktie gerade eine starke oder eine schwache Relative Stärke aufweist.

Beachten Sie: diese Tabelle stellt keinerlei Handelsempfehlung dar.

Treffen Sie Ihre Handelsentscheidungen immer anhand Ihrer eigenen Analysen.


Wertpapiere mit Outside-Days

Trendhandel mit neuen 20-Tage-Hochs/-Tiefs

Aktien, die ein 20-Tages-Hoch oder ein 20-Tages-Tief erzielen (entspricht einem Handelsmonat), weisen oft eine besondere Trendstärke auf.

Long-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Hoch

Short-Kandidaten für DAX, MDAX, TecDAX & EuroStoxx50

Wertpapiere mit neuem 20-Tage-Tief

*) Der Fear-and-Greed-Indikator ist ein Stimmungsindikator, der sich aus sieben Einzelindikatoren zusammensetzt:

1. Aktienkurs-Momentum: der S&P 500 (SPX) im Vergleich zu seinem gleitenden 125-Tage-Durchschnitt

2. Aktienkurs-Stärke: die Anzahl der Aktien, die an der New Yorker Börse 52-Wochen-Hochs und -Tiefs erreichen

3. Aktienkurs-Breite: das Handelsvolumen von Aktien im Aufwärtstrend gegenüber Aktien im Abwärtstrend

4. Verkaufs- und Kaufoptionen: das Put/Call-Verhältnis, das das Handelsvolumen von bullischen Call-Optionen mit dem Handelsvolumen von bearishen Put-Optionen vergleicht

5. Junk-Bond-Nachfrage: die Differenz zwischen den Renditen von Investment-Grade-Anleihen und Ramschanleihen

6. Marktvolatilität: der VIX (VIX), der die Volatilität misst

7. Nachfrage nach sicheren Häfen: der Unterschied zwischen den Renditen von Aktien und Staatsanleihen

Sein mittlerer Wert beträgt 50 und deutet auf eine neutrale Stimmung hin. Werte über 50 sind bullish (long) und Werte unter 50 sind bearish (short).

Extreme Ausschläge des Fear-and-Greed-Indikators (über 70 oder unter 30) zeigen Gier oder Angst. Der Markt ist im extremen Zustand nicht stabil und neigt deshalb zur kurzfristigen Umkehr. So führen zum Beispiel Werte unter 30 oft zu einem kurzfristigen Ausverkauf des Aktienmarktes, wodurch eine bullische Umkehr möglich wird.