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Ronny Wagner ist als Goldhändler tätig.
Ronny Wagner ist als Goldhändler tätig.
Getty Images / claffra / Noble Metal Factory
  • Ronny Wagner ist ein ehemaliger Fondsmanager und heute als Goldhändler tätig. Der 48-Jährige investiert zu 100 Prozent in Rohstoffe und Rohstoffaktien.
  • Goldminenaktien können zwar eine Hebelwirkung auf den Goldpreis haben, jedoch auch sehr risikoreich sein, so Wagner.
  • Daher sollten Anleger langfristig investieren und die Unternehmen genau prüfen, bevor man auf Einzelaktien setzt.

„Nach der Schule kam für mich ein klassischer Weg – erst Ausbildung, dann Arbeit – nicht infrage“, erzählt Ronny Wagner im Gespräch mit Business Insider. „Mein damaliger Fußballtrainer sprach mich während des Abiturs an, ob ich mir vorstellen könnte, sein Unternehmen zu übernehmen“, erinnert er sich. „Ich traute mir das zu, weshalb ich mich entschied, einen Direkteinstieg zum Versicherungsmakler zu wagen.“

Dabei merkte er jedoch schnell, dass ihn Versicherungen nicht wirklich interessierten, sondern eher das Investmentgeschäft. Aus diesem Grund ging der heute 48-Jährige für ein Jahr nach Frankfurt an die Börse und absolvierte eine Ausbildung zum CEFA (Certified EFFAS Financial Analyst). 2006 legte Wagner dann seinen ersten Fonds gemeinsam mit Delta Lloyd Investment Managers in Wiesbaden auf.

Goldminen-Aktien sind risikoreich und können das Portfolio erheblich auf den Kopf stellen
Ronny Wagner

„Das war völliges Neuland für mich. Ich habe viele Vorträge gehalten, um Gelder einzuwerben, und den Fonds selbst gemanagt“, erinnert er sich. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte er fest daran, dass Aktieninvestments immer die richtige Entscheidung seien, wenn man langfristig denke. „Das änderte sich jedoch mit der Finanzkrise 2008, die auch meinen Fonds traf.“ Erschüttert von den Verlusten gab Wagner daraufhin seinen Fonds ab und verkaufte seine Firma. „Seitdem habe ich mich von Fonds distanziert, da ich sie nicht mehr für das beste Anlagevehikel halte.“

Heute beschäftigt sich Wagner mit Gold und Goldminen-Aktien. „Gold ist ein Asset, zu dem die Menschen seit über 2500 Jahren immer wieder zurückkehren, auch wenn sie zwischendurch andere Geldexperimente wagen. Diese Beständigkeit hat mich überzeugt“, so der 48-Jährige. Weshalb Wagner 2013 ein Edelmetall-Handelshaus gegründete. Dennoch habe er Aktien nicht komplett abgeschworen: „Besonders Goldminen-Aktien finde ich spannend“, sagt er.

Für welchen Anlegertyp sich Gold als Geldanlage eignet

Grundsätzlich seien seine Kunde vor allem Investoren, die Werte auf Sicherheit und direkten Besitz legen, sagt Wagner. „Sie wollen unabhängig sein – vom Finanzmarkt und von der Politik – und sich gegen systemische Risiken schützen. Sie glauben, dass ungedeckte Papiergeldsysteme nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Wenn jemand an physisches Gold glaubt, sage ich immer, dass er auch Goldminen-Investments in Betracht ziehen sollte.“ Diese würden ein zusätzliches Wachstumspotenzial bieten. „Allerdings sind Goldminen-Aktien keine sichere Anlage. Sie sind risikoreich und können das Portfolio erheblich auf den Kopf stellen“, stellt Wagner klar.

Blick auf eine Goldmine in Südamerika.
Blick auf eine Goldmine in Südamerika.
picture alliance / imageBROKER | Florian Kopp

Dabei hätten Goldminen-Aktien jedoch den Vorteil einer Hebelwirkung auf den Goldpreis. „Historisch gesehen stiegen Goldminen-Aktien bis zum zwei- bis dreifachen des Goldpreises. Das heißt, steigt der Goldpreis um 10 Prozent, stiegen Goldmineninvestment zwischen 20 und 30 Prozent. In bestimmten Marktphasen konnte dieser Hebel sogar bis zum Vierfachen betragen, aber es gab auch Zeiten, in denen der Hebel deutlich geringer war.“

Vor allem in den vergangenen Jahren gab es jedoch eher eine geringe Hebelwirkung. Dabei gibt Wagner ein Beispiel: „Stellt euch eine Goldmine vor, deren Produktionskosten bei 1400 US-Dollar pro Feinunze liegen, während der Goldpreis bei 1900 US-Dollar liegt. Das bedeutet, die Mine hat einen Gewinn von 500 US-Dollar pro Feinunze. Wenn der Goldpreis auf 2400 US-Dollar steigt, verdoppelt sich der Gewinn auf 1000 US-Dollar pro Feinunze. Dadurch steigt auch der Aktienkurs der Mine überproportional. Das ist die Hebelwirkung: Die Produktionskosten bleiben relativ stabil, während ein Anstieg des Goldpreises zu einem enormen Gewinnzuwachs führt.“ Dennoch bedeute das auch, dass diese Hebel ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung wirken kann.

Warum Goldminen-Aktien in den vergangenen Jahren nicht so gut liefen

Weshalb der Goldhändler betont: „Man muss den Leuten klarmachen, dass Investitionen in Goldminen-Aktien nicht immer eine sichere Sache sind. Besonders in den letzten drei bis vier Jahren haben Goldminen-Aktien die Aufwärtsbewegung des Goldpreises nicht vollständig nachvollzogen, was zeigt, dass diese Aktien nicht immer den gleichen Mustern folgen wie in der Vergangenheit.“

Ein Grund dafür könnte laut dem Experten sein, dass viele Goldminen in den vergangenen Jahren Konsolidierungsphasen durchlaufen haben. „Einige Unternehmen haben vor allem in den guten Jahren Projekte gestartet, die nicht so lukrativ waren. Viele Produzenten hatten mit hohen Schulden zu kämpfen, die abgebaut werden mussten, was sich auf die Bilanzen auswirkte. Es gab zahlreiche Übernahmen und Fusionen in der Branche. Aktuell sehe ich jedoch die Goldminen-Aktienbranche als gut aufgestellt.“

Darauf sollten Anleger bei der Auswahl von Goldminen-Aktien achten

„Wenn wir über Goldminen sprechen, ist der Erzgehalt ein wichtiger Faktor“, sagt Wagner. Der Erzgehalt gebe dabei an, wie viel Gold pro Tonne Gestein vorhanden ist. „Ein höherer Erzgehalt bedeutet in der Regel niedrigere Produktionskosten.“ So würden beispielsweise Erzgehalte über zehn Gramm pro Tonne als hochgradig und sehr profitabel gelten.

„Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Produktionskosten selbst.“ Davon gebe es zwei Arten: die „Cash-Costs“, also die direkten Produktionskosten und die sogenannten „all-in sustaining costs“ (AISC). „Diese beinhalten alle relevanten Kosten, um Gold zu produzieren und den laufenden Betrieb der Mine aufrechtzuerhalten.“ Wenn diese bei unter 800 US-Dollar pro Unze liegen, gelten sie meist als sehr gut. Als hoch gelten sie dagegen bei über 1.200 US-Dollar pro Unze.

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