Eine Marine-Drohne, die in der Ukraine fotografiert wurde.
Eine Marine-Drohne, die in der Ukraine fotografiert wurde.
Screengrab via UNITED24/Ukrainian government

Ukrainische Marine-Drohnen legen Minen, um russische Schiffe im Schwarzen Meer zu beschädigen, berichtet das Wall Street Journal.

Vier Schiffe, darunter die Raketenkorvette Samum und das Patrouillenschiff Pavel Derzhavin, wurden getroffen.

Das Verlegen von Minen durch Marinedrohnen ist Teil des ukrainischen Programms zur unkonventionellen Kriegsführung.

Unbemannte ukrainische Überwasserschiffe legen Unterwasserminen, die bereits mehrere russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer beschädigt haben, berichtet das Wall Street Journal (WSJ).

Konkret beschrieb Brigadegeneral Iwan Lukashevych vom ukrainischen Sicherheitsdienst SBU dem Magazin die Entwicklung einer speziellen Marine-Drohne („SeaBaby“). Sie ist in der Lage ist, vom Westen gelieferte Bodenminen zu legen – kleine, 400 Pfund (0,18 Tonnen) schwere Minen, die unter dem Meeresboden liegen.

Laut Lukashevych können die Minen, sobald sie platziert sind, die Geräusche und elektromagnetischen Signale eines Schiffes erkennen und explodieren, wenn sich eines in der Nähe befindet.

Die Ukraine entwickelte Marine-Drohnen, als Angriffe auf dem Meer schwieriger wurden

Dem Bericht des „Wall Street Journals“ zufolge konnte die Ukraine mittels dieser Minen bisher vier russische Kriegsschiffe durch explodierende Minen beschädigen, darunter das Patrouillenschiff Pavel Derzhavin und die Lenkwaffenkorvette Samum. Für letztere Aktion hatte ein ukrainisches Team die Routen der Marineschiffe und des zivilen Verkehrs anderthalb Monate verfolgt. Damals teilten Geheimdienstquellen Reuters und ukrainischen Medien mit, dass das Schiff von einer Marine-Drohne getroffen worden sei.

Während erfolgreiche Angriffe auf russische Schiffe mit Marine-Drohnen, die mit Sprengstoff beladen sind, gut dokumentiert sind, schenkte das ukrainische Militär dem Einsatz von Drohnen zum Verlegen von Minen lange nicht die gleiche Aufmerksamkeit.

Das änderte sich, als Russland seine Verteidigungsanlagen im Hafen der annektierten ukrainischen Halbinsel Sewastopol verstärkte und damit explosive Drohnenangriffe auf dem Meer erheblich erschwerte. Ab diesem Zeitpunkt, berichtet das „WSJ“, kamen die Marine-Drohnen ins Spiel.

Nach einer sorgfältigen Kartierung der von zivilen und militärischen Schiffen genutzten Routen im vergangenen Sommer schickte Brigadegeneral Lukashevychs Team Drohnen aus, um Minen zu legen. Ihm zufolge sollen die ukrainischen Drohnenoperateure jetzt für die Arbeit in kleinen Gruppen von 10 bis 20 Drohnen ausgebildet werden, die zusammen die Rolle eines Kriegsschiffs übernehmen könnten.

Eine seiner Ideen für die Entwicklung derartiger Drohne, so schildert es Lukashevych, sei ihm auf einem militärischen Übungsplatz gekommen. Dort habe er eine Drohne gesehen, die mithilfe von Starlink, dem Satelliten-Internetdienst von Elon Musk, vom Boden aus gesteuert wurde. Daraufhin habe er den Drohnenbauer mit dem Bau eines Prototyps beauftragt, der Starlink für die Kommunikation nutzt. Drei Wochen später befand sich der General an der Küste und steuerte ein 10 Meilen (ca. 16 km) entferntes Boot. Das Boot war 16 Fuß (ca. 5 m) lang, konnte 220 Pfund (ca. 100 kg) Sprengstoff transportieren und saß tief im Wasser, um vom Radar nicht entdeckt zu werden. „Wir haben eine Drohne gebaut, die sich in den Wellen versteckt“, sagte Lukashevych dem Magazin „WSJ“.

Obwohl die Ukraine über keine konventionelle Marine verfügt, ist sie im Schwarzen Meer weiterhin überdurchschnittlich aktiv.

Inzwischen behauptet die Ukraine, dass sie seit Beginn der Invasion mindestens ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte beschädigt oder zerstört zu haben, was dazu geführt hat, dass Russland einen Großteil seiner Marineoperationen von seinem Hauptquartier in Sewastopol nach Noworossijsk verlegt hat.