Der alte Friedhof im Adenauerpark von Speyer ist ein malerischer Ort. Doch ein Grab bietet einen recht traurigen Anblick.

Es gibt keine frischen Blumen. Das von der Sonne ausgebleichte Holzkreuz wird von Büschen überwuchert. Der Name darauf ist für Besucher, die durch einen simplen grünen Metallzaun auf Abstand gehalten werden, kaum zu lesen. Nur wer genau hinschaut, erkennt ihn. Es ist das Grab von Helmut Kohl, dem Kanzler der Einheit.

Sieben Jahre nachdem er im Alter von 87 Jahren gestorben ist, wirkt seine letzte Ruhestätte wenig würdevoll. Ungewöhnlich für einen großen Staatsmann. Nicht einmal einen Grabstein gibt es für die Ruhestätte des Mannes, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass wir Deutsche nach 40 Jahren Teilung wieder vereint wurden.

BILD weiß: Die Pflege des Grabs liegt in der Verantwortung von Kohls zweiter Frau Maike Kohl-Richter (60, neun Jahre Ehe). Sie hatte auch dafür gesorgt, dass er nicht im Familiengrab im 28 Kilometer entfernten Ludwigshafen neben seiner ersten Ehefrau Hannelore Kohl († 2001, 41 Jahre Ehe) beigesetzt wurde.

Warum Maike Kohl-Richter noch keinen Grabstein aufstellen ließ, ist unbekannt. Für BILD war sie dazu nicht zu erreichen.

Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (41, SPD) ist machtlos. Zwar befindet sich die Stadt seit 2023 im Dialog mit dem Anwalt von Maike Kohl-Richter. „Bei der Grabgestaltung handelt es sich aber um eine Privatangelegenheit“, ließ sie über ihre Sprecherin BILD mitteilen. „Wie in allen anderen Fällen liegt die Gestaltung bei den Angehörigen und nicht in der Hoheit der Stadt bzw. der Oberbürgermeisterin.“

Dennoch monierte Seiler mehrfach den fehlenden Grabstein. Vor zwei Jahren war sie noch hoffnungsvoll. „Uns wurde in Aussicht gestellt, dass es einen Grabstein geben würde“, sagte sie BILD. Passiert ist jedoch nichts.

Immerhin: Die von der Kohl-Witwe installierte Überwachungskamera am Grab ist inzwischen verschwunden. Sie wurde laut Seilers Sprecherin bereits am 30. November 2022 durch städtische Mitarbeiter abmontiert.

Auch der Rasen um das Grab wird offenbar gemäht. Dafür ist die Bank nebendran zugewachsen. Nutzen dürfte sie aber eh niemand.