Nationaltorwart über Kiel-Rückkehr und Olympia: Wolff erklärt seinen Hammer-Wechsel

Nationaltorwart Andreas Wolff kehrt nach fünf Jahren zum THW Kiel zurück

Nationaltorwart Andreas Wolff kehrt nach fünf Jahren zum THW Kiel zurück

Foto: Tom Weller/dpa

Sein überraschender Wechsel sorgte für Wirbel!

Nationaltorwart Andreas Wolff (33) kommt in die DAIKIN Handball-Bundesliga zurück. Wolff, der 2019 den THW Kiel verließ und zum polnischen Top-Klub Kielce wechselte, kehrt zum deutschen Rekordmeister THW Kiel zurück.

Nach SPORT BILD-Informationen zahlt der THW Kiel, der in der vergangenen Saison nur auf dem enttäuschenden vierten Platz landete, für die Rückholaktion 300 000 Euro Ablöse. Wolff, der sich mit der Nationalmannschaft in Hennef auf die Olympischen Spiele vorbereitet, erklärt in SPORT BILD die Gründe für seinen überraschenden Wechsel.

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Foto: Ronny Hartmann, picture alliance / foto2press

SPORT BILD: Herr Wolff, wie glücklich und zufrieden sind Sie, dass vor den Olympischen Spielen Ihre Zukunft geregelt ist?

Andreas Wolff (33): Ich bin sehr glücklich. Eigentlich wollte ich diese schon vor der Olympia-Vorbereitung geklärt haben, aber es hat sich halt etwas hingezogen. Nun bin ich aber froh, dass, bevor es in die richtig heiße Phase geht, die Sache durch ist und ich mich ganz auf die Olympia-Vorbereitung und die Olympischen Spiele konzentrieren kann.

Während der WM 2023 in Polen und Schweden mussten Sie viele Fragen zu Ihrer Zukunft beantworten? Waren Sie daher um eine schnelle Klärung bemüht, um bei Olympia Ruhe zu haben?

Ja, genau deshalb. Man hat das auch gesehen, rund um das Champions-League-Viertelfinale gegen Magdeburg im Mai: Sobald Gerüchte aufkommen, wird man ständig damit in Verbindung gebracht, wird ständig darüber ausgefragt. Und gerade in dieser Phase, während der Olympia-Vorbereitung, hätte ich mir vorstellen können, dass die Fragen wieder überhandgenommen hätten und dass das meine Konzentration auf die Olympischen Spiele erschwert hätte.

Sie haben Magdeburg angesprochen. Auch der SCM sowie die MT Melsungen hatten Interesse. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie gesagt haben, dass Sie nach Kiel zurückgehen?

Primär spricht natürlich für Kiel, dass ich da immer noch Freunde habe, mit denen der Kontakt nie abgerissen ist. Aber Kiel ist vor allem auch ein Klub, der historisch der erfolgreichste ist in Deutschland und einer der erfolgreichsten weltweit. Der THW wird immer eine starke Mannschaft haben, dort sind einfach unfassbar professionelle Strukturen. Die Wunderino Arena ist eine der geilsten Hallen überhaupt im Sport. Dieses Gesamtpaket – abgesehen davon, dass Kiel auch eine sehr schöne Stadt zum Leben ist – hat einfach für mich nie einen Zweifel daran gelassen, dass der THW für mich der richtige Verein ist. Falls dort Interesse besteht und falls ich wieder nach Deutschland zurückkehren kann.

Andreas Wolff gewann mit dem THW Kiel 2019 den EHF-Pokal, wechselte anschließend zum polnischen Top-Klub Kielce

Andreas Wolff gewann mit dem THW Kiel 2019 den EHF-Pokal, wechselte anschließend zum polnischen Top-Klub Kielce

Foto: picture alliance/dpa

Waren Sie immer überzeugt, dass der Wechsel klappt?

Meine Freundin hat sich auch immer beschwert, dass ich ein kleiner Pessimist sei. Natürlich hatte ich hier und da schon Zweifel und Bedenken, ob das tatsächlich umsetzbar ist. Aber vor allem die Arbeit von Sasa (Wolff-Berater Bratic; d. Red.) aber auch die von Viktor (THW-Geschäftsführer Szilagyi; d. Red.) haben dazu geführt, dass wir den Wechsel realisieren konnten. Meine Familie und ich sind wirklich überglücklich, dass Sascha das im Endeffekt so möglich gemacht hat für uns.

Sie sind demnächst bei den Olympischen Spielen, dann geht es direkt nach Kiel. Wer organisiert denn den Umzug?

Gute Frage. Die Dinge, die man schön in der Sommerpause hätte regeln können, sind nicht so leicht zu regeln. Ich hatte ja auch eine Wohnung in Polen gekauft, die werde ich jetzt versuchen zu verkaufen. Und dann in Kiel mal schauen, wo wir da wohnen. Aber zum Glück ist meine Freundin da auf Zack und wird sich mit allem beschäftigen und wird dann hoffentlich den Umzug über die Bühne kriegen. Irgendwie.

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Quelle: BILD / Instagram@livvydunne

Worauf freuen Sie sich in der DAIKIN Handball-Bundesliga am meisten?

Am meisten auf das hohe Spielniveau, aber auch, dass jede Halle ausverkauft ist, dass man, egal, wo man hinkommt, fantastische Stimmung erlebt und dass jedes Ligaspiel auch ein harter Wettbewerb ist. Es gibt keine Mannschaft, bei der ich sagen würde, es ist ausgeschlossen, dass man da Punkte lässt. Das ist ein unfassbar attraktiver Wettbewerb.

Sind das auch die größten Unterschiede zur polnischen Liga?

Definitiv. Natürlich hatten wir in Kielce einen unfassbar starken Konkurrenten, mit Wisla Płock, der interessanterweise im nationalen Wettbewerb viel stärker auftritt als im internationalen. Aber abgesehen von Płock und Kielce gibt es kaum Mannschaften, die wirklich auf diesem Top-Niveau agieren können. In der Breite ist die Liga wesentlich schwächer aufgestellt als die Bundesliga.

Dem THW Kiel wurde nach der vergangenen Saison ohne Titel eine schwere Zukunft prophezeit. Wird mit Ihnen jetzt alles anders?

Ich glaube nicht, dass eine Personalie alles ändert. Ich glaube, es ist ein Stück weit typisch, dass nach einer Saison, bei der man ein bisschen gestruggelt hat, die Zukunft schwarzgemalt wird. Weil man da zu sehr von der aktuellen Form auf die Zukunft schließt. Ich bin überzeugt, dass der THW Kiel immer eine starke Mannschaft haben wird. Ich sehe auch die aktuelle Mannschaft des THW als eine der Besten in Europa. Man hat gesehen, dass die Mannschaft zum Final Four der Champions League gekommen ist, hat dort den dritten Platz erreicht. Das heißt, in der Champions League, in der man – vielleicht mit Ausnahme des Halbfinals gegen Barcelona – fantastische Leistungen gezeigt hat. Und gezeigt hat, dass man mit den Besten Europas mithalten kann. Und wenn man diese Leistungen auch in der Bundesliga, am besten 34 Spieltage, auf die Platte kriegt, dann ist der THW Kiel eine Mannschaft, die auf jeden Fall um die Meisterschaft mitspielt.

Sie sind 2019 von Kiel weggegangen. Es war nicht alles so geräuschlos, es gab Wirbel. Jetzt kommen Sie zurück, die THW-Fans feiern den Wechsel. Sie haben sich intensiv mit Viktor Szilagyi und Trainer Filip Jicha unterhalten. Schließen Sie jetzt mit Kiel auch Ihren Frieden?

Damals lief nicht alles so reibungslos. Aber man hat gesehen, dass sich auch gewisse Strukturen in Kiel verändert haben. Daraus kann man folgern, dass das, was damals dazu geführt hat, dass es nicht geräuschlos lief, sich verändert hat. Da gab es auch gewisse Dinge, die dargestellt wurden, die eben so nichtzutreffend waren. Man hat damals nicht kommuniziert, wie es genau abgelaufen ist, und das werden wir auch weiterhin nicht tun. Ich persönlich bin froh, dass ich wieder die Chance habe, beim THW spielen zu können. Ich hoffe, dass meine persönliche Reife der Mannschaft hilft, dass ich der Mannschaft etwas geben kann, erfolgreich zu sein. Und dass wir dann alle gemeinsam, den THW dahin führen, wo er meines Erachtens hingehört. Und das ist definitiv die nationale und auch internationale Spitze.

Im nächsten Jahr kommt Gonzalo Pérez de Vargas nach Kiel, jetzt sind mit Ihnen noch Samir Bellahcene und Tomas Mrkva da. Wie sehen Sie die Torwart-Situation beim THW? Ist es ein Problem für Sie, dass Sie sich möglicherweise ab 2025 die Nummer 1 teilen müssen?

Ich sehe die Situation sehr, sehr positiv. Ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass man auf dieser Position Zuverlässigkeit hat. Ich hoffe, dass ich schon in diesem Jahr mit Samir und Tomas ein schlagkräftiges Trio bilden kann. Danach hoffe ich, dass die Zusammenarbeit mit Gonzalo sich auch positiv bemerkbar machen wird. Ich denke, dass es im heutigen Handball nicht möglich ist, mit nur einem starken Torhüter einen Titel zu gewinnen. Der THW hat den Anspruch, in allen Wettbewerben, in denen er antritt, erfolgreich zu sein. Da braucht man als Torwart einen Gespann-Partner, der neben dir auch die Kohlen aus dem Feuer holen kann. Das System, das man sagt, man hat eine klare Nummer eins, die spielt 95 Prozent der Zeit und rettet die Mannschaft allein, funktioniert mit der Quantität der Spiele einfach nicht mehr. Ich freue mich, mit so tollen Torhütern zusammenarbeiten zu dürfen und bin optimistisch, dass wir zusammen ein starkes Torhüter-Team für den THW auf die Platte stellen können.

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Quelle: Bild

Sie sind jetzt 33, haben einen Vertrag bis 2028. Heißt das, Sie beenden in Kiel Ihre Karriere?

Ich hoffe nicht, dass ich mit 37 meine Karriere beenden muss. Dafür arbeiten wir zu stark an meiner Fitness, um das zum Thema zu machen. Ich hätte aber grundsätzlich nichts dagegen, in Kiel irgendwann meine Karriere zu beenden.

Zunächst einmal stehen die Olympischen Spiele an. Was nehmen Sie sich vor?

Ich hoffe, dass wir als Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorn machen. Die vergangenen Turniere haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, auf höchstem Niveau zu spielen. Aber leider über 60 Minuten nicht konstant genug, um gegen die drei Top-Nationen Frankreich, Dänemark und Schweden etwas Zählbares mitzunehmen. Wir konnten sie aber ernsthaft gefährden. Es hat ein kleines bisschen gefehlt, um einen der Großen zu schlagen. Ich hoffe, dass wir es in der Vorbereitung schaffen, uns zu entwickeln. Um dann auch eine dieser Top-Nationen zu schlagen und eine Medaille mitzunehmen.

Es sind Ihre dritten Spiele. Bereiten Sie sich anders vor, als möglicherweise 2016?

Nein, es ist aber eine etwas entspanntere Herangehensweise. 2016 war geprägt von Euphorie und der Neugier auf etwas Neues. Die 2021er-Spiele waren etwas ganz anderes durch diese Corona-Situation. Da hatte man das Gefühl, dass man sich mehr auf die Verhaltensweisen und die Regularien vorbereitet als wirklich auf das Spielen selbst. Und jetzt haben wir wieder normale Olympische Spiele und wir können uns voll auf das Sportliche konzentrieren.

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