Carl (14) starb bei Fallschirm-Unglück: „Alle landeten sicher, doch unser Sohn fehlte“
Carl (14) starb bei Fallschirm-Unglück ++ Tandem-Pilot vor Gericht
Waltershausen (Thüringen) – Traurig zeigen Andreas Erbe (56) und seine Frau Rebekka (42) das letzte Foto ihres Sohnes. Es zeigt Carl Erbe († 14) mit einem Fallschirm auf dem Rücken. Wenige Augenblicke später sprang der Schüler in den Tod.
Jetzt, gut zwei Jahre später, erhebt die Staatsanwaltschaft Meiningen Anklage gegen den Tandem-Master (48) - wegen fahrlässiger Tötung. Oberstaatsanwalt Jochen Grundler: „Unser Vorwurf lautet, dass der Tandem-Pilot die vorgegebenen Maßnahmen zur sicheren Vorbereitung und Durchführung während des Sprungs nicht korrekt beachtete.“
Tandemsprung als Geschenk zur Jugendweihe
Rückblick: Am Morgen des 25. Juni 2022 war die fünfköpfige Familie zum Flugplatz Eisenach-Kindel (Thüringen) aufgebrochen. Der Vater: „Unser Carl hatte Jugendweihe, wir überraschten ihn mit diesem Geschenk. Er wollte keine klassische Jugendweihefeier - und ein symbolischer Sprung ins Erwachsenenalter lag doch nahe.“
Erbe hatte vor dem tödlichen Sprung mit seinem Sohn auf dem Flugplatz ein Erinnerungsfoto gemacht. Der Vater: „Die Gurte waren schon angelegt, er sah so stolz aus, wie in einer Uniform. Das passte, denn später wollte er in den gehobenen Dienst zur Polizei - sein großer Traum.“
Bei der Landung fehlten Carl und sein Tandem-Master
Mit einer Cessna Caravan hob der 14-Jährige ab. Dann sprang Carl mit einem erfahrenen Lehrer aus 4000 Meter ab. Dabei gerieten die Springer ins Taumeln und stürzten auf eine Wiese nahe dem Flugplatzgelände. Die Eltern: „Wir sahen die anderen sicher landen - doch unser Carl und sein Tandem-Pilot fehlten.“
Andreas Erbe und seine Frau ahnten, dass etwas Schlimmes passiert ist. Der Vater: „Ich rannte auf das Flugfeld, rief laut den Namen meines Sohnes: Carl, komm zurück, Carl, wir brauchen dich!“
Rettungskräfte rückten aus, die Cessna ging noch einmal in die Luft, zwei Hubschrauber kamen dazu. Andreas Erbe: „Die ganze Dramatik wurde mir erst richtig bewusst, als mich ein Polizist umarmte, dabei weinte und flüsterte: Bitte bleiben Sie ruhig, ich habe auch einen Sohn.“
Die Eltern tragen ein Teil ihres Kindes immer bei sich
Am Unfallort konnten sie nicht Abschied von ihrem Carl nehmen. „Wir hätten wenigstens noch einmal seine Hände berührt“, sagt der 56-Jährige traurig. „Erst neun Tage später sahen wir ihn beim Bestatter.“
Rebekka Erbe trägt jetzt eine Kette mit kleinem silbernem Anhänger. Darin ist Asche ihres toten Kindes, auf den Arm ließ sie sich Carls Fingerabdruck tätowieren. „An meinem Handgelenk ist ein Bändchen mit Ascheschmuck, darauf eingraviert der Fingerabdruck meines Sohnes“, sagt Papa Andreas.
Was die Eltern jetzt wollen: „Einfach Gewissheit darüber bekommen, wie das einem solch erfahrenen Tandemspringer passieren konnte.“