Notlösung in Ludwigshafen: Einkaufszentrum wird Flüchtlings-Unterkunft
Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) – So ganz glücklich ist selbst Sozialdezernentin Beate Steeg (65, SPD) mit der Lösung nicht, birgt sie doch ein gewisses Konflikt-Potenzial: Aus der fast leer stehenden Shopping-Meile „Walzmühle“ in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) wird eine Notunterkunft für 392 Flüchtlinge – mitten in der Stadt.
Insgesamt 8000 Quadratmeter verteilt auf zwei Etagen hat die Chemie-Stadt bis September 2024 angemietet – ein ehemaliger Supermarkt, der bereits seit langer Zeit verwaist ist.
Ein finanzieller Kraftakt: Sechs Millionen Euro inklusive Mietkosten müssen gestemmt werden. Allein der Umbau beläuft sich auf 2,6 Millionen Euro.
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Die Verwaltung hofft angesichts des maroden Stadt-Etats auf „vollständige Kosten-Erstattung durch den Bund“. Doch das steht noch in den Sternen.
Steeg ist sich der Problematik des Standortes bewusst, in dessen unmittelbarer Nähe das Neubaugebiet „Rheinufer“ wächst: „Ich möchte nichts beschönigen: Es ist keine optimale Lösung. Ich verstehe die Sorgen der Anlieger. Wir hatten aber keine andere Wahl.“
Nur noch eine Bäckerei und eine Schneiderei sind die letzten Geschäfte im ehemaligen Einkaufszentrum „Walzmühle“, das auch ein Parkhaus beherbergt. Zuletzt hatte dort das letzte Großkino der Chemie-Stadt die Türen geschlossen. Schon am nächsten Dienstag treffen die ersten 26 Flüchtlinge ein – „überwiegend Syrer, wenige Ukrainer“, heißt es.
Noch wird eifrig in der trostlosen „Walzmühle“ gewerkelt, um die mit Bauzäunen und schwarzer Folie abgetrennten „Schlaf-Kojen“ mit jeweils vier Betten fertigzustellen. Auf der zweiten Etage gibt es Container mit sanitären Einrichtungen sowie Kochmöglichkeiten.
Natürlich wolle man darauf achten, dass Familien oder Paare zusammen untergebracht werden – sofern es die Beleg-Situation zulässt. Acht Security-Mitarbeiter wurden engagiert. Eine Zugangskontrolle – notfalls mit Foto – soll eingerichtet werden.
Steeg betont aber: „Wir sind kein Gefängnis. Die Notunterkunft ist nur eine befristete Lösung.“