Was für ein Quak!: 229 Kröten-Tunnel auf zehn Kilometer Straße
Die B6n wird dadurch 25 Millionen Euro teuer
Diese Straße wird für Autos und Kröten gebaut. Auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt entstehen 229 Kröten-Tunnel
Was für ein Quak! In Sachsen-Anhalt entsteht gerade eine Straße für Autos UND Kröten.
Das zehn Kilometer lange Teilstück der Bundesstraße B6n wird von 229 Kröten-Tunneln durchzogen. Alle 50 bis 75 Meter rollen Autofahrer zwischen Köthen und Thurland künftig über einen Tunnel.
Ohne die Tunnel – die das Projekt rund 50 Prozent teurer machen – könnte das fehlende Stück nicht gebaut werden und es würde auch in Zukunft keine Verbindung zwischen den Autobahnen A14 (bei Bernburg) und A9 (bei Dessau-Roßlau) geben.
Straße sollte bereits 2018 fertig sein
„Ohne die Tunnel hätten wir nie Baurecht bekommen“, sagt Dr. Stefan Hörold (49), Präsident der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt.
Baustart für das fehlende Teilstück war bereits 2015. Die beiden Minister, die damals angereist waren, sind nicht mehr im Amt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, bis 2017 im Amt) und Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU, bis 2021 im Amt) versprachen, dass der Verkehr spätestens 2018 rollt.
Da wusste niemand, dass bald Kröten auftauchen. Mehr als 20 000 Tiere. Erdkröten und Knoblauchkröten. Beide Arten streng geschützt.
Die Straße musste neu geplant werden. Mit Kröten-Tunneln. Statt 50 Millionen Euro kostet das Teilstück nun mehr als 75 Millionen Euro.
Ein Tunnel kostet bis zu 35 000 Euro
„Das liegt natürlich auch an den gestiegenen Baupreisen“, sagt Stefan Hörold. Vor allem aber an den Tunneln. „Aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“
► „Ein Meter Tunnel kostet zwischen 1200 und 2600 Euro“, verrät der Chef der Landesstraßenbaubehörde.
► Pro Tunnel macht das zwischen 25 000 und 35 000 Euro.
► Die kürzesten Tunnel unter der dreispurigen Piste sind 18 Meter lang, einen Meter breit und 85 Zentimeter hoch. Die längsten sind 33 Meter lang, 1,75 Meter breit und 1,35 Meter hoch.
Die Betonteile für die Kröten-Tunnel liegen schon bereit. Sie wurden speziell angefertigt
► „Wie lang ein Tunnel ist, hängt von örtlichen Gegebenheiten ab. Beispielsweise wie die Böschung ausfällt“, erklärt Stefan Hörold die unterschiedlichen Längen.
► Die längeren Tunnel müssen auch breiter und höher sein, damit ausreichend Licht einfällt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Kröten die extra für sie gebauten Tunnel nicht annehmen. „Und dann müssen wir nachträglich Lichtschächte einbauen wie bei einem anderen Projekt.“
Kröten-Tunnel sind in Deutschland keine Seltenheit. „Aber in dieser Größenordnung ist das schon einmalig“, sagt der Präsident. Zwischen allen 229 Tunneln werden Schienen aus Metall (heißen offiziell: Amphibien-Leiteinrichtung) angebracht. Die sollen Kröten daran hindern, über die Böschung auf die Straße zu krabbeln.
2026 sollen alle 229 Tunnel und das fehlende Stück der Bundesstraße B6n nun wirklich fertig sein. Damit alles nach Plan läuft, gibt es neben der üblichen noch eine ökologische Bauüberwachung.
„Das machen Büros, die darauf spezialisiert sind“, erklärt Stefan Hörold. Deren Mitarbeiter werden während der Bauzeit auch zu „Krötiguards“ und tragen die Tiere über die Baustelle.