In Sachsen-Anhalt: Steuergeld für Hamster- und Lurch-Experten verprasst
43,5 Millionen Euro für Berater ausgegeben
Hamster, Lurche, Brutvögel, Fledermäuse und Heuschrecken sind Sachsen-Anhalts Landesregierung nicht nur lieb, sondern vor allem teuer.
► 43,5 Millionen Euro Steuergeld gab das Bundesland im vergangenen Jahr für Berater aus. Das ist fast fünfmal so viel Geld wie in der gesamten vorhergehenden Legislaturperiode. Damals zahlte Sachsen-Anhalt in fünf Jahren „nur“ neun Millionen Euro an externe Berater.
Wie aus einer Vorlage von Finanzminister Michael Richter (70, CDU) für den Finanzausschuss hervorgeht, schlossen Staatskanzlei und die acht Ministerien 2023 genau 84 Beraterverträge ab.
Die mit Abstand meisten – nämlich 35 im Gesamtwert von rund 3,8 Millionen Euro – gehen auf das Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt.
Das Haus von Armin Willingmann (61, SPD) gab unter anderem für mehr als 119 000 Euro ein Stichproben-Monitoring Feldhamster in Auftrag, das die Erfassung von dessen Verbreitungsgebiet in Sachsen-Anhalt vervollständigen sollte.
► Ein Monitoring für Fledermäuse kostet den Steuerzahler mehr als 49 000 Euro. Dazu kommen noch einmal fast 20 000 Euro für die Erfassung einer einzigen Art (Kleine Hufeisennase) im Biosphärenreservat Südharz.
► Ein Insektenmonitoring für Spinnen und Käfer schlägt mit fast 39 000 Euro zu Buche.
► Das für Heuschrecken kostete mehr als 22 000 Euro.
► Mit Bibern im Biosphärenreservat Mittelelbe befassten sich im vergangenen Jahr gleich vier Gutachten. Gesamtkosten: fast 37 000 Euro.
► Teuerstes Einzelgutachten war das Artenmonitoring für Lurche und Kriechtiere. Dafür berappte Sachsen-Anhalt mehr als eine Viertelmillion Euro.
Andere vom Wissenschaftsministerium beauftragte Gutachten befassen sich mit der Erhaltung von Süßkirschen-Sorten (5880 Euro) oder mit der Gelb-Schwarzen Tonne (163 977,02 Euro).
Finanzausschuss-Mitglied Kristin Heiß (41, Die Linke) wundert sich, warum das Land jedes Jahr mehr Geld für Berater ausgibt. „Ein Jahr zuvor reichten noch 64 Verträge im Wert von 10,8 Millionen Euro.“
Sie fragt auch: „Wieso hat das Land keine eigenen Kompetenzen und muss so viel externen Sachverstand einkaufen?“. Vor allem bei Untersuchungen, die über viele Jahre fortgeführt werden, sieht sie die Gefahr von Abhängigkeit.
Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums erklärt, die meisten Erhebungen seien „ein europäisches Erfordernis“. Würde das Ministerium dafür Mitarbeiter einstellen, wären die bis zu dreimal so teuer wie externe Gutachter.