Palma-Reise wurde zum Höllen-Trip: „Die Kinder weinten an Bord“

BILD sprach mit Urlaubern der Feuer-Fähre

Löschboote brachten das Feuer auf der Fähre unter Kontrolle

Löschboote brachten das Feuer auf der Fähre unter Kontrolle

Foto: Andreas Zeeck, FERRYBALEAR/Vicente Costa/X

Valencia/Palma – Der Schock sitzt noch tief! 350 Passagiere der „Tenacia“ mussten mitansehen, wie meterhohe Flammen über die Fähre wehten. Die langersehnte Reise nach Mallorca wurde zu einer dramatischen Odyssee!

24 Stunden mussten die Urlauber wegen des Feuers im Maschinenraum auf hoher See ausharren. Statt Mallorca am Montagmorgen zu erreichen, wurden sie auf Ersatzschiffe übergesetzt – und zurück zum Starthafen Valencia gebracht.

Hier traf BILD am Dienstag einige der Urlauber.

Bernat Vicens Torres (35) aus Mallorca war mit seiner Freundin und deren Sohn an Bord. Er berichtet: „Wir waren müde, da wir gerade von einer langen Reise nach Mallorca zurückkehren wollten. Bereits als wir unsere Kabine betraten, wurde eine erste Mayday-Ansage durchgegeben. Die Ansage war teils so schwer zu verstehen wie im Flugzeug. Meine Partnerin sagte noch, dass das seltsam sei, weil sie diese Durchsage sonst noch nie gemacht haben.“ Die Familie dachte sich zunächst nichts dabei, hielt alles nur für einen Test.

Bernat Vinces Torres war mit seiner Freundin und deren Sohn an Bord der Flammen-Fähre

Bernat Vinces Torres war mit seiner Freundin und deren Sohn an Bord der Flammen-Fähre

Foto: Andreas Zeeck

Doch leider war es keiner. „Später weckte ich meine Partnerin und sagte ihr, dass wir besser unsere Sachen packen und an Deck gehen sollten. Oben angekommen sahen wir zwei Crewmitglieder, die besorgniserregend guckten. Als ich auf der Terrasse bis zur Reling vorrückte, standen dort viele Personen mit Löschschläuchen und schrien herum.“

Feuer auf Mallorca-FährePassagiere 24 Stunden auf See gefangen

Quelle: X / @VOSTcvalenciana, SALVAMENTO MARÍTIMO

Bange Stunden an Bord

Es folgten bange Stunden. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, ruhte mich nur ein wenig aus, während immer wieder Durchsagen gemacht wurden. Als es dämmerte, das muss gegen 8 Uhr gewesen sein, hörte ich den ersten Hubschrauber der Guardia Civil, der wohl aus Sant Antonio kam. Zu diesem Zeitpunkt sahen wir auch das erste Mal Rauch und ein Schiff der Seenotrettung das Wasser auf die Schornsteine unseres Schiffes spritzte.“

Bernat übt starke Kritik am Kapitän der Fähre: „Einige Passagiere wollten mit dem Kapitän sprechen, aber ich weiß nicht, ob er je von der Brücke runtergekommen ist.“

Mit Rettungsbooten wurden die Urlauber in Sicherheit gebracht

Mit Rettungsbooten wurden die Urlauber in Sicherheit gebracht

Foto: Salvamento Maritimo

Gegen Nachmittag seien Frauen und Kinder erstmalig auf die Rettungsboote gebracht worden, die Männer mussten durch einen Rettungsschlauch. „Viele Kinder wurden durch die Angst der Erwachsenen angesteckt und fingen an zu weinen, die Situation spitzte sich zu.“

Mangel an Information

„Das größte Problem während des Vorfalls war der Mangel an Informationen. Man sagte uns nicht genau, ob das Feuer gelöscht war. Wir haben noch all unsere Sachen auf dem Schiff und auch unser Auto. Wir wissen bis jetzt nicht, ob unser Auto beschädigt ist. Eigentlich sollten wir heute unsere Sachen bekommen, aber wir müssen noch warten.

Das Letzte, was uns mitgeteilt wurde, ist, dass die ‚Tenacia‘ noch Sicherheitsmaßnahmen unterzogen werde, die von den zuständigen Behörden durchgeführt würden. Die Reederei hofft uns morgen früh Angaben zu Zeit und Ort der Abholung der persönlichen Gegenstände und des Autos machen zu können. Außerdem wann ein Ausschiffen nach Mallorca für uns möglich wird. In der Zwischenzeit bestätigte man uns, dass wir auf Kosten der Gesellschaft im Hotel bleiben können.“

Die Chronologie des Feuers

Die Autofähre war am Sonntagabend in See gestochen. Gegen 2.30 Uhr – auf halber Strecke – nahm das Unglück seinen Lauf. Das Schiff „Tenacia“ musste stoppen. Zuerst wurde versucht, den Brand mit Bordmitteln zu bekämpfen. Doch die Flammen ließen sich nicht so schnell löschen!

Am Dienstag liegt die Feuer-Fähre (im Hintergrund) am Hafen

Am Dienstag liegt die Feuer-Fähre (im Hintergrund) am Hafen

Foto: ANDREAS ZEECK

Am Montagnachmittag ordnete der Kapitän schließlich die Evakuierung des Schiffes an. Feuerwehrleute wurden per Hubschrauber eingeflogen. Die spanische Seenotrettung setzte die Passagiere sowie Teile der Mannschaft mit kleineren Booten auf das Containerschiff „MSV Arica“ und die Fähre „GNV Bridge“, die in der Nähe waren, über.

Daraufhin wurden sie nach Valencia zurückgebracht – weil dorthin auch der Havarist geschleppt wurde, auf dem die Autos und das Gepäck der Passagiere zurückgeblieben waren.

Höllen-Trip! Die Urlauber mussten auf der Feuer-Fähre ausharren

Höllen-Trip! Die Urlauber mussten auf der Feuer-Fähre ausharren

Foto: X

Hier wurden sie in Hotels untergebracht – sollten eigentlich am Dienstag endlich auf einer Ersatzfähre die Ferieninsel erreichen. Doch viele der Urlauber müssen noch eine Nacht länger - bis Mittwoch – bleiben, da sie erst dann ihre Autos, die auf der Feuer-Fähre standen, wiederbekommen sollen.

Die Brandursache war zunächst unbekannt.

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