Wichtigster Alien-Forscher Avi Loeb spricht in BILD: „Wir Menschen sind arrogant, wir halten uns für die intelligentesten Wesen“

In BILD erklärt der Top-Wissenschaftler, wie der Kontakt zu Außerirdischen die Menschheit voranbringen könnte

Havard-Astronom Avi Loeb Foto:Peter Müller

Havard-Astronom Avi Loeb Foto:Peter Müller

Foto: Peter Müller

Seit Jahrtausenden treibt uns die Frage um, ob wir allein sind im Universum. Doch erst seit einigen Jahrzehnten suchen wir auch aktiv nach Leben im All. Wir horchen mit Radioteleskopen in den Weltraum, schicken Sonden mit Botschaften oder suchen nach Organismen auf erdähnlichen Planeten. Aber daran, dass uns hoch entwickelte Außerirdische bereits besucht haben könnten, glauben nur wenige. Warum eigentlich?

Professor Avi Loeb (62) ist Chef-Astronom der US-Eliteuniversität Harvard. Mit dem „Galileo Project“ sucht er nach technologischen außerirdischen Spuren im All. Und wagt es, kühne Thesen aufzustellen.

►Als im Jahr 2017 das Objekt „Oumuamua“ aus den Tiefen des Alls kommend unser Sonnensystem durchquerte, wurden Astrophysiker aufgrund seiner ungewöhnlichen Form, Leuchtkraft und Beschleunigung, die zu keinem bekannten Objekt wie etwa einem Kometen passte, stutzig. Avi Loeb vermutet, es könne sich um eine Alien-Sonde oder Teil einer außerirdischen Konstruktion („Dyson-Sphäre“) gehandelt haben.

Oumuamua (hawaiianisch für Kundschafter) zeigte keine Merkmale wie normale Meteore oder Kometen

Oumuamua (hawaiianisch für Kundschafter) zeigte keine Merkmale wie normale Meteore oder Kometen

Foto: picture alliance / M. Kornmesser/European Southern Observatory/dpa

► Und im Jahr 2023 suchte Loeb mit einem Forscherteam im Pazifik vor Papua Neuginea nach den Trümmern eines interstellaren Meteors, der laut US-Weltraumkommando mit unglaublichen 210 000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre eingedrungen war. Loeb und sein Team fanden am Meeresgrund hunderte Metallkügelchen (Sphärulen), die aus einer ungewöhnlich harten Legierung bestanden, die auf der Erde nicht vorkommt. Handelte es sich bei dem Meteor möglicherweise um Alien-Technik, wie Loeb vermutet?

Loebs Team fand hunderte dieser Metallkügelchen am Meersgrund. Ihre Legierung kommt auf der Erde nicht vor. Dies fanden unter anderem die Experten der Bruker Nano GmbH in Berlin-Adlershof heraus.

Loebs Team fand hunderte dieser Metallkügelchen am Meersgrund. Ihre Legierung kommt auf der Erde nicht vor. Dies fanden unter anderem die Experten der Bruker Nano GmbH in Berlin-Adlershof heraus.

Foto: Avi Loeb

Jetzt hielt Prof. Avi Loeb bei der Technologie-Konferenz TOA in Berlin einen Vortrag über die„Jagd nach interstellarer Technologie“ und die Suche nach „außerirdischen Geräten“. Denn seiner Meinung bestehe durchaus die Möglichkeit, dass wir von Sonden besucht werden, die vor Millionen vor Jahren von höherentwickelten Zivilisationen losgeschickt wurden. BILD bat den Astrophysiker zum Interview!

BILD-Reporter Matthias Bieder im Gespräch mit Harvard-Astronom Avi Loeb (r.) Foto:Peter Müller

BILD-Reporter Matthias Bieder im Gespräch mit Harvard-Astronom Avi Loeb (r.) Foto:Peter Müller

Foto: Peter Müller

BILD: Sie haben im Meer Überreste eines interstellaren Meteors gefunden – mikroskopisch kleine Metallkugeln. 2025 wollen sie bei einer neuen Expedition größere Trümmerteile finden. Wenn es sich wirklich um außerirdische Technologie handeln würde – würden Sie dann den sprichwörtlichen Knopf an einem solchen Gerät drücken?

Avi Loeb: „Ich würde es erst mal in ein Labor bringen und untersuchen, bevor ich es anschalte. Aber natürlich will ich alles darüber lernen. Denn es gibt zu viele ungeklärte fundamentale Fragen im Universum.“

Entdeckung von Aliens würde uns vielleicht bescheiden machen

Manche sagen, dass wir als Menschen möglicherweise noch gar nicht weit genug entwickelt sind bzw. nicht als eine Erdengemeinschaft agieren, damit Aliens überhaupt Kontakt mit uns aufnehmen wollen …

Avi Loeb: „Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Wir Menschen haben erst hundert Jahre an fortgeschrittener Wissenschaft und Forschung (z. B. Raumfahrt, Einsteins Relativitätstheorie oder Quantenforschung, die Red.). Es ist sehr wahrscheinlich, dass andere Zivilisationen existieren und viel weiter entwickelt sind als wir. Wir Menschen sind arrogant, wir halten uns für die intelligentesten Wesen, die je entstanden sind. Deswegen ist die Suche nach Außerirdischen und ihrer Technologie so wichtig. Denn wenn wir einen schlaueren Nachbarn treffen, würde das vielleicht die Bescheidenheit zurückbringen, die uns verloren gegangen ist.“

In seinem Buch „Außerirdisch“ schildert Avi Loeb, warum er glaubt, dass es sich Oumuamua möglicherweise um ein Alien-Artefakt gehandelt haben könnte

In seinem Buch „Außerirdisch“ schildert Avi Loeb, warum er glaubt, dass es sich Oumuamua möglicherweise um ein Alien-Artefakt gehandelt haben könnte

Foto: DVA

Spuren von Technologie würden intelligentes Leben bedeuten

Kollegen von Ihnen hoffen, dank moderner Instrumente wie dem James-Webb-Teleskop innerhalb der nächsten zehn Jahre Spuren von primitivem Leben auf Exoplaneten zu finden. Sollten wir nicht erst einmal diesen kleinen Schritt gehen?

Loeb: „Der Grund, warum die meisten meiner Kollegen nach primitiven Spuren von Leben im All suchen, wie z. B. bestimmte Moleküle, ist die höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie vorkommen. Doch geologische Prozesse wie Vulkanausbrüche oder chemische Reaktionen könnten diese Spuren auch hervorrufen. Aber fremde Sonden im Weltraum oder Spuren von Technologie in der Atmosphäre eines Planeten, wie z. B. Luftverschmutzung durch Industrie, wären nicht nur der Beweis für außerirdisches Leben, sondern auch, dass es intelligent ist. Es ist zwar schwieriger, Spuren von intelligentem Leben zu finden. Aber sie wären beweiskräftiger.“

Wenn es zu einem Kontakt mit einer anderen Lebensform käme, glauben – oder hoffen – Sie, dass die Aliens biologisch sind oder eine künstliche Intelligenz?

Loeb: „Ich hoffe, dass es sich um eine künstliche Intelligenz handelt. Wenn ich täglich die Nachrichten lese, bin ich von menschlicher Intelligenz nicht besonders beeindruckt. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie wir in Zukunft einer anderen, höher entwickelten Intelligenz begegnen könnten. Entweder in Form einer fortgeschrittenen KI oder übermenschliche Wesen, die uns von irgendwoher besuchen kommen.“

Im Universum ist genug Platz für alle

Sind Sie denn zuversichtlich, dass wir höherentwickeltes, außerirdisches Leben finden werden?

Loeb: „Absolut, denn wir beschreiten mit unserer Forschung neue Wege. Bisher haben wir nur nach Radiosignalen gesucht, aber warum sollte uns jemand anrufen, der sich gar nicht für uns interessiert? Oder der Absender ist längst tot. Wir müssen aktiv nach Ihrer Technologie suchen, um daraus zu lernen.“

Wie würde sich die Entdeckung intelligenten außerirdischen Lebens auf die Menschheit auswirken?

Loeb: „Würden wir da draußen jemanden treffen, der intelligenter ist als wir, würde uns das inspirieren, unsere Ambitionen ändern. Dieser Jemand wäre vielleicht auch ein besseres Vorbild als unsere Politiker. Aktuell geben wir weltweit Milliarden für Kriege um kleine Territorien auf einem kleinen Felsen im Weltraum aus – der Erde. Das macht doch keinen Sinn – im Universum ist doch genug Platz.“

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