Abschluss-Zeugnis HBL: HSV Hamburg: Trotz „Schlafstörungen“ gibt es diese Note...

Seine individuelle Klasse und seine Dynamik werden dem HSV Hamburg künftig fehlen! Dani Baijens (r.) verlässt die Bundesliga, spielt künftig für den französischen Top-Klub Paris

Seine individuelle Klasse und seine Dynamik werden dem HSV Hamburg künftig fehlen! Dani Baijens (r.) verlässt die Bundesliga, spielt künftig für den französischen Top-Klub Paris

Foto: WITTERS

Zum Jahresabschluss gibt's Zeugnisse in der stärksten Liga der Welt!

SPORT BILD hat die Saison 2023/24 in der Handball-Bundesliga (HBL) intensiv begleitet, an Spieltagen und zwischen den Spielen beobachtet, recherchiert, analysiert. Jetzt vergeben die Handball-Reporter das Abschluss-Zeugnis HBL.

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Foto: Ronny Hartmann, picture alliance / foto2press

Den wichtigsten Sieg haben die Handballer des HSV Hamburg nach der Saison eingefahren. Und der war mehr wert als die zuvor in der Handball-Bundesliga erspielten 30.

Das dritte Jahr nach dem Aufstieg 2021 mit Platz 9 – es war turbulent.

Erst nach der Saison, quasi mit dem letzten Freiwurf nach der Schlusssirene, sicherte sich der HSV die Spielberechtigung für die Daikin Handball-Bundesliga 24/25 über das Schiedsgericht.

Abschluss-Zeugnis HBL, Teil 18: HSV Hamburg

„Das war alles andere als sch��n. Da waren die Schlafstörungen und der ganze Krempel. Aber jetzt ist es gut. Wir müssen nach vorn schauen und unseren sportlichen Teil machen. Um die anderen Dinge kümmern sich dann Personen, die dann in die Verantwortung gehen“, erklärte Trainer Torsten Jansen (47) nach dem „Go“ erleichtert. Für den Handball-Weltmeister von 2007 waren es „die schlimmsten Wochen“ seiner Karriere.

Witzige Szene im Live-TVPlötzlich muss die Reporterin tanzen!

Quelle: MagentaTV

Der HSV hatte zuvor seine Hausaufgaben nicht erledigt, nachdem der Lizenzierungsausschuss eine Liquiditätslücke in Millionenhöhe errechnet hatte und der Verein diese nicht ausreichend genug schließen konnte. Es gab erst keine Lizenz, dann folgten Beschwerde und Schiedsgericht. Der HSV stand vor dem Absturz in Liga 4. Nur mit viel Dusel und den rund sieben Millionen von Mäzen Philipp J. Müller (46) bekam der HSV schließlich das Zugehörigkeits-Zertifikat ausgestellt. Der HSV sorgte für unnötigen Wirbel, auch innerhalb der Liga.

Sicherte dem HSV Hamburg mit einer Finanzspritze die Lizenz: Philipp J. Müller

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Parallel dazu der Krach mit dem Präsidium um Kompetenzen und Finanzen. Die HSV-Bosse zerstörten viel Renommee, dass sich Jansen und seine Truppe über Jahre erarbeitet hatten. Ein Image-Schaden für das erfolgreiche Projekt, dass 2016 in der 4. Liga begann. Die Außendarstellung im Mai – eine glatte 6!

Sportlich kamen die Hamburger nur schwer in die Gänge (0:6 Punkte), hatte beim Liga-Start in Flensburg auch noch VAR-Pech. Die neue Technik funktionierte nicht, so sah der Niederländer Dani Baijens (26) unberechtigt Rot.

Großer Schwachpunkt in der Saison: das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhütern. Der Deckungsverbund oft zu löchrig, der Mittelblock ohne die gewohnte Aggressivität.

Die Ex-Nationalkeeper Johannes Bitter (41) und Jens Vortmann (37, jetzt Karriereende) konnten im gesamten Verlauf der Spielzeit zu selten ihr Top-Niveau erreichen. Bitter kam auf 25 Prozent gehaltener Bälle, die Vortmann-Quote lang nur bei 21 Prozent. Zu wenig. Hamburg hat reagiert und sich für die kommende Spielzeit die Dienste von Mohamed El-Tayar (28/Balingen) Robin Haug (25/Elverum/Norwegen) gesichert.

Schwächen in der Deckung – dafür brachte der schnelle Hamburger Angriff die Gegner oft zur Verzweiflung. Allen vor Dani Baijens! Der Niederländer stellte im Zusammenspiel Leif Tissier (24) die Gegner oft vor unlösbare Aufgaben.

Hatte keine einfache Saison! Toto Jansen war als Trainer und Psychologe gefordert

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Probleme hatten Baijens & Co. in der Saison aber auch. Schwere und kleine Verletzungen plagten die Truppe. Zoran Ilic (22/Knochenmarködem) traf es im September, knapp zwei Monate Pause. Baijens (zwei Monate Pause) brach sich die Hand, Dominik Axmann (25) und Andreas Magaard (25/beide Kreuzbandriss) mussten im November die Saison vorzeitig beenden. Den dänischen Nationalspieler Jacob Lassen (28) erwischte es im Dezember gegen Magdeburg – Meniskus-OP, vier Monate Pause. Auch Tomislav Severec (27) erwischte es. Der Kroate (2023 gekommen), der über Monate nicht überzeugen konnte, riss sich Ende April die Achillessehne. Comeback frühestens 2025.

Personell arg gebeutelt, schaffte es der HSV dennoch, sich langsam aus dem Tabellenkeller zu werfen. Mannschaftliche Geschlossenheit, Teamspirit und Einsatz bis zur letzten Sekunde drehten so manche Partie. Gegen den THW Kiel (28:28) erkämpften die Hamburger in der Schlusssekunde sogar noch einen Punkt nach 5-Tore-Rückstand.

Erstaunlich: Die Mannschaft ließ sich von dem über Wochen andauernden Lizenz-Ärger und drohenden Arbeitsplatz-Verlust nicht aus dem Rhythmus bringen, spielte ihren Stiefel erstaunlich cool runter.

Überflieger in der zweiten Saisonhälfte! Zoran Ilic (r.) wurde nach der EM im Januar beim HSV zur wichtigen Stütze

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Foto: WITTERS

Jansen bilanziert: „In dieser schweren Liga ging es für uns zunächst darum, so schnell wie möglich Punkte zu sammeln, um mit der unteren Tabellenregion nichts zu tun zu haben. Das war zwischenzeitlich nicht so leicht. Wir haben viele Spiele knapp verloren, hatten viele Baustellen. Dann hatten wir aber einen guten Februar und März, wo wir trotz der vielen der Langzeit-Verletzten es super gemacht haben und relativ schnell aus diesem Strudel unten raus waren. Das haben die Jungs super gemacht.“

Einige seiner Stars spielten sich in den Vordergrund, andere fielen ab.

Der Ungar Zoran Ilic ragte positiv heraus! Der Linkshänder nutze den Lassen-Ausfall, wurde zur wichtigen Stütze. Ilic spielte so auch fest in die Nationalmannschaft, ist bei den Olympischen Spielen dabei.

Olympiasieger Casper U. Mortensen (34) hat dieses Ziel verpasst. Der dänische Linksaußen wurde mit 203 Toren wieder Klassenbester seines Vereins. Gratulation. Seine 68 Prozent Wurfquote sind aber allenfalls Mittelmaß. Zu wenig für einen Mann seiner Klasse.

Fazit: Der HSV schaffte mit dem ruhigen Trainer Torsten Jansen im dritten Jahr Bundesliga zum zweiten Mal einen einstelligen Tabellenplatz. Personelle Probleme, Wurfausbeute, fehlende Konstanz auf einigen Positionen verhinderten eine bessere Platzierung. Erstaunlich, wie geschlossen Mannschaft und Staff auftraten, als Lizenz-Entzug und Arbeitsplatz-Verlust drohten.

SPORT BILD-Note: 3

Oranje-Invasion in DortmundSchon wieder meeeega Holland-Bilder!

Quelle: X: @OnsOranje
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