Unionsrepublik

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Die 15 sowjetischen Unionsrepubliken bis 1990/91

Als Unionsrepublik bezeichnet man eine Republik, die einer Union (Staatenbund oder Bundesstaat) angehört. Gebräuchlich war das Wort vor allem für die zuletzt fünfzehn Republiken der Sowjetunion, die Sowjetrepubliken.

Unionsrepubliken der Sowjetunion

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Lenin-Museum Bischkek mit den Flaggen der Unionsrepubliken

Die ursprünglich vier, zwischenzeitlich sechzehn und zuletzt fünfzehn Sowjetrepubliken (von russisch совет „Rat“) hatten – anders als die US-Bundesstaaten, was von den kommunistischen Machthabern gern betont wurde – de jure das Recht, die Union zu verlassen. In Kap. 8/Art. 72 der sowjetischen Verfassung von 1977 stand dazu:

„Jeder Unionsrepublik bleibt das Recht auf freien Austritt aus der UdSSR vorbehalten.“[1]

Der Verfassungskontext machte jedoch klar, dass eine einseitige „freie“ Willenserklärung zum Austritt nicht möglich war. Dies war nur in Übereinstimmung mit der Union beziehungsweise den Unionsrepubliken möglich, letztlich jedoch abhängig von der Politik der Führung in Moskau. Im Zuge von Gorbatschows Reformen von „Perestroika“ und „Glasnost“ wurde das für einen Austritt vorgesehene Verfahren erst 1990 durch ein Unionsgesetz endgültig definiert, an welches sich jedoch keine der 1991 sich für unabhängig erklärenden Unionsrepubliken mehr hielt. Es kam zum Zerfall der Sowjetunion.

Jede Unionsrepublik hatte eine eigene Verfassung und eine eigene Hauptstadt. Moskau hatte einen besonderen überregionalen Hauptstadtstatus innerhalb der gesamten Sowjetunion und erst an zweiter Stelle gleichzeitig als Hauptstadt der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR). Die zentralen Regierungseinrichtungen der Sowjetunion mit ihrem Sitz in Moskau hatten tatsächlich (de facto) alle wichtigen Befugnisse an sich gezogen; ihre politischen Entscheidungen mussten von den Sowjetrepubliken akzeptiert und ausgeführt werden.

Unionsrepubliken ab 1956

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Karte Flagge Name der Unionsrepublik heutige Flagge heutiger Staat Amtssprache Gründung
Armenische SSR
Հայկական ՍՍՀ
Republik Armenien
Հայաստանի Հանրապետություն
offiziell keine;
de facto Armenisch
und Russisch
1922
Aserbaidschanische SSR
Азәрбајҹан ССР
Republik Aserbaidschan
Azərbaycan Respublikası 2
offiziell keine;
de facto Aseri
und Russisch
1922
Estnische SSR
Eesti NSV
Republik Estland
Eesti Vabariik
offiziell keine;
de facto Estnisch
und Russisch
1940
Georgische SSR
საქართველოს სსრ
Georgien
საქართველო
Georgisch
und Russisch
1936
Kasachische SSR
Қазақ КСР
Republik Kasachstan
Қазақстан Республикасы
offiziell keine;
de facto Kasachisch
und Russisch
1925
Kirgisische SSR
Кыргыз ССР
Kirgisische Republik
Кыргыз Республикасы
offiziell keine;
de facto Kirgisisch
und Russisch
1926
Lettische SSR
Latvijas PSR
Republik Lettland
Latvijas Republika
offiziell keine;
de facto Lettisch
und Russisch
1940
Litauische SSR
Lietuvos TSR
Republik Litauen
Lietuvos Respublika
offiziell keine;
de facto Litauisch
und Russisch
1940
Moldauische SSR
РСС Молдовеняскэ
RSS Moldovenească 2
Republik Moldau
Republica Moldova
offiziell keine;
de facto Rumänisch
und Russisch
1940
Russische SFSR
Российская СФСР
Russische Föderation *
Российская Федерация
Russisch 1922
Tadschikische SSR
РСС Тоҷикистон
Republik Tadschikistan
Ҷумҳурии Тоҷикистон
offiziell keine;
de facto Tadschikisch
und Russisch
1929
Turkmenische SSR
Түркменистан ССР
Republik Turkmenistan
Türkmenistan Jumhuriyäti 2
offiziell keine;
de facto Turkmenisch
und Russisch
1925
Ukrainische SSR
Українська РСР
Ukraine
Україна
offiziell keine;
de facto Russisch
bevorzugt gegenüber Ukrainisch 1
1922
Usbekische SSR
Ўзбекистон ССР
Republik Usbekistan
Oʻzbekiston Respublikasi 2
offiziell keine;
de facto Usbekisch
und Russisch
1925
Weißrussische SSR
Беларуская ССР
Republik Belarus
Рэспубліка Беларусь
Belarussisch
und Russisch
1922

*) Die Russische Föderation ist seit 1991 Träger der Rechte und Pflichten der ehemaligen RSFSR und Nachfolger der Sowjetunion.
1) Mit der Verfassung der Ukrainischen SSR vom 20. April 1978 wurde die ukrainische Sprache (de jure) zur Amtssprache der USSR. Das Russische bekam den Status einer Verkehrssprache.[2]
2) Der heutige Staatsname ist nicht immer mit dem als Unionsrepublik identisch. Nach der staatlichen Unabhängigkeit wurde in einigen der früheren Unionsrepubliken das kyrillische Alphabet abgeschafft und durch das lateinische ersetzt. Im Moldauischen wurde diese Änderung der Schriftsprache bereits 1989 durchgeführt.

Sonstige Unionsrepubliken bis 1956

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In der Geschichte der Sowjetunion gab es zeitweise noch andere Unionsrepubliken:

Karte Flagge Name der Unionsrepublik Hauptstadt Dauer Amtssprache
Karelo-Finnische SSR
Карело-Финская ССР
als Karelische ASSR in die RSFSR eingegliedert
Petrosawodsk 1940–1956 Finnisch, Russisch
Transkaukasische SFSR
Закавказская СФСР
in die Armenische SSR, Aserbaidschanische SSR und Georgische SSR aufgeteilt
Tiflis 1922–1936 Armenisch, Aserbaidschanisch, Georgisch, Russisch
SSR Abchasien
ССР Абхазия
1922 in die Transkaukasische SFSR, 1931/36 als ASSR in die Georgische SSR integriert[3]
Suchumi 1921–1922/31 Abchasisch, Russisch
Choresmische SSR
Хорезмская ССР
auf die neu entstehenden Gebilde der Usbekischen und Turkmenischen SSR und des Karakalpakischen AO aufgeteilt
Chiwa 1923–1925 Tschagatai, Dari
SSR Buchara
Бухарская ССР
auf die neu entstehenden Gebilde der Usbekischen und Turkmenischen SSR aufgeteilt
Buchara 1924 Tschagatai, Tadschikisch

Sonstige Sowjetrepubliken

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Keine Unionsrepubliken im eigentlichen Sinne waren die folgenden von Bolschewiki gegründeten Republiken:

Karte Flagge Name der Republik Hauptstadt Dauer Amtssprache
Don Sowjetrepublik
Донская советская республика
Rostow am Don 23. März 1918 – 4. Mai 1918 (de facto) / 30. September 1918 (de jure) Russisch
Litauisch-Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik Vilnius, Minsk, Dwinsk, Bobruisk 27. Februar 1919 – 19. Juli 1919 Litauisch, Belarusisch, Polnisch, Jiddisch und Russisch
Fernöstliche Republik
Дальневосточная Республика
ДВР
Tschita 6. April 1920 – 15. November 1922 Russisch
Tuwinische Volksrepublik
1944 wurde Tuwa zu einem Autonomen Gebiet bzw. einer Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik zurückgestuft
Kysyl 1926–1944 Tuwinisch

Einzelnachweise

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  1. Verfassung (Grundgesetz) der UdSSR, 7. Oktober 1977 (PDF; 112 kB)
  2. Art. 73 Abs. 2 und 3 Verfassung der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik vom 20. April 1978
  3. Munzinger-Archiv, Internationales Handbuch-Zeitarchiv 15/94, Georgien, S. 3.