Manches machen autonome Fahrzeuge besser, in anderen Situationen sind menschliche Fahrer eindeutig überlegen. Das berichten Forscher in University of Central Florida in Orlando in einer großen Analyse von Autounfällen.
Die USA sind der ideale Ort, um die Sicherheit autonomen Fahrens zu untersuchen. In etlichen Bundesstaaten, wie etwa Kalifornien, ist es bereits erlaubt, die Verantwortung am Steuer an ein Computersystem abzugeben. Die Diskussion, welche Regelungen das restriktive Deutschland oder die EU dazu treffen sollten, dürfte durch die aktuelle Analyse neu befeuert werden.
Mohamed Abdel-Aty und Shengxuan Ding von der University of Central Florida in Orlando hatten die Umstände von mehr als 37.000 Unfällen ausgewertet, die sie aus mehreren amerikanischen Datenbanken zusammentrugen. An 2100 davon waren hoch- oder teilautomatisierte Fahrzeuge beteiligt – bei teilautomatisierten Autos muss stets jemand hinter dem Lenkrad sitzen und die Assistenzsysteme kontrollieren.
Ihr Fazit: Grundsätzlich seien Automatikautos mit einem geringeren Unfallrisiko unterwegs als von Menschen gesteuerte. Doch es gibt Ausnahmen. Bei Dämmerung und beim Abbiegen seien Unfälle mit einem automatisierten Fahrzeug deutlich wahrscheinlicher, schreiben US-Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Communications“.
Sicherer für Fußgänger
Die Fortschritte bei autonomen Fahrzeugen in Bezug auf die Sicherheit seien deutlich messbar, schreiben die Studienautoren. Allerdings gibt es immer noch Situationen, in denen es in einem Autopilot-Auto sehr gefährlich werden kann. Nämlich immer dann, wenn die Verkehrsführung geändert wird. 5,5 Prozent der Unfälle mit autonomen Gefährten passierten in Baustellenbereichen oder im Zusammenhang mit Unfällen anderer Verkehrsteilnehmer. Bei menschlichen Fahrern lag diese Quote nur bei etwas über 1 Prozent.
Vor allem Fußgänger würden deutlich sicherer leben, wenn weniger menschliche Fahrer hinter dem Steuer säßen. An gut 15 Prozent der Unfälle waren Fußgänger beteiligt, während es bei den autonomen Fahrzeugen nur drei Prozent waren. Bei fast 20 Prozent der Unfälle von Menschen war vorher Unaufmerksamkeit oder schlechtes Fahrverhalten erkennbar. Bei Auffahrunfällen entfielen 79 Prozent auf von Menschen gesteuerte Fahrzeuge. Und wenn autonome Fahrzeuge die Verursacher waren, fuhren sie in fast drei Viertel der Fälle (72 Prozent) nicht im automatisierten Modus – es war also doch ein Mensch verantwortlich.
„Wir können daraus schließen, dass menschliche Fahrer nicht so schnell reagieren wie ein Fahrprogramm. Oder vielleicht auch das Objekt zu spät bemerken, um entsprechend reagieren zu können“, merken Abdel-Aty und Ding an. In einer speziellen Analyse berücksichtigten die Forscher auch die Verkehrsbelastung, das Wetter, die Fahrbahn, den Ort des Geschehens und andere Merkmale der Unfälle. Daraus erstellten sie Prognosen für die Wahrscheinlichkeit von Unfällen in bestimmten Situationen.
Fahrsysteme versagen bei schlechter Sicht
Demnach liegt die Unfallwahrscheinlichkeit bei Regen für ein hochautomatisiertes Fahrzeug nur bei rund einem Drittel des Werts, das die Forscher für von Menschen gesteuerte Autos ermittelt haben. Sie erklären dies unter anderem damit, dass Radarsensoren autonomen Fahrzeugen einen Weitblick von bis zu 150 Metern ermöglichen, während der Mensch unter Umständen mit einem Zehntel der Sichtweite auskommen muss.
Ein merklich höheres Unfallrisiko besteht aber trotzdem, wenn autonome Fahrzeuge in schwierige Sichtverhältnisse geraten, etwa in der Dämmerung und beim Abbiegen. In der Dämmerung ist die Unfallwahrscheinlichkeit mehr als fünfmal so hoch, beim Abbiegen immer noch doppelt so hoch wie bei einem Fahrzeug, das von einem Menschen gesteuert wird.
Insgesamt bewerten die Forscher das Unfallrisiko durch autonome Fahrzeuge gering: „Hochautomatisierte Fahrsysteme sind aufgrund ihrer Objekterkennung, präzisen Steuerung und besseren Entscheidungsfindung in den meisten Szenarien sicherer als von Menschen gesteuerte Fahrzeuge.“