„Mach das, geh’ den Planeten aufräumen!“, war der Rat, den Dirk Voeste, Chief Sustainability Officer der Volkswagen Group von seiner Tochter bekam, als es darum ging, nach 20 Jahren bei BASF beruflich nochmal umzusatteln. „Unsere Generation hat ein bisschen über ihre Verhältnisse gelebt“, resümiert der studierte Biologe. Er ist Gast der „Better Future Conference“, die zum achten Mal in Folge führende Entscheider und Experten auf Einladung der WELT AM SONNTAG in Berlin zur Debatte an einen gemeinsamen Tisch ruft. Voeste hat eine Erfolgsgeschichte zu erzählen. Bei VW setzte er die Empfehlung seiner Tochter um. Seitdem heißt es dort: „Nachhaltigkeit ist die Säule unserer Strategie.“ Bei VW gebe es bereits viele gute Initiativen mit dem Fokus auf Dekarbonisierung und E-Mobilität. In den kommenden Jahren werde es Dutzenden neue Elektrofahrzeuge geben.
„Gleichzeitig Vorbild bei Nachhaltigkeit sein und in China produzieren, geht das überhaupt?“, wollte Moritz Seyffarth, Executive Editor Newsroom Strategy der WELT und Moderator der Runde wissen, die über „Die Macht der Marke – Welche Verantwortung für Nachhaltigkeit haben Unternehmen?“ diskutierte. Es gehe nicht allein darum, Vorreiter zu sein, so VW-Nachhaltigkeitschef Dirk Voeste. „Zugucken, was andere Länder machen, die besten Initiativen übernehmen und sie dann auch transferieren, das macht Stärke aus.“
Klöckner bleibt bei Eis oder Pommes
„Das Wichtigste ist, der Gesellschaft das zu geben, was sie haben will“, sagte seinerseits Markus Weiß, Unternehmenssprecher und Impact Lead bei McDonald’s Deutschland. „Der Kunde entscheidet, wir sind uns aber der Verantwortung bewusst und geben eine Richtung vor.“ Bereits seit Ende der 1990er-Jahre habe man daher vegetarische Produkte auf der Speisekarte, „jetzt begeistern wir durch unseren veganen Plant-Burger viel mehr Leute, sich mit alternativen Proteinquellen auseinanderzusetzen“. Als globale Marke, die seit 1971 in Deutschland verwurzelt ist, trage man Verantwortung.
Julia Klöckner, Bundesministerin a. D. und wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bestellt trotzdem lieber Pommes und Eis, wenn es sie denn mal in ein Fast-Food-Lokal zieht. Nicht über Verbote, sondern über Innovationen möchte sie die Nachhaltigkeit im Lande antreiben. Am Anfang stehe immer die Erkenntnis, dass etwas passieren muss. Dann komme es zu einem Win-Win-Effekt. „Nur bewegt sein, das reicht nicht.“ Man müsse auch ins Handeln kommen.
So wie VW mit seinen E-Autos oder McDonald’s mit dem Best-Beef-Programm. „Wir zahlen unseren landwirtschaftlichen Betrieben mehr, damit sie höhere Tierwohlstandards etablieren“, erläuterte Markus Weiß die Intention. Mittlerweile nähmen bereits 20 Prozent der kooperierenden Landwirte an diesem „stetig wachsenden“ Programm teil.
Enge Partnerschaft ist zentral
Eine enge Partnerschaft mit der deutschen Landwirtschaft sei zentral, um Nachhaltigkeit auch weit in die Zukunft zu sichern. McDonald’s will als Marke für Nachhaltigkeit stehen. „Wir sind Vorbild mit unserem innovativen Recyclingprogramm für unsere Einwegbecher, aus denen Papier gemacht wird. Er fügt hinzu: „Nachhaltigkeit sollte man aus der Notwendigkeit und aus dem Wunsch nach Innovationen heraus machen.“
„Nicht zu schnell zu viel wollen“, ist Klöckners Ziel. Das Verbrennerverbot ab 2035 will sie verschieben: „Ich bin für Technologieoffenheit.“ Das E-Auto sei nur eine Möglichkeit von vielen. Dirk Voeste hätte es gern verbindlicher: „Eine mittel- bis langfristige Planung ist im Automobilsektor essenziell.“ VW jedenfalls werde ab 2035 keine Verbrenner mehr verkaufen.