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Wirtschaft Frankfurt, Köln, Hannover

Unerwartete Umsatzrekorde – Das rasante Comeback der Messen

Wirtschaftskorrespondent
Besucher auf der Gamescom, Deutschlands wichtigster Videospielmesse in Köln Besucher auf der Gamescom, Deutschlands wichtigster Videospielmesse in Köln
Besucher auf der Gamescom, Deutschlands wichtigster Videospielmesse in Köln
Quelle: picture alliance/Geisler-Fotopress/Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotop
Messen waren einer der größten Verlierer der Corona-Krise. Gelände mussten geschlossen bleiben, Veranstaltungen wurden abgesagt, Gesellschaften standen vor der Insolvenz. Nun melden reihenweise Veranstalter Rekordergebnisse. Auch, weil der wahre Wert der Messe wiederentdeckt wurde.
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Timing ist alles. Passend zum 100-jährigen Firmenjubiläum meldet die Kölnmesse einen Umsatzrekord. Auf 416 Millionen Euro sind die Erlöse 2023 gestiegen, unter dem Strich stand dabei ein positives Ergebnis in Höhe von 42 Millionen Euro. Und das ist nicht selbstverständlich.

Schließlich war die Messe-Branche einer der größten Verlierer der Corona-Krise. Gelände blieben für viele Monate zwangsweise geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt oder mehrfach verschoben. Einige Messegesellschaften standen deswegen an der Schwelle zur Insolvenz.

In Köln zum Beispiel ist der Umsatz nach dem faktischen Berufsverbot in sich zusammengefallen auf nur noch 94 Millionen Euro im Jahr 2020 und 134 Millionen Euro in 2021. Gleichzeitig musste das öffentlich-rechtliche Unternehmen in diesen Jahren Verluste in teils dreistelliger Millionenhöhe verkraften – und deswegen von seinen Gesellschaftern, der Stadt Köln und dem Land Nordrhein-Westfalen, mit einer Kapitalspritze von 120 Millionen Euro gestützt werden. „Wir leben davon, Menschen zusammenzubringen“, erklärt Kölnmesse-Geschäftsführer Gerald Böse. „Das aber war lange Zeit nicht möglich.“

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Nun gibt es das Comeback von Messen. Und das fällt deutlich rasanter aus als erwartet. 183.000 Aussteller und 11,4 Millionen Besucher wurden im Jahr 2023 auf den knapp 300 Branchenschauen hierzulande gezählt, meldet der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA). Das sind 30 Prozent mehr Unternehmen und 50 Prozent mehr Gäste.

„Der Restart liegt über den Erwartungen“, sagt Böse. Ursprünglich hatte man in der Branche damit gerechnet, frühestens in den Jahren 2025 oder 2026 wieder das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Rekordmeldungen gibt es dabei nicht nur aus Köln: Auch die Messegesellschaft in München, Hannover und Karlsruhe verbuchten Bestwerte.

Hinter diesem schnellen Boom im Messe-Geschäft stecke der Wunsch nach Austausch und Interaktion. „Der Mensch ist ein soziales Wesen und zieht den direkten Kontakt vor“, meint Böse. „Außerdem wollen die Besucher Produkte sehen und anfassen oder riechen und schmecken. Solche 360-Grad-Erlebnisse sind im virtuellen Raum nicht möglich.“

2023 keine einzige digitale Messe mehr

Tatsächlich hat die versuchte Verlagerung des Messe-Geschäfts ins Digitale offenkundig nicht funktioniert. Gab es 2020 coronabedingt 50 virtuelle Angebote und im Jahr darauf sogar 66, fand 2022 nur noch eine Messe rein digital statt, 2023 keine einzige, listet der AUMA auf. „Der Wert der echten Messebeteiligung wird von vielen ausstellenden Unternehmen nach dem Ende der Pandemie neu verstanden, geradezu wiederentdeckt“, sagt AUMA-Geschäftsführer Jörn Holtmeier.

Die Diskussion, ob Präsenz-Messen überhaupt noch gebraucht werden, sei nach nahezu zweieinhalb Jahren Corona-Zwangspause im Keim erstickt worden – weil viele Unternehmen während der Pandemie in keiner Weise in der Lage waren, eine Präsenz-Messe durch andere Formate adäquat zu ersetzen.

Das bestätigt auch die Studie „Aussteller-Ausblick 2024/2025“ des Forschungsinstituts Bonsai Research im Auftrag des AUMA. Drei von vier Unternehmen halten demnach an der Zahl ihrer Messeauftritte aus den Vor-Corona-Zeiten fest. Vor allem größere Unternehmen planen sogar, ihre Marktpräsenz durch verstärkte Messebeteiligungen auszubauen. Die Budgets in den Firmen steigen dementsprechend. Wobei auch die Kosten mitgestiegen sind, etwa für die Stände und die Hallenmiete, für Energie und Logistik oder auch für Anreise und Übernachtung.

Quelle: Infografik WELT
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Als Stütze für den Messeplatz Deutschland erweisen sich aktuell vor allem die ausländischen Aussteller. 2023 kamen nach Angaben des AUMA alleine 65 Prozent der ausstellenden Unternehmen von jenseits der Grenze, die meisten davon aus China, gefolgt von Italien und der Türkei.

Wohl auch, weil sich vor allem die internationalen Leitmessen stark erholt haben, von denen immerhin zwei Drittel in Deutschland stattfinden. Seien es die Boot und der Caravan Salon in Düsseldorf, die Anuga in Köln, die Industrieschau Hannover Messe und die Landtechnik-Messe Agritechnica in Hannover, die Spielwarenmesse in Nürnberg, die Grüne Woche und die ITB in Berlin oder die Bauma und die Umweltmesse IFAT in München.

„2023 hatten wir noch immer 20 bis 30 Prozent weniger Aussteller aus Deutschland“, sagt Oliver Frese, der zweite Kölnmesse-Geschäftsführer. Da habe sich die Konkurrenz aus dem Ausland noch leichter getan mit der Rückkehr auf Messen. Im laufenden Jahr habe der Zulauf aus der heimischen Wirtschaft aber auch angezogen.

2024 rechnet die Branche daher erneut mit guten Zahlen. Zumal dann auch die letzten Branchenmessen mit mehrjährigem Turnus aus der pandemiebedingten Pause zurückkehren und zu angestammten Rhythmen und Zeiten stattfinden. In Summe stehen für das laufende Jahr mehr als 330 Messen im Kalender, meldet der AUMA, darunter 180 nationale oder internationale Leitmessen.

Branchenprimus Messe Frankfurt prognostiziert bereits ein Rekordjahr. Nachdem die Umsätze 2023 schon um ein Drittel auf 609 Millionen Euro in die Höhe geschnellt sind, soll es 2024 ebenso sprunghaft auf den neuen Bestwert von 770 Millionen Euro gehen. „Wir sind entspannter als letztes Jahr und noch entspannter als vorletztes Jahr“, beschreibt Geschäftsführer Wolfgang Marzin seine Erleichterung.

Verständlich, war sein Unternehmen doch während der Pandemie in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Zeitweise waren die Verbindlichkeiten fast so hoch wie das deutlich gesunkene Eigenkapital. Die beiden Gesellschafter Stadt Frankfurt und Land Hessen mussten das Unternehmen deswegen mit einer Kapitalspritze von mehr als 200 Millionen Euro stützen. Nun stehen wieder Gewinne unter dem Strich, 2023 waren es 19 Millionen Euro, im laufenden Jahr soll es noch „deutlich mehr“, wie Marzin betont. „Die Messe ist zurück.“

„Wir sind das Messeland Nummer eins“

Davon sind auch Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel überzeugt. „Messen werden in den kommenden Jahren als Plattform für die globale Wirtschaft, für innovative Lösungen und für den Wissenstransfer eine noch zentralere Rolle spielen“, sagen die beiden Chefs der Messe München. In Zeiten vielfältiger Krisen und großer Herausforderungen einerseits sowie boomender Zukunftsbranchen andererseits werde diese Bühne verstärkt genutzt.

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Das glaubt auch der AUMA-Vorsitzende Philip Harting. „Die Wirtschaft, die angesichts zunehmender globaler Spannungen und politischer Kehrtwenden enorm unter Druck steht, braucht ihre Branchenmessen mehr denn je“, sagt der Unternehmer, der im Hauptberuf die Harting Technologiegruppe aus Ostwestfalen leitet. Deutschland spielt dabei eine Hauptrolle. „Wir sind das Messeland Nummer eins“, erklärt Harting – mit Auswirkungen auch für die gesamte Wirtschaft hierzulande.

Auf rund 28 Milliarden Euro werden die volkswirtschaftlichen Effekte der Messewirtschaft vom Ifo-Institut geschätzt, vor allem durch die sogenannte Umwegrendite, also das durch Messen angestoßene Geschäft für Handwerker und Dienstleister, für Logistiker und das Transportgewerbe oder für Handel, Hotellerie und Gastronomie. Dazu kämen 4,5 Milliarden Euro an Steuereinnahmen für Bund, Länder und Gemeinden. „Das haben auch andere Nationen erkannt und investieren kraftvoll in neue Messeplätze“, berichtet Harting und nennt zuvorderst China, Indien und Dubai, aber auch Länder in Europa.

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Damit die einst von Konrad Adenauer aus der Taufe gehobene Kölnmesse ihre bisherige Rolle weiterspielen kann, hat das Unternehmen mit Genehmigung der Gesellschafter trotz Krise investiert und das sogenannte Confex gebaut, eine gut 20.000 Quadratmeter große Halle, die sowohl für Messen als auch für Kongresse geeignet ist und dafür neben der Hallenfläche auch 22 Konferenzräume auf zwei Ebenen beherbergt.

Eröffnet wurde das Confex kürzlich mit dem Festakt zum 100-jährigen Jubiläum. „Damit schließen wir eine Lücke in der Messeinfrastruktur“, sagt Geschäftsführer Böse und verweist auf Vorbuchungen bis ins Jahr 2029.

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