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Warum britische Kinder immer dicker und kleiner werden

Die Zahl übergewichtiger Kinder in Großbritannien nimmt stark zu Die Zahl übergewichtiger Kinder in Großbritannien nimmt stark zu
Quelle: Getty Images/Steven Puetzer
Jedes fünfte Kind im Alter von elf Jahren in Großbritannien leidet unter Adipositas – ein Anstieg von 30 Prozent binnen 15 Jahren. Auch die Zahl der Diabetiker unter Kindern und Jugendlichen steigt dramatisch. Ein Ernährungs-Berater der Regierung hat jetzt frustriert hingeschmissen.
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Kindern und jungen Erwachsenen in Großbritannien geht es gesundheitlich zunehmend schlechter – und eine ungesunde Ernährung trägt einen großen Teil dazu bei, urteilt eine aktuelle Untersuchung der Food Foundation, einer Wohltätigkeitsorganisation.

Unter den Elfjährigen, die die Grundschule verlassen, leidet inzwischen jedes fünfte Kind unter Adipositas. Binnen 15 Jahren ist der Anteil um 30 Prozent gestiegen.

Doch die Kinder werden nicht nur dicker, sie wachsen auch weniger als in der Vergangenheit. Bis 2013 nahm die durchschnittliche Größe von Fünfjährigen kontinuierlich zu, das entspricht dem Trend in Industrienationen.

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Doch in Großbritannien setzt sich diese Entwicklung nicht mehr fort. Jungen und Mädchen sind heute mit fünf Jahren im Schnitt kleiner als noch vor zehn Jahren.

Das ist auch deswegen besorgniserregend, weil Kinder mit Übergewicht später unter gesundheitlichen Folgen leiden. So ist die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent gestiegen.

Rund 12.000 Patienten unter 25 Jahren werden heute in England und Wales gezählt. Bis 2000 war die Erkrankung, die oft im Zusammenhang mit schwerem Übergewicht steht, in dieser Altersklasse praktisch unbekannt.

Gesunde Lebenserwartung sinkt

Zusammengenommen führen die Entwicklungen dazu, dass für Kinder, die heute geboren werden, die gesunde Lebenserwartung – also die Lebenszeit, in der sie nicht mit ernsten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben – um ein Jahr geringer ausfällt als noch vor zehn Jahren.

„Die Verschlechterung der Gesundheit von Kindern ist eine schockierende und unglaublich traurige Folge des Versagens des Ernährungssystems in Großbritannien“, sagte Henry Dimbleby, ein Gastronom, der in der Vergangenheit die Regierung in Ernährungsfragen beraten hat.

Er appellierte an die Regierung, die Ausbreitung von Junk-Food zu stoppen und „zu realisieren, dass Investitionen in die Gesundheit von Kindern eine Investition in die Zukunft des Landes sind“.

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Die Folgen von ungesunder Ernährung und Übergewicht sind nicht nur für die Betroffenen gravierend. Durch die notwendige medizinische Versorgung entstehen auch erhebliche Kosten für die Gesellschaft.

In Großbritannien gelten 27,8 Prozent der Bevölkerung als adipös, das ist der höchste Wert in Westeuropa. Immer wieder hat die Regierung in den vergangenen Jahren Maßnahmen gestartet, um das Problem in den Griff zu bekommen. Allerdings wurden viele davon bestenfalls halbherzig umgesetzt.

14 verschiedene Strategien habe die britische Regierung zwischen 1992 und 2020 angestoßen, um Adipositas in den Griff zu bekommen, so der Bericht der Food Foundation.

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Insgesamt waren 689 Einzelmaßnahmen darin vorgesehen. Ohne Erfolg: Das Problem schweren Übergewichts nimmt im Land kontinuierlich zu.

Die jüngsten Vorschläge, darunter eine von Dimbleby ausgearbeitete „nationale Lebensmittelstrategie“ von 2020, wurden oft nur halbherzig umgesetzt. Der Lebensmittel-Zar der Regierung hat daraufhin hingeschmissen.

Ein Werbeverbot für Junk-Food vor 21 Uhr wurde, unter anderem auf Druck der Industrie, erst einmal verschoben. Auch das geplante Verbot von Sonderangeboten nach dem Muster „Buy one, get one free“ für ungesunde Lebensmittel wie Kartoffel-Chips oder Süßigkeiten wird frühestens im Herbst 2025 umgesetzt.

Übergewicht auch Folge von Armut

„Wir sind lange davon ausgegangen, dass die Kombination von Unterernährung und starkem Übergewicht ein Merkmal von Staaten mit niedriger und mittlerer Wirtschaftsleistung sei. Was wir jetzt im Großbritannien des Jahres 2024 sehen, sind die verheerenden Folgen von Armut“, sagte Michael Marmot, Professor für Epidemiologie und Volksgesundheit am University College London.

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Von den Folgen der zuletzt rasch gestiegenen Lebenshaltungskosten sind Kinder besonders betroffen. Gleichzeitig wurden viele soziale Zuwendungen gestrichen.

Ein Viertel der Kinder im Land lebte im vergangenen Jahr unterhalb der Armutsgrenze, zeigen Daten der britischen Regierung. Für sie ist der Zugang zu gesunden, frisch zubereiteten Lebensmitteln besonders schwierig, da sie meist teurer sind als industriell verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte.

Hinzu komme, dass viele Maßnahmen der vergangenen Jahre vor allem auf die Verantwortung des Einzelnen abzielen würden, schreiben die Autoren des Food-Foundation-Berichts.

Das hätte nichts gebracht, daher sei es Zeit für neue Ansätze. Sie empfehlen, einen stärkeren Fokus darauf zu legen, gesunde Lebensmittel erschwinglich und leicht zugänglich zu machen.

Wie wichtig eine gesunde Ernährung für Kinder ist, zeigt auch eine aktuelle Untersuchung der Münchner Life-Science-Beratung Stradoo. Dafür haben die Wissenschaftler die Schwere des Übergewichts zugrundegelegt, mit einer Maßzahl, die die Abweichung vom Normalgewicht misst.

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Sehr hohes Übergewicht bei Vierjährigen, das nicht durch passende Ernährungs- und Gewichtsreduzierungsmaßnahmen angepackt wird, reduziert die Lebenserwartung eines Kindes demnach auf 39 Jahre.

Auch in weniger schweren Fällen ist die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt, erklärt Stradoo-Geschäftsführer Urs Wiedemann: „Die Auswirkungen von Adipositas im Kindesalter auf die Lebenserwartung sind schwerwiegend.“

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