Im Rennen um Platz eins der größten Elektroautohersteller der Welt hat Tesla seine Führungsposition gegen den chinesischen Konkurrenten BYD verteidigt – wenn auch gerade so. Der US-Hersteller lieferte im abgelaufenen Jahr nach eigenen Angaben 1,8 Millionen Autos aus. Die Chinesen kamen auf 1,6 Millionen reine Elektrofahrzeuge.
Noch im laufenden Jahr könnte der Konkurrent aus China an Tesla vorbeiziehen. BYD stellt, anders als Tesla, auch Plug-in-Hybride her, also Fahrzeuge mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Insgesamt kam der Hersteller so im vergangenen Jahr auf knapp über drei Millionen verkaufte Autos. Ob das Unternehmen damit den Volkswagen-Konzern in China geschlagen hat, ist bisher nicht klar. Bis Ende November hatte VW inklusive seiner Tochtermarken wie Audi und Porsche 2,86 Millionen Autos in China verkauft. Die Marke VW dürfte BYD abgehängt haben.
Der wesentliche Vorteil von BYD liegt in der eigenen Produktion von Batteriezellen. Nach dem Zulieferer CATL ist das Autounternehmen der zweitgrößte Batteriehersteller in China. Es kontrolliert weite Teile seiner Lieferkette selbst und hat daher enorme Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz. Die Batterie ist das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos. Auch Tesla produziert einen Teil seiner Batteriezellen selbst, die Chinesen haben in dem Feld aber einen Vorsprung.
Auch die tiefere Verwurzelung im größten Elektroauto-Markt China spricht aus Sicht von Experten für BYD. In der Volksrepublik ist Tesla zwar die klare Nummer zwei bei den E-Verkäufen, doch vor politischen Kampagnen im Sinne heimischer Unternehmen sind westliche Anbieter dort nie gefeit. Insgesamt werden in China mehr E-Autos verkauft als in den USA und Europa zusammen. Umgekehrt ist für BYD der US-Markt weitgehend verschlossen, weil die Regierung chinesische Hersteller durch hohe Zölle vom Markt fernhält.
China-Autos sind auch für Deutschland Konkurrenz
In Europa fängt BYD zudem gerade erst an, den Markt aufzumischen. Importmodelle wie der Kompaktwagen Dolphin zu Preisen ab 36.000 Euro zielen auf den breiteren Massenmarkt. Sie sind billiger als vergleichbare Wagen beispielsweise von VW. In den meisten Ländern Europas gibt es dank staatlicher Subventionen auf den Preis einen deutlichen Rabatt. Analysten trauen BYD auch zu, in einem Preiskampf mit Tesla mitzuhalten, denn die Produktion in China ist deutlich günstiger als in Europa.
Europa steuert auf einen heftigen Konkurrenzkampf um die künftge Vorherrschaft auf dem Automarkt zu. Die etablierten Hersteller VW, Renault und Stellantis (Fiat, Peugeot, Opel) werden sich dann nicht mehr nur Tesla, sondern auch BYD stellen müssen. Vor Weihnachten hatten die Chinesen angekündigt, in Ungarn eine neue Pkw-Fabrik bauen zu wollen.
Das Werk in der Stadt Szeged könnte Analystenschätzungen zufolge auf eine Kapazität von etwa 200.000 Autos ausgelegt werden. Offizielle Zahlen dazu gibt es noch nicht. Schon seit einigen Jahren baut BYD in Ungarn elektrische Busse.
Tesla arbeitet zugleich an einer Erweiterung des eigenen Werks in Grünheide bei Berlin. Dort sollen künftig eine halbe Million Autos pro Jahr vom Band laufen. Das ist mehr als das VW-Stammwerk in Wolfsburg in den vergangenen Jahren geschafft hat. Für den deutschen Konzern wird es darauf ankommen, möglichst schnell die eigene Batteriezellfertigung in Salzgitter zum Laufen zu bringen. Dadurch sollen die Kosten für die Stromspeicher sinken, was VW Spielraum bei den Preisen verschaffen würde. Bisher haben die Wolfsburger deutlich höhere Kosten als ihre Konkurrenten und können daher im Preiskampf kaum mithalten.