Auf diesen Tag warten Deutschlands Autofahrer: Anfang Juni will die Bundesregierung die Haushalte bei den Energiepreisen an der Tankstelle entlasten. Zeitlich befristet auf drei Monate wird dann die Energiesteuer auf das in der Europäischen Union zulässige Mindestmaß abgesenkt werden.
Ein Liter Benzin wird um rund 30 Cent und ein Liter Diesel um 14 Cent günstiger an den Tankstellen verkauft werden. Die Hoffnung ist groß, dass die Rekordstände an den Zapfsäulen von mehr als zwei Euro je Liter Kraftstoff bald erst einmal der Vergangenheit angehören könnten.
Informationen dazu, wie der Staat die Umsetzung überwachen will, fehlen jedoch noch. Eines soll nämlich nicht passieren: Die Tankstellenketten von Aral über Shell bis zu Jet sollen den Steuervorteil nicht zu ihren Gunsten nutzen. Eine Kontrollmöglichkeit könnte sein, das Bundeskartellamt einzuschalten.
Dessen Markttransparenzstelle verfügt über sämtliche Preise an den rund 14.000 Tankstellen in Deutschland. Die Ölunternehmen sind zur Meldung dieser Daten im Abstand weniger Minuten verpflichtet. Onlinedienste etwa des ADAC oder zahlreiche Vergleichsportale werten die Angaben aus und bieten Autofahrern Informationen zur günstigsten Benzinstation in ihrer Nähe.
Da sich die Preise bei den Ketten je nach Tagesverlauf um zehn Cent und mehr unterscheiden, ergibt sich bei einer Tankfüllung rasch ein Preisvorteil von etlichen Euro.
Tatsächlich macht die vom Staat festgelegte Energiesteuer einen Großteil der Kosten an der Zapfsäule aus. Der Nachfolger der früheren Mineralölsteuer liegt für Benzin bei 65,45 Cent und für Diesel bei 47,04 Cent pro Liter. Hinzu kommt als Abgabe an den Staat die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die auf den Gesamtpreis erhoben wird.
Tankstellenlobbyisten hätten sich noch eine Absenkung auf den günstigeren Steuersatz von sieben Prozent gewünscht, um das Autofahren erschwinglicher zu machen. Genau so hat es etwa Polen gemacht. Dadurch wiederum hat der Tanktourismus in deutsch-polnischen Grenzregionen zugenommen.
Ein Preisunterschied von bis zu 60 Cent je Liter bei Diesel und Benzin lässt viele deutsche Autofahrer – teilweise etliche Kilometer weit ins Nachbarland fahren. Tankstellenverbände fürchten bereits ein Sterben der Stationen auf der deutschen Seite der Grenze, sollte der hohe Preisunterschied für längere Zeit anhalten.
Zumindest, was das Angebot betrifft, sind Autofahrer hierzulande im europäischen Vergleich mit Tankstellen gut versorgt. Größter Markt in Europa ist Italien mit rund 22.000 Stationen, dahinter folgt mit weitem Abstand Deutschland.
Polen zum Beispiel verfügt nur über 7700 Tankstellen, Portugal gerade einmal über die Hälfte. In den auch flächenmäßig weitaus größeren USA gibt es sogar rund 140.000.
Dennoch ist das Netz in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten auf rund ein Drittel der Größe zum Ende der 1960er-Jahre geschrumpft. Die beherrschenden Ketten Aral und Shell verändern die Anzahl ihrer Tankstellen auch kaum mehr.
Vielmehr optimieren sie ihre Struktur, geben kleine Benzinstationen an Mittelständler ab und erweitern die großen Stationen. Eine gut gehende Tankstelle dieser Marken verkauft im Jahr immerhin mehr als zehn Millionen Liter Kraftstoff.