WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistentfür alle Fragen und Lebenslagen
Malmö

Joost Klein von ESC-Finale ausgeschlossen – Niederländischer Rundfunk reicht Beschwerde ein

Veröffentlicht am 12.05.2024Lesedauer: 4 Minuten

Der Niederländer Joost Klein ist offiziell vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen. Grund dafür sind Polizeiermittlungen wegen eines Zwischenfalls nach dem Halbfinalauftritt Kleins am Donnerstag. Medienberichten zufolge soll er einer Mitarbeiterin gedroht haben.

Der niederländische Sänger Joost Klein ist vom ESC-Finale ausgeschlossen. Grund seien Vorwürfe einer Frau aus dem ESC-Produktionsteam. Ein niederländischer TV-Sender kritisierte die Entscheidung – und stellte seine Sicht des Vorfalls hinter den Kulissen dar.

Anzeige

Eklat in Malmö: Erstmals in der Geschichte des Eurovision Song Contest (ESC) ist ein Teilnehmer vom laufenden Wettbewerb ausgeschlossen worden. Wenige Stunden vor dem Finale am Samstag verkündete die Europäische Rundfunkunion EBU das Aus für den Niederländer Joost Klein. Grund ist die Beschwerde einer Frau aus dem ESC-Produktionsteam nach einem nicht näher benannten Vorfall am Donnerstag. Der Ausschluss soll nichts mit Kleins Verhalten gegenüber der israelischen Starterin Eden Golan zu tun haben.

Der Vorfall soll sich nach dem zweiten ESC-Halbfinale am Donnerstagabend ereignet haben, bei dem sich der mit dem Lied „Europapa“ als Mitfavorit zählende Niederländer für das Finale qualifizieren konnte. Klein war am Freitag bereits von den Proben für das ESC-Finale ausgeschlossen worden, ohne dass eine nähere Begründung gegeben wurde.

Anzeige

Mittlerweile reichte der niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunk (NPO) nach dem Ausschluss des niederländischen Kandidaten Joost Klein vom Eurovision Song Contest (ESC) eine offizielle Beschwerde bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) ein. Dies geschah kurz vor dem Start des Finales am Samstagabend auch im Namen des teilnehmenden niederländischen TV-Senders Avrotrots, wie niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete.

„Heute wurden wir über die Entscheidung der EBU informiert, die niederländische Delegation für die heutige ESC-Show in Malmö zu disqualifizieren. Im Namen von NPO und Avrotrots teilen wir hiermit offiziell mit, dass wir mit dieser Entscheidung nicht einverstanden sind und starke Einwände haben“, schrieb der Sender an den Organisator EBU. Inhaltliche Argumente für die Beschwerde wollte der NPO demnach später nachreichen.

Anzeige

Die schwedische Polizei und die EBU bestätigten indes am Samstag, dass eine Frau aus dem Produktionsteam eine Beschwerde gegen den Niederländer bei den Behörden eingelegt habe. Die EBU erklärte, solange die polizeiliche Aufarbeitung des Falls laufe, wäre es nicht angemessen, dass Klein am Wettbewerb teilnehmen dürfe.

Der Sprecher der Polizei von Malmö, Pelle Vamstad, sagte der Nachrichtenagentur AFP zu den Vorwürfen gegen Klein, „die Polizei ermittelt wegen Einschüchterung. Die Straftat wurde am Donnerstagabend in der Malmö-Arena begangen.“ Der Verdächtige sei angehört worden. „Er befindet sich nicht in Haft.“

Der niederländische Fernsehsender Avrotros nannte die Disqualifikation „unverhältnismäßig“. Später veröffentlichte der Sender eine ausführlichere Mitteilung und legte seine Sicht dar. Demnach hing der Vorfall mit unerwünschten Filmaufnahmen zusammen.

Niederländischer TV-Sender kritisiert ESC-Ausschluss

„Nach dem Auftritt am vergangenen Donnerstag kam es zu einem Zwischenfall. Entgegen klar getroffener Absprachen wurde Joost gefilmt, als er gerade von der Bühne kam und in den Greenroom eilen musste“, teilte Avrotros am Samstagabend mit. „In diesem Moment gab Joost wiederholt zu verstehen, dass er nicht gefilmt werden wolle. Dies wurde nicht beherzigt. Dies führte dazu, dass Joost eine bedrohliche Bewegung in Richtung der Kamera machte. Dabei hat Joost die Kamerafrau nicht berührt.“

„Avrotros findet die Maßnahme sehr hart und unverhältnismäßig. Wir stehen für gute Umgangsformen, damit es keine Missverständnisse gibt, aber eine Maßnahme zum Ausschluss ist in unseren Augen unverhältnismäßig zu diesem Vorfall“, erklärte der Sender und sagte, er sei „sehr enttäuscht und bestürzt“, auch für die Millionen von Fans. „Was Joost den Niederlanden und Europa gebracht hat, hätte nicht so enden dürfen.“

Die EBU hatte zuvor Berichten und Spekulationen in Onlinediensten widersprochen, wonach an dem Vorfall ein anderer Künstler oder ein Delegationsmitglied beteiligt war. Insbesondere gab es Spekulationen, Kleins Verhalten gegenüber Israels Starterin nach dem zweiten Halbfinale könnte der Grund der Untersuchung sein. Er hatte sich bei ihrer Befragung auf der Pressekonferenz die niederländische Flagge über den Kopf gezogen und dazwischengeredet, was als respektlos gewertet wurde und als Ausdruck seiner Kritik an Israel.

Der ESC war bereits politisch enorm aufgeladen: Mehrere Kandidaten kritisierten mit Blick auf den Gaza-Krieg die Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan. Der irische Beitrag Bambie Thug sagte, wegen Golans Finaleinzug geweint zu haben. Im südschwedischen Veranstaltungsort Malmö waren allein für Samstag zwei propalästinensische Demonstrationen angekündigt.

Bei einer Kundgebung am Donnerstag mit Tausenden Teilnehmern, darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, war es ruhig geblieben. In Helsinki forderten Demonstranten im Empfangsbereich des übertragenden finnischen Senders Yle, die ESC-Übertragung zu boykottieren.

Der 26-jährige Klein galt mit seinem Song „Europapa“ – einem Tribut an seinen verstorbenen Vater – als einer der Favoriten. Das große Finale des 68. Eurovision Song Contest finde daher nur mit 25 Teilnehmern mit. Deutschland ist mit dem Künstler Isaak und dem Lied „Always On The Run“ dabei.

Die ESC-Veranstalterin betonte, sie verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unangemessenem Verhalten bei der Veranstaltung und sei bestrebt, allen Mitarbeitern des Wettbewerbs ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten. „Vor diesem Hintergrund wird das Verhalten von Joost Klein gegenüber einem Teammitglied als Verstoß gegen die Wettbewerbsregeln gewertet“, hieß es weiter.

dpa/AFP/jml/gub/jm/krö/ll/jag