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Luftbrücke-Jubiläum

Rosinenbomber überquerten Atlantik – nur in Berlin durften sie nicht landen

Veröffentlicht am 17.06.2019Lesedauer: 3 Minuten

Zur Erinnerung an die Luftbrücke vor 70 Jahren sind am Sonntag 20 sogenannte Rosinenbomber über Berlin geflogen. Die Flugzeuge vom Modell Douglas DC-3 und C-47 kreuzten das Tempelhofer Feld, sind dort aber nicht gelandet.

Viele der historischen Douglas-Maschinen hatten eine weite Reise hinter sich, bevor sie am Sonntag über Berlin flogen. Doch 70 Jahren nach dem Abwurf der ersten „Rosinenbomben“ lief der Festakt nicht wie geplant.

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Rund 20 sogenannte Rosinenbomber sind am Sonntag über Berlin geflogen – zur Erinnerung an die legendäre Luftbrücke vor 70 Jahren. Die Oldtimerflugzeuge kreuzten gut sichtbar für Zuschauer und Kameraobjektive über dem Tempelhofer Feld, wo sie einst landeten. Eine Ehrenrunde drehten sie aber nicht. Eine Landung auf dem einstigen Berliner Innenstadtflughafen hatten die Behörden gar nicht erst genehmigt, was bei Zuschauern für Enttäuschung sorgte.

Die Flugzeuge des Modells Douglas DC-3 waren in Faßberg in Niedersachsen gestartet. Von dort wurden zwischen 1948 und 1949 rund 70 Prozent der Kohletransporte nach Berlin geflogen. Die historischen Maschinen und ihre Piloten hatten zuvor weite Anreisen auf sich genommen, laut „B.Z.“ mussten sie bei ihrem Flug über den Atlantik fünf Zwischenstopps einlegen, darunter in Grönland und Island.

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Berliner Medien beschrieben die Enttäuschung von Zuschauern auf dem Tempelhofer Feld über das kurze Spektakel. Der Organisator, der Förderverein Luftbrücke Berlin 70, hätte ursprünglich einen Überflug über das Brandenburger Tor und eine Landung während eines Festes auf dem Tempelhofer Feld geplant. Eine Senatssprecherin verwies gegenüber der „B.Z.“ auf unvollständige und fehlerhafte Anträge der Organisatoren. Die Berliner Lokalzeitung sprach auch mit dem US-Piloten Gail Halvorsen, der sein Bedauern über die dürftige Darbietung äußerte.

Der heute 98-Jährige hatte während der sowjetischen Blockade West-Berlins Süßigkeiten für die Kinder abgeworfen und ist als erster „candy bomber“ zum Symbol für die Hilfsaktion geworden. „Ich hätte gerne Süßigkeiten abgeworfen. Damit die Kinder von heute einen Eindruck bekommen, wie es früher war“, sagte der Veteran dem Blatt.

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Tag der Bundeswehr
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) spricht mit Gail S. Halvorsen, ehemaliger Pilot der United States Air ForceQuelle: dpa/Peter Steffen

Wer die Rosinenbomber aus der Nähe bestaunen wollte, musste zum niedersächsischen Fliegerhorst Faßberg reisen. Dort würdigte Bundesverteidigungsministerium Ursula von der Leyen (CDU) am Samstag die Luftbrücke auf dem Tag der Bundeswehr als große Hilfsleistung der Alliierten. Es sei ein Symbol der Verbundenheit, dass aus ehemaligen Kriegsgegnern Verbündete geworden seien, sagte von der Leyen vor mehreren Zehntausend Besuchern. „Die „Rosinenbomber waren eine gigantische logistische Meisterleistung, aber auch ein Zeichen, das der ganzen Welt gezeigt hat: West-Berlin bleibt frei“, sagte von der Leyen. Die Ministerin traf auch kurz mit Gail Halvorsen zusammen.

Technische Panne bei von der Leyens Rede

Ihre Rede musste von der Leyen aber nach zehn Minuten abbrechen – wegen eines Kurzschlusses kam kein Ton mehr aus der Lautsprecheranlage. Die Verteidigungsministerin, die wegen zahlreicher technischer Pannen bei der Bundeswehr in der Kritik steht, gestikulierte schulterzuckend am Mikrofon. Anschließend übergab sie auf der Bühne Veteranenabzeichen.

Während der sowjetischen Berlinvlockade vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 hatten die Westalliierten per Flugzeug Hilfsgüter in den von der Außenwelt abgeriegelte Westteil der Stadt gebracht – daher der liebevolle Begriff Rosinenbomber. Die Alliierten hatten sich zur Luftbrücke entschlossen, nachdem die Sowjets die Autobahnen in die Westsektoren Berlins am 24. Juni 1948 sperrten. Sämtliche Straßen, Eisenbahnlinien und Wasserwege nach West-Berlin wurden gekappt.

Insgesamt versorgten Amerikaner, Briten und Franzosen in fast 280.000 Flügen mehr als zwei Millionen Einwohner mit fast zwei Millionen Tonnen lebenswichtiger Fracht wie Lebensmitteln und Kohle. Das Land Berlin hatte bereits am 12. Mai mit einer Feier an die Luftbrücke erinnert.

sst/dpa