WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Sport
  3. Fußball
  4. EM
  5. EM 2024: Nach der Niederlage überwiegt bei der Ukraine der Stolz

Präsentiert von
EM Ukrainische Nationalelf

Nach der Niederlage überwiegen der Stolz und die Liebe

Sportredakteur
Ein Traumtor und zwei Torwartpatzer – Rumäniens Sieg gegen die Ukraine im Video

Die rumänische Nationalmannschaft startet mit einem überraschend deutlichen Sieg in die Europameisterschaft. Stanciu bringt die Rumänen mit einem traumhaften Tor in Führung. Ukraines Torwart gibt bei zwei Treffern keine gute Figur ab. Die Highlights im Video.

Quelle: MagentaTV

Autoplay
Die Ukraine verliert ihr EM-Auftaktspiel gegen Rumänien deutlich. Doch die Niederlage ist viel mehr als ein Fußballspiel. Das Team spielt für die Soldaten und Menschen in der Heimat und erfährt in München viel Stolz und Liebe.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Für den historischen Moment hatten sie sich in Flaggen gehüllt. In Blau-Gelb, den Farben ihres Landes. Die Fußball-Nationalspieler der Ukraine betraten so Montagnachmittag bei Sonne und 25 Grad den Rasen des Münchner Stadions – und sangen mit ihren tausenden Fans voller Inbrunst die Nationalhymne. Die Mannschaft wollte offensichtlich die Verbundenheit mit ihrem Land verdeutlichen. Viele ukrainische Fans hielten während der Hymne ihre Hand auf ihr Herz. Die rund 40.000 Fans der Rumänen stimmten in der Anfangsphase laute „Ukraine“-Gesänge an und zeigten sich solidarisch mit ihrem Nachbarland.

Es war nicht irgendein Anstoß um 15 Uhr, gegen Rumänien. Es war der Beginn des ersten Spiels der Ukraine bei einem großen Turnier seit Beginn des Krieges vor 28 Monaten– bei der WM 2022 in Katar war die Ukraine nicht dabei gewesen. Viele Fans hatten an diesem besonderen Montagnachmittag ebenfalls Ukraine-Flaggen mit ins Stadion gebracht und jubelten ihren Helden zu. Rund eine Million Menschen sind bislang aus dem Land nach Deutschland geflüchtet. In München leben nach Angaben der Stadt rund 24.000 Ukrainerinnen und Ukrainer, davon 17.000 Geflüchtete.

Ukraines Fußball-Verbandspräsident Andriy Shevchenko präsentiert die Installation in der Münchner City
Ukraines Fußball-Verbandspräsident Andriy Shevchenko präsentiert die Installation in der Münchner City
Quelle: AP/Ariel Schalit

In den Stunden vor dem Spiel hatte der ukrainische Verband in der Innenstadt eine Installation eröffnet: Tribünensitze des von russischen Raketen zerstörten Stadions in Charkiw wurden aufgebaut. Hier wurde 2012 die EM gespielt. Es soll ein Symbol sein. „Auch wenn unsere Tribünen zerstört sind – wir hören nicht auf, aufzustehen“, so der Verband in einer Mitteilung. Seinen Angaben zufolge sind 77 Stadien in der Ukraine komplett oder teilweise zerstört.

„Wir wollen als europäische Nation wahrgenommen werden“

Die Euphorie der Ukraine während der EM ist trotz des Krieges in der Heimat ungebrochen. Die Mannschaft hat ihr Turnier-Quartier in Taunusstein in Hessen bezogen, beim Training in Wiesbaden in der vergangenen Woche bejubelten tausende ukrainische Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Nationalmannschaft.

„Es ist sehr wichtig für uns, dabei zu sein“, sagte Nationaltrainer Serhij Rebrow über die Teilnahme an der EM. „Wir wollen als europäische Nation wahrgenommen werden. Und es ist wichtig, für unsere Soldaten, die Menschen zu Hause und unsere Fans zu spielen.“ Natürlich stehe in der Ukraine derzeit der Fußball „nicht an erster Stelle. Viele Leute, viele Kinder sind gestorben. Es ist eine schwierige Zeit“, so der frühere Nationalspieler. Europa unterstützt sein Land sehr, „aber der Krieg geht weiter, wir brauchen weiter die Unterstützung, um für den Frieden in Europa zu kämpfen.“ Er sagte zudem: „Wir lieben es, in Deutschland zu spielen. Das Ambiente ist immer unglaublich, die Unterstützung immer sehr gut, wir sind sehr dankbar.“ Bei Länderspielen in Deutschland, wie zuletzt beim 0:0 im Test in Nürnberg gegen die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann, habe man „immer den Eindruck, dass wir zu Hause spielen“.

Für die ukrainischen Fans war die Partie gegen Rumänien mehr als nur ein Fußballspiel
Für die ukrainischen Fans war die Partie gegen Rumänien mehr als nur ein Fußballspiel
Quelle: REUTERS

Die ukrainischen Spieler betonten, es sei eine Ehre, hier in Deutschland bei der EM zu sein. Beim Training nahmen sie zuletzt Anhänger in Herzform in den Landesfarben Gelb-Bau von geflüchteten Landsleuten entgegen, die deutschen Fans applaudierten. Das Training vor rund 4000 Zuschauern in Wiesbaden war eine „Solidaritätsaktion“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“.

Ukraine ist gegen Rumänien chancenlos

Sportlich sind die Ukrainer in ihrer Gruppe E mit Belgien, Rumänien und der Slowakei seit diesem ersten Spieltag eher Außenseiter. Gegen Rumänien begannen sie ordentlich, nach einem Fehlpass ihres Torwarts Andriy Lunin von Real Madrid gerieten sie allerdings recht früh in Rückstand: Nicolae Stanciu verwandelte die erste große Chance der Partie zum 1:0 (29.). Die ukrainischen Fans – im Vergleich mit den vielen rumänischen Anhängern in der Arena in der Unterzahl – feuerten ihre Mannschaft weiter an. Doch auch in der zweiten Halbzeit hatte Lunin nicht gerade seinen besten Tag – er ließ einen haltbaren Schuss von Razvan Marin (53.) durch. Es war das 2:0 für Rumänien, es war die Entscheidung in dieser Partie. Lediglich vier Minuten später traf Denis Dragus zum 3:0. „Ich habe mich bei der Mannschaft für meine Fehler im Spiel entschuldigt. Wir wollen in den nächsten Spielen auch für die Soldaten unseres Landes kämpfen“, sagte Torwart Andrij Lunin.

Nach dem ersten Gruppenspiel geht es für die ukrainische Mannschaft in der Vorrunde nun noch gegen die Slowakei (Freitag, 15 Uhr) und Belgien (26. Juni, 18 Uhr). Der zweite Tabellenplatz würde den sicheren Einzug in das Achtelfinale bedeuten. Doch dieser Traum ist für die Ukrainer nach der deutlichen Auftaktniederlage in weiter Ferne. Ihre Defensive war viel zu leicht auszuspielen.

In Flaggen gehüllt - die Nationalmannschaft der Ukraine vor dem Anstoß
In Flaggen gehüllt - die Nationalmannschaft der Ukraine vor dem Anstoß
Quelle: AP/Ariel Schalit

Nach dem Abpfiff sanken die ukrainischen Spieler enttäuscht und erschöpft auf den Rasen. Doch nur wenige Sekunden danach gingen sie zu ihren Fans und applaudierten ihn. Sie bekamen viel Applaus zurück.

Anzeige

Das Thema Sicherheit ist für die ukrainische Auswahl in Deutschland zentral. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angekündigt, das Nationalteam angesichts der Situation besonders zu schützen. Bislang verlief alles friedlich. Beim Training in Wiesbaden liefen lediglich einige Fans auf den Rasen, um mit ihren Helden Selfies zu machen. Auch rund um das erste EM-Spiel der Ukraine in München blieb alles ruhig, es war ein friedlicher Fußball-Nachmittag. Ein Mann rannte jubelnd auf das Feld, umarmte einen rumänischen Spieler – und ließ sich dann von Ordnungskräften vom Rasen führen. Ähnlich erging es in der Endphase einem weiteren Mann, der in der Endphase der Partie jubelnd von der Tribüne geklettert war.

„Der Mut unseres Militärs – unser Schlüssel zum Sieg!“

Die Ukrainer werden auch nach der ersten Partie weiter viel über die Lage in ihrem Land sprechen. In Wiesbaden waren zuletzt Pappfiguren der Spieler ausgestellt. Stürmer Artem Dowbyk vom FC Girona, der mit 24 Toren gerade Torschützenkönig in der spanischen Liga wurde und unter anderem Robert Lewandowski (FC Barcelona) und Jude Bellingham (Real Madrid) in dem Ranking hinter sich ließ, wurde auf seiner Figur zitiert: „Der Mut unseres Militärs – unser Schlüssel zum Sieg!“ Die Ukraine stellt Bezüge zum Krieg her und hält es für wichtig, dass Medien mit den Spielern darüber sprechen. Nationaltrainer Rebrow: „Ich weiß, dass viele Menschen von diesem Krieg müde sind, aber wir dürfen nicht aufhören zu kämpfen und brauchen weiter die Unterstützung.“

Rebrow spielte als Profi lange in England. Rund um die Playoffs, in denen sich die Ukraine mit Siegen gegen Bosnien (2:1) und Island (2:1) für die EM qualifizierte, hatte er gesagt, dass seine Sportler auch die Soldaten vertreten und ihnen Vorbild sein müssten.

Ukrainische Fans feiern das Team trotz der Niederlage

„Es ist wirklich schwierig, jeden Tag liest man Nachrichten und weiß, dass Russland Raketen auf unser Land abschießt“, so Taras Stepanenko von Schachtar Donezk. Die Situation sei jedoch „zusätzliche Motivation“ für die Spieler, sagt Olexander Sintschenko vom FC Arsenal.

Ablenkung durch Fußball - ukrainische Fans vor dem Münchner Stadion
Ablenkung durch Fußball – ukrainische Fans vor dem Münchner Stadion
Quelle: dpa/Daniel Karmann

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hatte in der Vorwoche zu den ukrainischen Spielern vor dem Training gesagt: „Ihr seid wahrscheinlich das beste Team, die beste Elf, die es jemals gegeben hat aus der Ukraine.“ Die Spieler „können ein Wunder vollbringen - so wie die Männer und Frauen gerade in der Ukraine ein Wunder für die Freiheit vollbringen. Er drücke der Mannschaft genauso die Daumen wie der deutschen Mannschaft. Dieses sportliche Wunder zu vollbringen, wird nach dem 0:3 schwierig. Ihre Fans waren in München dennoch stolz auf die Mannschaft. Und schwenkten noch weit nach Abpfiff im Stadion ihre blau-gelben Fahnen.

Alle Spiele der Heim-EM im Überblick:
Spielplan der EM 2024 mit allen Ergebnissen
EM-Spielplan als PDF zum Ausdrucken

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema