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  6. Markus Anfang: Werder-Chef Baumann - „Vorwürfe wiegen extrem schwer“

Werder Bremen Werder-Chef Baumann

„Diese Vorwürfe in einer heutigen Pandemiezeit wiegen extrem schwer“

Trainer Markus Anfang tritt bei Werder Bremen zurück

Markus Anfang tritt als Trainer von Werder Bremen zurück. Damit reagiert der 47-Jährige kurz vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 auf die Vorwürfe, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben.

Quelle: WELT

Autoplay
Markus Anfang muss seinen Impfausweis aushändigen und ist danach nicht mehr Trainer von Werder Bremen. Entscheidend waren Geschehnisse am Freitagabend. Bestätigen sich die Vorwürfe, wäre dies laut DFL „ein nicht hinnehmbarer Affront“.

In der Regel ist es ja so, dass Fußballtrainer wenige Stunden nach Spielen entlassen werden. Zumeist haben sie diese dann verloren. In Bremen trug es sich an diesem Samstag aber anders zu. Dort trennten sich die Wege von Trainer Markus Anfang sowie dessen Assistenten Florian Junge und ihrem Klub Werder Bremen wenige Stunden vor dem Spitzenspiel der 2. Liga. An diesem Samstagabend traten die Grün-Weißen im eigenen Stadion gegen den FC Schalke 04 an. Auf der Bank saß Co-Trainer Danjiel Zenkovic.

Werder hat zumindest einen weiteren sportlichen Rückschlag verhindert und sich ein 1:1 erkämpft. Niclas Füllkrug verwandelte in der Nachspielzeit nach Videobeweis einen Strafstoß zum Endstand von 1:1. Zuvor hatte Simon Terodde die Gäste in der 82. Minute in Führung gebracht.

Das Spiel war an diesem Abend aber nur Nebensache. Anfang war am Vormittag zusammen mit seinem Co-Trainer Florian Junge zurückgetreten. Das Duo reagierte damit auf die gegen sie derzeit laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen vermeintlich gefälschter Impfzertifikate. Beide kamen mit dem Rücktritt einer Freistellung zuvor. Stattdessen betreute der bisherige zweite Co-Trainer Danjiel Zenkovic das Bremer Team. Sport-Geschäftsführer Frank Baumann kündigte an, zeitnah einen neuen Coach präsentieren zu wollen.

Dass eine solch tief greifende Entscheidung so kurzfristig vor einer wichtigen Partie getroffen wird, lässt natürlich den Schluss zu, dass es bei dieser Trennung nicht um den üblichen „ausgebliebenen sportlichen Erfolg“ oder ein „Nicht-mehr-Erreichen der Mannschaft“ ging. Und so war es dann auch. Zumindest daraus machte Werder in seiner offiziellen Mitteilung keinen Hehl. Wörtlich hieß es: „Grund für die Entscheidung sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen beide Trainer und die dadurch aufkommende Unruhe in und um den Verein herum.“

Kurz vor dem Spiel gegen Schalke wurde Sportgeschäftsführer Frank Baumann etwas konkreter. Er gehe zwar „bei einem laufenden Ermittlungsverfahren nicht auf Einzelheiten ein. Wir haben Markus Anfang damit konfrontiert, und er hat uns versichert, dass an den Vorwürfen nichts dran ist. Da gehört sich erst einmal die Unschuldsvermutung“. Am Freitag seien dann „aber neue Verdachtsmomente hinzugekommen. In einer Pandemie ist es aufs Schärfste zu verurteilen, wenn jemand einen Impfausweis fälschen würde. Das heißt nicht, dass das bei Markus der Fall ist. Wenn es der Fall sein sollte, muss man natürlich konsequent handeln.“

Baumann berichtete, Anfangs Impfausweise nach einem Corona-Fall im Team auch gesehen zu haben: „Die Unstimmigkeiten sind aber erst durch das Gesundheitsamt entdeckt worden. Man glaubt, dass man in knapp 30 Jahren Profifußball alles erlebt hat. Aber es kommen immer noch neue Facetten dazu. Diese Vorwürfe in einer heutigen Pandemiezeit wiegen extrem schwer.“

Der Vorwurf, der gegen Anfang und Junge seit Donnerstag im Raum steht, ist gravierend. Die Staatsanwaltschaft Bremen hatte gegen Anfang ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Hintergrund ist eine Strafanzeige des Gesundheitsamtes Bremen. Der 47-jährige Anfang und der 35-jährige Junge stehen im Verdacht, gefälschte Impfzertifikate benutzt zu haben.

Trainerteam beim SV Werder Bremen tritt zurück
Markus Anfang (l.) und Co-Trainer Florian Junge
Quelle: dpa/Thomas Frey

Das jedoch hatte Anfang umgehend und sehr deutlich dementiert. „Ich habe genau wie jeder andere doppelt geimpfte Bürger meine beiden Impfungen in einem offiziellen Impfzentrum erhalten“, sagte Anfang und bekam am Freitagmittag noch Rückendeckung von Baumann, der sagte: „Markus hat uns versichert, dass alles korrekt gelaufen ist und dass er auch geimpft ist. Und von daher gibt es aus unserer Sicht auch keinen Grund, daran zu zweifeln.“

Bekam Anfang eine goldene Brücke?

Am Morgen danach gab Werder dann die Trennung mit einer Mitteilung bekannt, die inhaltlich nicht mit einem Wort auf die gegen Anfang erhobenen Vorwürfe einging. Stattdessen musste der geneigte Leser den Eindruck gewinnen, dass Anfang eine goldene Brücke gebaut wurde. Offiziell wurde der Trainer nämlich nicht entlassen, sondern er trat aus freien Stücken zurück. Im Zitat las sich das so: „Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende. Ich habe daher die verantwortlichen Personen um die umgehende Auflösung meines Vertrages gebeten.“

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Diesem Wunsch sei Werder Bremen nachgekommen, wie Baumann zu Protokoll gab: „Markus und Florian übernehmen mit ihrem Schritt Verantwortung und tragen somit dazu bei, die Unruhe, die in den letzten Tagen rund um den Verein und die Mannschaft aufgekommen ist, zu beenden. Wir respektieren ihre Entscheidung und werden uns nun auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer machen.“

Natürlich gilt für Anfang, der mit Werder nur im Mittelfeld der Tabelle stand, die Unschuldsvermutung. Denn nicht nur Werder Bremen, sondern auch die Staatsanwaltschaft Bremen hatte sich bis zum Samstagnachmittag nicht zu den Ergebnissen der Ermittlungen geäußert. Es mutet aber zumindest ein wenig merkwürdig an, dass ein erfahrener Bundesliga-Trainer wegen einer Ermittlung und einiger Schlagzeilen die Brocken von sich aus hinwirft. Zumal das Ganze laut eigener Aussage ja nur ein großes Missverständnis sein könne. Was also war zwischen Freitagmittag und Samstagmorgen passiert?

Die Ermittlungen gegen Anfang sollen rund um den Corona-Fall des Bremer Spielers Marco Friedl in Gang gekommen sein. Das Gesundheitsamt kontrollierte die Impfnachweise von Kontaktpersonen des Fußballprofis und soll dabei auf Unstimmigkeiten in den Impfbüchern von Anfang und Junge gestoßen sein. Nach Informationen des Internetportals „Deichstube“ sollen im Impfnachweis des Trainers die Chargennummer des Impfstoffs und ein Impfdatum unstimmig gewesen sein. So soll sich ein Impftermin in Anfangs Nachweis angeblich mit einem Einsatz als Werder-Trainer überschneiden.

„Sie haben kooperiert“

Am Freitag wurde dann die Staatsanwaltschaft laut Radio Bremen zwischen 18.00 und 20.00 Uhr bei Werder mit einem Durchsuchungsbeschluss vorstellig und forderte die Aushändigung der Impfnachweise und weiterer Unterlagen der beiden Trainer ein. Da beide der Aufforderung Folge leisteten, sei der Durchsuchungsbeschluss nicht zur Anwendung gekommen, sagte Frank Passade, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bremen: „Sie haben kooperiert. Das Ganze ist ordentlich und geräuschlos abgelaufen.“ Direkt nach der Übergabe hätten Anfang und Junge ihren Rücktritt eingereicht.

Auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) scheinen sie wenig überzeugt von der Darstellung des freiwilligen Rückzugs eines Unschuldigen. Dies machte die DFL auf Anfrage von WELT AM SONNTAG sehr deutlich. „Der Klub hat die DFL heute Morgen vorab informiert, dass Markus Anfang sein Amt als Trainer von Werder Bremen umgehend niederlegt. Wir kennen die Fakten nicht“, hieß es: „Sollte sich aber der im Raum stehende Verdacht bestätigen, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber allen, die sich in den vergangenen Monaten haben impfen lassen und so ihren Beitrag zur Corona-Eindämmung geleistet haben. Die DFL steht hierzu weiter mit Werder Bremen in Kontakt.“

Am Samstagnachmittag äußerte sich dann auch Baumann noch einmal und rückte die Rücktrittsmeldung ein wenig zurecht. „Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv“, sagte der Geschäftsführer. Es habe im Laufe des Freitags eine neue Faktenlage gegeben, sodass auch der Verein überlegt habe, was die richtige Entscheidung sei: „Es war zu befürchten, dass das nicht von heute auf morgen zu klären ist und sich insgesamt noch hinziehen kann. Und dann hat es Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, aber insgesamt auch auf das Image des Vereins.“

Da passte es ins Bild dieses desaströsen Tages, dass der Klub am Samstag noch eine Mitteilung veröffentlichen musste. Werder muss vorerst auch auf seinen Leiter Profifußball verzichten. Clemens Fritz wurde positiv auf Corona getestet und befindet sich in Quarantäne.

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