Unbekannte haben ein Banner mit der Aufschrift „Vereinsliebe statt Vaterlandsliebe“ von einer Tribüne des Hamburger Millerntor-Stadions entfernt. Dieses sei entwendet worden, teilte der FC St. Pauli mit. Im Internet kursierten Videos, die zeigen, wie das Banner an der Außenseite des Stadions des Bundesliga-Aufsteigers im Dunkeln abgerissen wird. Zu Details zu den Sicherheitsvorkehrungen rund um das Millerntor-Stadion äußerte sich der Klub, der im Mai in die Bundesliga aufgestiegen ist, nicht.
An der Außenseite der Gegengerade am Millerntor seien verschiedene Banner aufgehängt – unter anderem mit Aufschriften wie „Frau, Leben, Freiheit“ im Hinblick auf die Proteste für Frauenrechte im Iran und mit kritischen Statements zur Europameisterschaft, teilte der Klub weiter mit. „Der FC St. Pauli hält kritische Meinungsäußerungen von Fans zur EM für zulässig, sie gehören zu einer demokratischen Diskussionskultur – inklusive unterschiedlicher Meinungen und Perspektiven. Wir verurteilen daher den mutmaßlichen Diebstahl des Banners“, hieß es.
Nicht nur das abgerissene Banner sorgt in Hamburg für Gesprächsstoff. Seit über 20 Jahren ertönt am Millerntor nach Treffern des FC St. Pauli „Song 2“ von der britischen Rockband Blur als Torhymne. Der Song wird bei der Europameisterschaft im Volksparkstadion, in dem normalerweise der Lokalrivale Hamburger SV seine Heimspiele austrägt, ab sofort nicht mehr gespielt.
St. Paulis Torhymne läuft nicht mehr im HSV-Stadion
Die Uefa reagierte mit der Änderung offenbar auch auf Kritik von HSV-Fans. Als der Albaner Qazim Laci im Vorrundenspiel gegen Kroatien zum 1:0 traf, erklang über die Stadionlautsprecher ein Ausschnitt von „Seven Nation Army“ der Band The White Stripes. Während des ersten EM-Spiels in Hamburg am vergangenen Sonntag zwischen den Niederlanden und Polen (2:1) wurde im Volksparkstadion nach den Treffern noch „Song 2“ abgespielt.
Da dieses Lied aber auch seit vielen Jahren die Torhymne des Stadtrivalen FC St. Pauli ist, hatte es eines Berichts des „Hamburger Abendblatts“ zufolge Proteste von Fans des HSV gegeben. „Wichtigste Nachricht: Ich habe eure Beschwerden bezüglich Song 2 von Blur weitergeleitet, und die Uefa hat den Torsong tatsächlich (aus Solidarität zum HSV) für heute angepasst“, teilte der HSV-Stadionsprecher Christian Stübinger, der auch bei der EM am Mikrofon im Einsatz ist, schon vor dem Abpfiff in seiner Instagram-Story mit.