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  5. Bundesliga, Abstieg: „Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte seit langer Zeit werden“

Bundesliga Abstiegskampf

„Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte seit langer Zeit werden“

„Das wäre der größte Absturz eines Vereins in den letzten Jahrzehnten“

Die 1. und 2. Bundesliga befinden sich auf der Zielgeraden, der vorletzte Spieltag läuft. Während Köln und Union Berlin akut abstiegsgefährdet sind, steigt Holstein Kiel in die 1. Liga auf. St. Pauli könnte noch folgen. BILD-Sportchef Walter Straten sagt: „Der Norden marschiert, bis auf den HSV.“

Quelle: WELT TV

Autoplay
Köln träumt von der Last-Minute-Rettung, Union Berlin verliert die Nerven, und Mainz wähnt sich dank seines Motivators Bo Henriksen kurz vor dem Ziel. Der Bundesliga steht ein spannungsreicher letzter Spieltag ins Haus.

Um 15.50 Uhr schien die Messe gelesen. Der 1. FC Köln lag 0:2 gegen Union Berlin zurück, auf den Tribünen wurde gepfiffen, geschimpft und getrauert. Die FC-Legende Wolfgang Overath redete, stark gestikulierend, auf den Vereinspräsidenten Werner Wolf ein, der wiederum blickte ins Leere. Menschen weinten. Alles sah danach aus, als sollte sich der Traditionsklub an diesem vorletzten Spieltag zum siebten Mal aus der Bundesliga verabschieden. Er sei, sagte Wolf anschließend, „mehrfach gestorben.“

Doch um kurz vor halb sechs an diesem Samstagnachmittag lebte Wolf Gott sei Dank noch – und sein Klub auch. Denn was in der Zwischenzeit passierte, sei „gar nicht richtig zu greifen“, erklärte Kölns Verteidiger Timo Hübers: Der FC hatte die Partie tatsächlich noch gedreht und mit 3:2 (1:2) gewonnen. Den Abstieg haben die Kölner zumindest vertagt.

Stattdessen verloren die Berliner, die bei einem Sieg oder einem Unentschieden zumindest nicht mehr hätten direkt absteigen können, komplett die Nerven. Kurz vor der Pause hatte Florian Kainz per Foulelfmeter auf 1:2 verkürzt. In der 87. Minuten setzte Mark Uth dann einem nahezu unerreichbaren Ball nach, beförderte ihn irgendwie noch auf den Kopf von Steffen Tigges: 2:2. In der dritten Minute der Nachspielzeit stach dann der nächste Kölner Joker: Damian Downs köpfte einen Flankenball von Linton Maina zum Siegtreffer ein.

Müngersdorf explodierte vor Freude: wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. „Wille und Charakter – das ist etwas, was diese Mannschaft auszeichnet. Jetzt haben wir ein Endspiel. Hätte mir das einer vor drei, vier Wochen gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben. Das ist schon wild, was da abgeht“, erklärte Hübers. Die Kölner haben tatsächlich noch eine Chance: Am kommenden Samstag müssen sie in Heidenheim gewinnen und gleichzeitig auf eine Niederlage der Berliner gegen Freiburg hoffen. Dann wären beide Teams punktgleich.

Mainz vor der Rettung

Allerdings müssten die Kölner als Tabellensiebzehnter so gewinnen und Union als 16. so verlieren, dass der FC anschließend eine um zumindest einen Treffer bessere Tordifferenz hätte. Union hat ein Torverhältnis von 31:57, Köln eines von 27:56. Die Differenz lautet aus Kölner Sicht minus 3. Bei gleicher Differenz würden allerdings die mehr geschossenen Tore Ausschlag geben. Köln bleibt also in einer denkbar schlechten Ausgangslage. Doch die Hoffnung lebt trotzdem. „Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat“, sagte FC-Trainer Timo Schultz.

Nachdem die Kölner am Samstag doch noch nach dem letzten Strohhalm gegriffen haben, kam 200 Kilometer südlich Bo Henriksen aus den Katakomben des Mainzer Stadions. Der Däne, der mit seiner ebenfalls abstiegsbedrohten Mannschaft um 18.30 Uhr gegen Borussia Dortmund antrat, sollte zum Fernsehinterview zu Sky kommen. Stattdessen rannte Henriksen aber direkt vor die voll besetzte Fankurve. Henriksen, ein ausgewiesener Experte für Abstiegskampf, wedelte mit den Armen, schrie und peitsche die Anhänger auf. Dann ging er zu jedem seiner Spieler und motivierte noch einmal. Jeder, der diese Szenen gesehen hatte, ahnte: Der BVB, der mit einer B-Mannschaft antrat, wird es an diesem Nachmittag schwer haben – Champions-League-Finalist hin oder her.

So kam es: Die Mainzer fraßen die Dortmunder regelrecht auf. Schon nach 23 Minuten war das Spiel entschieden. Durch das 3:0 (3:0) kletterte der FSV auf Platz 15 – mit nun zwei Punkten Vorsprung auf die Berliner. „Wir wussten, dass wir in der ersten Halbzeit alles geben müssen, weil du da noch Energie und Glaube hast“, sagte Henriksen anschließend. Er wusste: Die Dortmunder werden, wenn sie sofort die Mainzer Entschlossenheit spüren, zusammenbrechen. Dass den Borussen dies anschließend als Wettbewerbsverzerrung ausgelegt wurde, ist ein harter Vorwurf. Fakt ist: Es war ein nicht ungewöhnlicher Effekt bei einer Mannschaft, für die es um nichts mehr geht.

Den Ärger anderer Abstiegskandidaten konnte Edin Terzić deshalb auch nicht verstehen. „Das kann ich nicht nachvollziehen. Vor einer Woche haben wir ein fantastisches Spiel gezeigt – mit einer ähnlichen Aufstellung“, sagte der BVB-Trainer. Da hatte Terzić nach dem Hinspiel im Halbfinale der Champions League gegen Paris (1:0) die Mannschaft auf zehn Positionen geändert – was anschließend einen 5:1-Sieg über Augsburg zur Folge gehabt hatte. Nach dem Rückspiel in Paris (ebenfalls 1:0) tat er nun das gleiche – mit völlig anderer Auswirkung. „Das ist leider das Gesicht, das wir in dieser Saison zeigen“, sagte Terzić. Der BVB stehe nicht von ungefähr auf dem für ihn enttäuschenden fünften Platz. Im Übrigen: Alle Mannschaften, die noch ums Überlegen kämpfen, haben Zeit ausreichend gehabt, ihre Ausgangslage zu verbessern.

Auf jeden Fall geht der Nervenkrieg namens Abstiegskampf weiter. Vergnügungssteuerpflichtig ist das nicht – selbst wenn sich, wie im Mainzer Fall, ein Happy End abzuzeichnen scheint. „So eine Saison habe ich in der Art auch bis jetzt nicht erlebt, aber da muss man durch“, sagte Vorstandschef Christian Heidel. Der FSV muss beim VfL Wolfsburg antreten. Ein Punkt müsste reichen. Heidel ist von der Rettung überzeugt – vor allem wegen Bo Henriksen. „Wir haben einen gebraucht, der in der Köpfe der Spieler kommt, der auch ein wenig verrückt ist“, sagte er. Das ist definitiv nicht falsch.

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