Alles hatte so harmlos angefangen. Eigentlich wollte Friedbert Schlöger nur schnell den Wahl-O-Mat ausprobieren, um für die Europawahl gewappnet zu sein. Doch was als routinemäßige Vorbereitung auf die Stimmabgabe am 9. Juni begann, entpuppte sich als nicht enden wollender Alptraum.
Seit Tagen hängt Schlöger ununterbrochen am Wahl-O-Mat, er rasiert sich nicht mehr, isst kaum noch und trägt eine Windel. „So, jetzt aber“, keucht der technische Zeichner aus Gemmingen, während er den Ergebnisknopf drückt. Um dann mit einem lauten Aufschrei die zitternden Hände vor die entzündeten Augen zu schlagen. „Nein!!“, kreischt er, „warum um Himmels willen die ‘V-Partei³ für Veränderung, Vegetarier und Veganer‘??“
Wahl-O-Mat spuckte immer schlimmere Ergebnisse aus
Seiner Frau zufolge geht das schon so, seitdem der Wahl-O-Mat freigeschaltet wurde. Anfangs habe ihr Mann noch kopfschüttelnd gelacht, als ihm die Wahlentscheidungshilfe der Bundeszentrale für politische Bildung die größte Übereinstimmung mit einer Partei bescheinigte, für die er eigentlich keine politischen Sympathien hegt.
„Also modifizierte ich meine Antworten und gewichtete ein wenig anders – in der Hoffnung, dass dann endlich die richtige Partei herauskommt“, wimmert der 58-Jährige, „allerdings wurde es nur noch schlimmer: Tierschutzpartei, Bündnis C, Menschliche Welt, Volt, Watt, PdF, Jpeg, Mp3, ich habe komplett den Überblick verloren. Aber das ist mir jetzt egal. Ich mache so lange weiter, bis mir das blöde Ding die Partei ausspuckt, zu deren Klientel ich mich zähle und die ich aus irrationalen Gründen immer wähle!“
Einweisung ins Krankenhaus notwendig
Ob Schlöger jemals in den Genuss dieses Erfolgserlebnisses gelangen wird, ist allerdings fraglich. Denn beim inzwischen 123.598. Versuch, den Wahl-O-Mat bei seinen 38 kniffligen Fragen zu überlisten, wird der Mann von Sanitätern unterbrochen, die ihm das Laptop wegnehmen und eine Beruhigungsspritze verpassen.
„Gut, dass Sie da sind“, flüstert Schlöger noch schwach dem Notarzt zu, bevor er selig einschlummert, „vielleicht können Sie mir sagen, ob die ‘Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung‘ etwas taugt und in welchem Level sie der Endgegner ist?“ „Das ist eine verdammt gute Frage“, sagt der Mediziner, während er den eingeschlafenen Patienten sacht zu Boden gleiten lässt und sich mit hypnotisiertem Blick den Rechner vornimmt, „das muss ich mal gleich am Wahl-O-Mat durchspielen!“
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