Sie ist die kleine Festlandschwester von Kopenhagen und steht längst nicht mehr in ihrem Schatten: Aarhus, die zweitgrößte Stadt Dänemarks, ist auch die größte Unistadt des Landes. So sind es vor allem junge Leute, Studenten, die „Ooahuus“, so die korrekte Aussprache, prägen. Eine kompakte Ostsee-Metropole mit gut 290.000 Einwohnern, davon allein fast 50.000 Studierende an der Universität und diversen privaten Hochschulen. Dementsprechend gibt es viele Bars, Clubs, Cafés, Restaurants sowie eine lebendige Musikszene. Aarhus gilt als besonders „afslappede“ (Dänisch für entspannt).
Die Metropole ist so beliebt, dass viele Studenten nach ihrem Abschluss gleich da bleiben. Derzeit entsteht deshalb am Hafen ein komplett neues Wohnquartier, vergleichbar mit der Hamburger Hafencity, mit dem Unterschied, dass die Appartements hier zu vergünstigten Preisen an junge Leute vermietet werden.
Mit Marselisborg im Süden der Stadt gibt es sogar ein königliches Schloss. Offensichtlich weilen auch die Royals gern an dem alten Ort mit dem jungen Vibe – und das vor allem im Sommer.
Von Hamburg aus geht es zweimal täglich mit dem Zug direkt nach Aarhus. Die Reise nach Jütland dauert knapp fünf Stunden. Alternativ gibt es Verbindungen mit einmal Umsteigen in Kolding. Der Bahnhof ist nur einen kurzen Spaziergang von der Altstadt entfernt. Nach dem Besuch bietet sich Aarhus auch als Ausgangspunkt für unkomplizierte Entdeckungsreisen per Zug in weitere Ecken des Landes an. Vom nahen Busbahnhof aus fahren zahlreiche Linienbusse andere Orte in Jütland an.
Zu Fuß oder per Rad zu den Sehenswürdigkeiten
Zu Zeiten der Wikinger war Aarhus vollständig von einer heute nicht mehr erhaltenen Stadtmauer umgeben. Der historische Stadtkern ist klein, und alle Sehenswürdigkeiten sind bestens zu Fuß erreichbar – allerdings sind Schuhe mit guten Sohlen angeraten, vielerorts liegt Kopfsteinpflaster. Wer es vorzieht, sich schneller fortzubewegen, kann sich in vielen Hotels Fahrräder leihen. Radfahren ist ohnehin die verbreitetste Fortbewegungsmethode der Aarhusianer.
Bei einem Bummel durch die Stadt kann man sich einfach treiben lassen – in der überschaubaren Innenstadt besteht keine Gefahr, sich zu verlaufen. Das Latinerkvarteret (Latinerviertel) ist der älteste Teil der Stadt. Er entstand im späten 14. Jahrhundert, als man die Mauern der alten Wikingerfestungen abriss.
In dem Viertel jenseits des Doms finden sich jede Menge angesagte Restaurants, Bars und Boutiquen. Von dort aus geht es direkt in die Fußgängerzone. Die dortige Domkirche ist kaum zu übersehen. Die ältesten, im romanischen Stil erbauten Teile des Gotteshauses stammen aus dem Jahr 1201 und sind noch heute zu erkennen. In der Kirche sind häufig Konzerte zu hören, der Turm bietet einen wunderbaren Rundblick über die Stadt.
Blick vom Museum über die Stadt
Direkt ums Eck gibt es sogleich ein besonderes Museum und weltweit das einzige zu diesem Thema: das Gender-Museum Køn. In dem alten Backsteingebäude geht es um die Frauenbewegung, um Gender-Identitäten und die Hürden, die eine Gesellschaft auf dem Weg zu Toleranz und Akzeptanz überwinden muss.
Neben diesem noch sehr jungen Museum hat Aarhus drei der meistbesuchten Kulturstätten in ganz Dänemark zu bieten. Da wäre Den Gamle By („Die alte Stadt“), ein Freiluft-Museum, das Besucher auf eine Zeitreise einlädt – und zwar gleich in mehrere Epochen. So wird allein in 75 Gebäuden, in Fachwerkhäusern und Pferdewagen das Leben zu Zeiten Hans Christian Andersens nachgestellt.
In einem anderen Teil geht es in die Zeit zwischen 1900 und 1927, als das Kopfsteinpflaster um Bürgersteige ergänzt wurde und das Telefon Einzug hielt. Im Abschnitt für die Nachkriegszeit lassen sich der deutlich liberalere Alltag genauso besichtigen wie einige technische Errungenschaften, die jungen Leute heute kaum noch etwas sagen, etwa Tonband und Kassettenrekorder.
Das architektonische Kontrastprogramm zu Den Gamle By heißt ARoS. Mit seinen weißen gewundenen Aufgängen erinnert das Innere des Kunstmuseums an das New Yorker Guggenheim. In vier Galerien sind wechselnde Ausstellungen zu sehen; die meisten Besucher zieht es aber aufs Dach.
Dort befindet sich das grandiose begehbare Regenbogenpanorama, entworfen vom isländisch-dänischen Künstler Olafur Eliasson. Durch den gläsernen, mehr als 150 Meter langen Rundgang können Besucher eine Runde auf dem Gebäude drehen, dabei durch alle Farben des Spektrums laufen – und die Stadt mal durch die rosarote, gelbe oder blaue Brille betrachten.
Etwas außerhalb liegt das prähistorische Moesgaard-Museum, das Funde von der Eisenzeit bis zur Wikingerzeit zeigt, wie Runensteine und den „Grauballemann“, eine 2000 Jahre alte Moorleiche. Es befindet sich im Wald, südlich der Stadt, in Strandnähe, ideal für einen anschließenden Spaziergang.
Das Museum hat auch eine Außenstelle in der Innenstadt: Unter der Fußgängerzone, im Keller der Nordea-Bank, liegt das „Vikingemuseet“ – an dieser Stelle 1964 wurde bei Ausgrabungen das alte Aros entdeckt und freigelegt. Hier kann man zwischen kleinen Grubenhäusern und auf Resten einer Plankenstraße auf den Spuren von Aarhus’ ersten Bewohnern wandeln.
Hotels mitten in der Stadt
Das „Sofs“ ist ein kleines Hotel auf der Guldsmedgade mitten im angesagten Latinerviertel. Die „Goldschmiedstraße“ ist geprägt von kleinen Cafés, Designerläden und jeder Menge exzellenten Restaurants. Das Boutique-Hotel hat 26 Zimmer, individuell und geschmackvoll eingerichtet mit Art-Déco-Möbeln. In der warmen Jahreszeit ist der schönste Platz der Innenhof mit seinen alten Bäumen und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Während auf der anderen Seite des Hauses das Leben tobt, herrscht hier Ruhe (Doppelzimmer mit Frühstück ab 160 Euro, sofshotel.dk).
Wer es moderner mag, ist im „Oasia“ an der richtigen Adresse. Das Hotel mit 91 Zimmern liegt ebenfalls mitten in der Stadt. Die hellen Räume mit den Holzdielen sind ausschließlich mit dänischem Design ausgestattet, von den Betten bis zu den Lounge-Möbeln (Doppelzimmer mit Frühstück ab 128 Euro, hoteloasia.com).
Das „Hotel Royal“ ist das älteste der Stadt. Es liegt zwischen Store Torv, dem größten öffentlichen Platz, und der Kathedrale. Das 1838 eröffnete, gerade renovierte Haus beherbergte schon Gäste wie Hans Christian Andersen und Louis Armstrong (Doppelzimmer mit Frühstück ab 215 Euro, hotelroyal.dk).
Typische Speisen aus Dänemark
Aarhus ist ein guter Ort für Streetfood. Da das Wetter nicht immer perfekt ist, trifft es sich also gut, dass der „Street Food Market“ überdacht ist – und das ganze Jahr über geöffnet. An mehr als 30 Ständen mit diversen Länderküchen werden so gut wie alle kulinarischen Wünsche erfüllt, sei es „Boller i karry“ – traditionell dänische Hackbällchen in Currysauce, Mediterranes wie Falafel, Kebab und Shawarma, Pizza, Pasta, Burger oder Asiatisches wie Ramen oder Pad Thai. Das alles gibt es zu moderaten Preisen, die meisten Hauptgerichte kosten umgerechnet zwischen acht und zwölf Euro (aarhusstreetfood.com).
Eine gute Alternative für alle, die gern das essen, was das Meer liefert, ist das „Mefisto“. Es ist Restaurant, Bistro und Weinbar in einem, gelegen mitten im Latinerviertel. Hier gibt es Hummer, Austern und Champagner, man sitzt auf rotem Samt, die Atmosphäre ist ungezwungen, die Bedienungen sind jung und gut gelaunt, der Service ist zügig und freundlich.
Wer nach dem Sightseeing ordentlich Appetit mitbringt, wird mit dem wechselnden und günstigen Drei-Gänge-Menü glücklich. Alternativ steht typisch Dänisches zur Auswahl, darunter Stjerneskud. Bei dem Gericht, dessen Name übersetzt „Sternschnuppe“ bedeutet, handelt es sich um gebratene Scholle auf Salat mit geräuchertem Lachs, Garnelen und Sahne. Ebenfalls zu empfehlen: gegrillter Lachs von den Färöer-Inseln mit Lauch, Sauce hollandaise und Zitrone (mefisto.dk).
Zum Abschluss der Reise bietet sich ein Abstecher zu „Spirit of Njord“ im Südhafen an. Dort, in der einzigen Brennerei der Stadt, wird Gin gemacht – mit überraschenden Aromen von Strandsenf, Sanddorn, Seetang, Wacholder und Fichte. Man kann den besonderen Schnaps vor Ort probieren und natürlich auch eine Flasche mitnehmen (spiritofnjord.com).
Weitere Informationen: visitdenmark.de; visitaarhus.com
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Visit Denmark. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.