Tea-Time-Tour mit dem Doppeldecker
Ein Londoner Wahrzeichen auf Rädern sind die roten Doppeldecker. 2005 mussten die alten Routemaster, die seit dem Ende der 1950er-Jahre das Stadtbild geprägt hatten, die Straße frei machen für barrierefreie Niederflur-Busse. Einerseits ein Segen für Passagiere mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Gepäck und optisch an ihre Vorgänger angelehnt, andererseits jedoch ein Graus für Nostalgiker und Fans von Trittbrettplattform und Oldtimer-Charme.
Zu ihrem Glück sind die Routemaster nicht komplett von der Bildfläche verschwunden: Mittlerweile sind einige der historischen Doppeldecker so umgebaut, dass dort während einer Stadtrundfahrt auch ein stilechter Afternoon Tea serviert werden kann. Solche Touren bietet in besonderem Ambiente Brigit’s Bakery an. Gestartet wird an der Victoria Coach Station und am Trafalgar Square. Damit unterwegs kein Tee überschwappt, wird er im Porzellanbecher mit Deckel serviert.
Während der Bus durch Londons dichten Verkehr knattert und draußen die Sehenswürdigkeiten von Big Ben über Notting Hill bis Downing Street vorbeiziehen, genießen die Passagiere drinnen an Zweier- und Vierertischen „L’Afternoon Tea“ mit einem französischen Twist, etwa Kürbis-Mandel-Tarte mit Baiserhaube oder Mini-Pilzquiche. Schließlich stammt die namensgebende Brigit Bloch aus Paris – ihre charmante Familien-Patisserie in Covent Garden bietet auch Afternoon-Tea-Picknick-Boxen an.
Die Busse starten täglich siebenmal, eine Tour dauert rund 90 Minuten und kostet 45 Pfund (52 Euro), 10 Pfund Kinderermäßigung. Infos und Buchung unter b-bakery.com/london/bus-tours/afternoon-tea-bus-london
Eine Kreuzfahrt mit Tee auf der Themse
Londons Straßen sind voll, manchmal sehr voll. Besonders im Zentrum drängen sich Autos und Menschen dicht an dicht. Beim Sightseeing kann es schon mal unentspannt werden. Die Alternative: Eine Stadttour mit einem Ausflugsboot auf der Themse, denn praktischerweise liegen viele Highlights in Sichtweite vom Ufer.
Noch schöner schippert es sich, wenn an Bord des mit Panoramafenstern ausgestatteten Dampfers Cheddar-Sandwiches, Scones mit Erdbeermarmelade sowie natürlich Tee gereicht werden. Eine solche Tour bietet City Cruises einmal täglich an. Treffpunkt für die „London Afternoon Tea Cruise“ ist die Tower Millennium Pier in der Lower Thames Street.
Von dort schippern die Gäste unter Londons berühmtesten Brücken hindurch und vorbei an Sehenswürdigkeiten wie der als Museum genutzten „HMS Belfast“, Renzo Pianos gläsernem Wolkenkratzer „The Shard“, dem Shakespeare’s Globe Theatre, der Tate Modern und dem Riesenrad London Eye vorbei. Bei der Westminster Bridge ist das Ziel erreicht: Big Ben und Houses of Parliament.
Vielleicht sehen die Passagiere unterwegs auch ein paar Mudlarks – so werden in London die Hobby-Schatzsucher genannt, die bei Niedrigwasser den Uferbereich von Großbritanniens zweitlängstem Fluss absuchen. Niedrigwasser? Aber ja! Schließlich mündet die Themse in die Nordsee und ist deren Gezeiten unterworfen; um bis zu sieben Meter variiert der Wasserstand. Bei Ebbe kommen mehr oder weniger wertvolle Schätze aus rund 2000 Jahren Geschichte im Schlamm zum Vorschein, auf die es die Mudlarks abgesehen haben – von der römischen Münze über Stecknadeln aus der Tudor-Zeit bis zum weggeworfenen Ehering.
Die eineinhalbstündigen Tee-Kreuzfahrten kosten ab 40 Pfund (46 Euro), Abfahrt täglich um 15.30 Uhr, Buchung bei City Cruises cityexperiences.com.
Genuss unter der Glaskuppel im British Museum
Eine faszinierende Rundreise durch zwei Millionen Jahre Menschheitsgeschichte bietet das British Museum im Londoner Stadtteil Bloomsbury, eines der größten und bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen der Welt. Der Stein von Rosette, mit dessen Hilfe Hieroglyphen entschlüsselt werden konnten, ägyptische Mumien sowie Fragmente und Skulpturen der Akropolis gehören zu den bekanntesten Ausstellungsstücken des 1759 eröffneten Hauses.
Die Tour – in Großbritannien ist der Eintritt in die staatlichen Museen übrigens kostenfrei – lässt sich hervorragend mit einem Afternoon Tea verbinden. Der ist ja schließlich auch Kulturgeschichte. Ob Anna Maria Russell, Hofdame von Queen Victoria, wirklich die Urheberin dieses britischen Alltagsrituals war, ist unter Historikern zwar umstritten, tut der Tradition aber keinen Abbruch. Sicher ist auf jeden Fall, dass in den 1840er-Jahren beim britischen Adel die Mode aufkam, die Zeit zwischen Mittag- und Abendessen mit Tee, kleinen Sandwiches, Scones und süßen Leckereien zu überbrücken.
Den fußballfeldgroßen Innenhof des vierflügeligen Prachtmuseums überspannt eine gewaltige Glaskuppel. Besucher finden hier, neben Galerien und Geschäften, auch das „Great Court Restaurant“, das einen herrlich traditionellen Afternoon Tea auftischt, zu dessen Highlights Sandwiches mit glasiertem Wiltshire-Räucherschinken und Lemon-Curd-Tarte mit Rosmarinbaiser gehören. Besonders raffiniert: Die frisch gebackenen Scones werden vorab in Earl-Grey-Tee getränkt.
Der British Museum Afternoon Tea wird täglich zwischen 11.30 und 17 Uhr serviert und kostet pro Person 35 Pfund (40 Euro), mit Prosecco 39 Pfund (45 Euro), Reservierung wird empfohlen, Infos und Buchung unter britishmuseum.org/visit/food-and-drink/great-court-restaurant.
Beim Tee Kriminalfälle lösen wie Sherlock Holmes
Krimifans aufgepasst: Der Name des Geschäfts im Erdgeschoss des etwas in die Jahre gekommenen West 12 Shopping Centre in Shepherd’s Bush kommt nicht von ungefähr: „Doyle’s Optician“. Ebenso das Gründungsdatum: 1859. Dieser Fall ist schnell gelöst: Es ist das Geburtsjahr von Arthur Conan Doyle, Arzt und geistiger Vater von Sherlock Holmes und Dr. Watson.
Und bei dem Laden gleich neben einem bekannten Discounter handelt es sich weniger um ein Brillengeschäft als vielmehr um den getarnten Zugang zu einer Flüsterkneipe, die sich ganz dem fiktiven Londoner Detektiv und seinem Kompagnon verschrieben hat: willkommen im „The Mind Palace“!
Der Name der geheimen Bar bezieht sich auf die Gedächtnistechnik, die Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch in der erfolgreichen BBC-Fernsehserie im London der Jetztzeit anwendet. Simpel erklärt: Man kann sich Dinge merken, indem man sie mit Orten beziehungsweise Räumen in einem imaginären Palast verknüpft. Um etwas zu lernen, ordnet man dieses Wissen also in einen Raum ein und am besten auch einem bestimmten Gegenstand zu – fertig ist der Mind Palace.
Der reale Gedächtnispalast ist mit gemütlichen grünen Ledersofas vor schwarz-weißer Ornament-Tapete sowie einigen Artefakten aus berühmten Kriminalfällen ausgestattet. Gäste können Escape-Räume entschlüsseln und danach einen Cocktail schlürfen. Zur Wahl stehen etwa „221B“ oder „Mycroft’s Mai Tai“.
Oder aber sie widmen sich – als Team – ganz gemütlich bei „Sherlock’s Afternoon Tea & Mystery“ einem Krimi-Rätsel. Ob die Besucher die Aufgaben dann so geschmeidig lösen wie der „hochfunktionale Soziopath“, als der sich der moderne Serien-Holmes gern selbst bezeichnet, sei dahingestellt, jedoch knobelt es sich bei Tee oder Kaffee und einer Etagere voller herzhafter Speisen, Butter-Scones und süßem Gebäck doch gleich viel besser (es gibt auch vegane Optionen). Schließlich sind Holmes und Watson auch Teetrinker – gerade der Doktor ist in der TV-Serie immer mal wieder mit einer Tasse in der Hand zu sehen.
„Sherlock’s Afternoon Tea & Mystery“ kostet 39 Pfund (40 Euro), Plätze müssen im Voraus reserviert werden unter thegameisnow.com/live-experiences/afternoon-tea/.
Tee mit dem verrückten Hutmacher
Sie haben heute Nicht-Geburtstag? Das trifft sich gut. Dann können Sie wie Alice im Wunderland zur Teeparty des verrückten Hutmachers gehen. Keine Sorge, in einen Kaninchenbau muss dafür niemand fallen, und ganz so skurril und paradox wie in Lewis Carrolls Kinderbuch-Klassiker geht es beim „Mad Hatter’s Afternoon Tea“ im Innenhof des „Sanderson Hotels“, einem Fünf-Sterne-Haus im Londoner Westend, auch nicht zu.
Eine gehörige Portion Magie ist jedoch dabei auf dieser Reise in die Kindheit: Die Speisekarte ist zwischen den Seiten eines alten Buches versteckt, das Geschirr ist mit Alice-Motiven des Zeichners John Tenniel bedruckt, der die ersten Ausgaben des 1865 erstmals erschienenen Buches illustriert hat.
Die Macarons sind wie die Taschenuhr des unter Zeitdruck stehenden weißen Kaninchens geformt, der Kuchen ist mit einem Schachbrettmuster gestaltet, und die Etagere mit von den Buch-Charakteren inspirierten Sandwiches und Gebäck wird von einer Wolke aus Zuckerwatte gekrönt – ein Fest für große und kleine Kinder.
Es gibt „Trink mich“-Fläschchen, die die Gäste leeren können, ohne zu wachsen oder zu schrumpfen, und beim Tee stehen Alice (Schwarztee mit Johannisbeere), Hutmacher (Grüntee), Herzkönigin (Schwarztee mit Rosenbüten), Weißes Kaninchen (Weißer Tee) oder Grinsekatze (Oolong-Tee) zur Wahl.
Wem diese Auswahl nicht reicht, der kann für einen Aufpreis von neun Pfund ein „rare tea pairing“ buchen, bei dem seltene Teemischungen auf die einzelnen Gänge abgestimmt werden.
„Mad Hatter’s Afternoon Tea“ im „Sanderson Hotel“, täglich zwischen 12 und 19 Uhr, ab 55 Pfund (63 Euro) pro Erwachsenem, für Kinder gibt es eine Extraversion für 35 Pfund, Buchung unter book.ennismore.com/hotels/originals/sanderson/dining/mad-hatters-afternoon-tea.
