Welche Länder sind Aufsteiger?
Neuseeland verbessert sich gegenüber dem Vorjahr von Platz 4 auf Platz 1 (diesen Rang teilt es sich mit vier anderen Ländern) – Grund: Es gibt die Homo-Ehe, die Menschen sind tendenziell queer-freundlich, neuerdings verbessert wurden Transgender-Rechte. Estland springt von Rang 47 auf 32 dank der Einführung der Ehe für alle, unabhängig vom Geschlecht. Mauritius (von Rang 116 auf 93) und die Cookinseln (von Rang 121 auf 109) steigen auf, weil 2023 Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Liebe abgeschafft wurden, dort droht nun kein Gefängnis mehr für Homosexualität.
Anhand eines Punktesystems bewertet der Gay Travel Index aktuell 213 Staaten und Regionen weltweit danach, ob sie für schwule, lesbische, bisexuelle, Transgender- und queere Menschen (LGBTQ) ein empfehlenswertes oder gefährliches Reiseziel sind.
Welche Länder sind die Absteiger?
Russland hat sich massiv verschlechtert und rutscht von Platz 177 ab auf Rang 205 wegen des faktischen Verbots von Homosexualität – 2023 wurde die „internationale LGBT-Bewegung“ für illegal erklärt. Jeder, der nicht nach den „traditionellen Werten“ des Putin-Regimes lebt, wird kriminalisiert, die ohnehin verbreitete Diskriminierung von queeren Personen ist in Russland nun Gesetz.
Aber auch Großbritannien hat sich verschlechtert – von Rang 9 auf 21. Grund: Einerseits gewachsene Homofeindlichkeit, andererseits wird weniger um queere Touristen geworben.
Wo sind homosexuelle Reisende besonders willkommen?
Gemeinsam auf Platz 1 liegen erstmals fünf Staaten: Kanada, Malta, Neuseeland, Portugal, Spanien. Auf dem nächsten Rang folgen Australien und die Schweiz. Deutschland liegt in der drittbesten Ländergruppe, gemeinsam mit Dänemark, Island, Norwegen und Uruguay, dem bestplatzierten lateinamerikanischen Land.
Welche Länder sind homofeindlich?
Am unteren Ende der Skala stehen Länder, in denen Homosexuelle diskriminiert und verfolgt werden, darunter wichtige Reiseländer wie Tansania und Malaysia (beide Platz 199) sowie Ägypten, Tunesien, Marokko (gemeinsam Platz 189). Hier steht auf Homosexualität Gefängnisstrafe.
In Europa ist Russland das homofeindlichste Land. Schlecht schneiden im Europavergleich ebenfalls ab: Belarus (Platz 162), die Türkei (143) und der Vatikan (127). Polen konnte sich zwar von Rang 133 auf Platz 118 verbessern, kassiert aber weiterhin Minuspunkte wegen der explizit homofeindlichen Einstellung größerer Teile der Bevölkerung.
Ist der Gay Travel Index auch für Heterosexuelle wichtig?
Ja, sagt Dirk Baumgartl, Chefredakteur des „Spartacus Traveler“ in Berlin und Co-Autor des Gay Travel Index. „Das Ranking ist nicht nur für queere Reisende relevant. Denn es gibt Orientierung, wie ernst das Thema Menschenrechte in einem Land genommen wird – eine Art moralischer Kompass, der die Entscheidung aller Menschen für oder gegen ein Reiseziel beeinflussen kann und sollte.“
Wo droht Homosexuellen die Todesstrafe?
In 15 überwiegend muslimischen Staaten droht gleichgeschlechtlich veranlagten Menschen die Exekution. In wichtigen Reiseländern wie Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten wird die Todesstrafe zwar nicht praktiziert, sie gilt aber laut Gay Travel Index weiterhin offiziell.
Zu den gefährlichsten Weltgegenden für Homosexuelle zählen Iran, Afghanistan, Somalia, Saudi-Arabien (das gerade massiv auf Tourismus setzt) und die russische Teilrepublik Tschetschenien. Hier werden Betroffene staatlich verfolgt und exekutiert.
Wurden 2023 Menschen wegen Homosexualität ermordet?
Ja. Laut Gay Travel Index beispielsweise in muslimischen Staaten wie Afghanistan und Iran, aber auch in afrikanischen Ländern wie Madagaskar, Simbabwe und Kamerun. Umgebracht wurden Homosexuelle durch Privatpersonen auch in der Karibik, nämlich in der Dominikanischen Republik und in Jamaika, also in Staaten, die stark vom Tourismus profitieren. In allen hier genannten Ländern ist die Bevölkerung stark homofeindlich eingestellt.
Wo gibt es die Homo-Ehe?
Laut Gay Travel Index in gut 40 Ländern mit Schwerpunkt Europa und Nordamerika. Auf der Südhalbkugel ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal beispielsweise in Australien, Neuseeland, Brasilien und Südafrika. In Asien ist Taiwan der Vorreiter, während die Homo-Ehe in der Volksrepublik China weiterhin nicht möglich ist.
Wo setzt man bewusst auf Gay-Tourismus?
Der LGBTQ-Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der vor Corona pro Jahr mehr als 200 Milliarden US-Dollar weltweit erwirtschaftet hat, schätzt die International Gay and Lesbian Travel Association (IGLTA). Laut Gay Travel Index 2024 werben 15 Länder gezielt und bewusst um LGBTQ-Gäste. Neben Deutschland sind das in Europa zum Beispiel Malta, Spanien, Schweiz, Finnland, Schweden und Österreich.
In Asien gibt es zwei Länder: Thailand und Taiwan. In Amerika nennt das Ranking die USA, Aruba und Curaçao.
Wie ist die Lage in den USA?
Gespalten. Die Vereinigten Staaten landen im Gay Travel Index, insgesamt betrachtet, auf Platz 41. Wegen der Unterschiedlichkeit der einzelnen Bundesstaaten wurde für die USA aber ein separates Ranking erstellt. An der Spitze steht der Staat New York, Rang 2 teilen sich Kalifornien, Colorado, Nevada und Oregon.
Am unteren Ende landen Montana (Rang 50) und Oklahoma (51), unter anderem wegen überwiegend homofeindlicher Einstellung der Bewohner und weil hier die umstrittene Konversionstherapie praktiziert wird, mit der Homosexualität „geheilt“ werden soll. Oklahoma sticht zudem durch homofeindliche Politiker hervor. Laut Tourismus-Nachrichtenplattform eTurboNews sagte Tom Woods, republikanischer Senator von Oklahoma, vorige Woche in einer Podiumsdiskussion über LGBTQ-Menschen: „Wir wollen diesen Dreck in unserem Staat nicht.“
Florida schneidet mit Platz 42 ebenfalls schlecht ab, vor allem durch das als „Don’t say gay“ bekannte Gesetz. Es verbietet, dass die Themen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bis zur zwölften Klassenstufe im Unterricht behandelt werden.
Wie funktioniert der Gay Travel Index?
Der Kriterienkatalog für das Nationen-Ranking umfasst 2024 erstmals 18 Punkte, insbesondere Antidiskriminierungsgesetze, Ehe für alle, Adoptionsrechte, religiösen Einfluss, Verfolgung, Mordrate, Todesstrafe. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr der Punkt Zensur. Bewertet wird auch die umstrittene „Homo-Heilung“ (Konversionstherapie), die in einigen Staaten gesetzlich untersagt ist, etwa in Australien, Israel, Kanada und Deutschland. Vergeben werden je nach Kategorie bis zu drei Pluspunkte und bis zu fünf Minuspunkte. Hinter dem Index steht der Spartacus International Gay Guide.
Die kompletten Ergebnisse finden Sie im Gay Travel Index 2024 bei Spartacus.