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Deutschland Geheimdienste

Die Welt des mutmaßlichen Russen-Spions

Das ist über die deutsch-russischen mutmaßlichen Spione bekannt

Der Generalbundesanwalt hat die zwei Russlanddeutschen Dieter S. und Alexander J. wegen mutmaßlicher Spionage festnehmen lassen. Sie sollen Sabotageakte im Auftrag Russlands geplant haben. Dabei soll es auch um Vorbereitungen für Anschläge auf Militäreinrichtungen gegangen sein.

Quelle: WELT TV

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Wer ist der Mann, der offenbar Anschläge auf Militäreinrichtungen in Deutschland geplant hatte und für Russland spioniert haben soll? Auf Facebook macht er aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Dort lässt er auch Sympathien für zwei bundesweit bekannte Politiker erkennen.
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Der Mann, der die zentrale Figur in der neuesten Spionageaffäre ist, zeigt sich auf Facebook gern in Militärkleidung. Oder mit der Waffe in der Hand. Der Deutschrusse Dieter S. postet schon seit vielen Jahren Bilder und Videos, die vermeintlich eine klare Botschaft haben: Die Ukraine ist ein korrupter Staat, sie muss verschwinden, Russland ist ein gutes Land. S. beließ es allerdings nicht dabei, seine Meinung in die Welt zu senden. Schon zwischen 2014 und 2016 soll er sich nach Überzeugung des Generalbundesanwaltes einer prorussischen Separatistenmiliz in der Ostukraine angeschlossen haben.

Dieter S., heute 39 Jahre alt, ging offenbar noch einen Schritt weiter. Deshalb wurde er am Mittwoch in Bayreuth festgenommen und sitzt seitdem hinter Gittern. Ihm wird vorgeworfen, für einen russischen Geheimdienst militärische Objekte und Infrastruktur in Deutschland ausspioniert zu haben. „Die Aktionen sollten insbesondere dazu dienen, die aus Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung zu unterminieren“, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Einem russischen Geheimdienstmitarbeiter gegenüber soll S. sogar seine Bereitschaft erklärt haben, Sprengstoff- und Brandanschläge auf Militäreinrichtungen, darunter auch von US-Streitkräften, zu verüben. Nach Informationen von WELT aus Sicherheitskreisen waren die Anschlagspläne aber noch nicht konkret. Gleichwohl bestellte Außenministerin Annalena Baerbock am Donnerstag den russischen Botschafter ein.

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In welchen Kreisen sich S. bewegt hat, zeigen seine Freunde und Beiträge auf Facebook. Privates kommt dort kaum vor. Im Februar 2019 ist auf seinem Profil lapidar „Heirat“ vermerkt. Die dürre Nachricht schmücken lediglich zwei Herzen in einem kleinen blauen Kreis. Ein Faible hat der Mann aus Bayern für Autos. Sein Titelbild zeigt ein luxuriös anmutendes Fahrzeug, das mit leuchtenden Scheinwerfern in einer Garage steht. Der Rest auf dem Profil nimmt mehr oder minder Bezug auf seine politische Weltanschauung.

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Dieter S. hat etliche Motive geteilt, in denen das deutsche Politestablishment lächerlich gemacht wird. Da ist etwa Olaf Scholz zu sehen, der als Hündchen von US-Präsident Joe Biden abgebildet ist. Ein Foto mit einer grinsenden Annalena Baerbock ist mit einem „Alles wird gut“-Spruch versehen: „Wir bohren jetzt an der Nordseeküste nach Strom. Dort soll es ganz viel Watt geben.“ Hingegen zollt S. den Sympathisanten und Anhängern von Putin durchweg Respekt. Schon vor zwei Jahren gehörten Sahra Wagenknecht (damals Linke, heute BSW) und Tino Chrupalla (AfD) zu seinen Favoriten.

Befreundet ist S. auf Facebook unter anderem mit dem Kreml-Aktivisten Artur Leier aus Hamburg. Er hatte im Herbst 2022 das Scheinreferendum in der Ostukraine als „internationaler Wahlbeobachter“ begleitet und sich dazu später vor der Kamera von dem Ex-DDR-Agenten Rainer Rupp („Topas“) befragen lassen. Ferner folgt S. einem gewissen „Vittorio Nicola Rangeloni“, der von sich behauptet, „viele Jahre“ mit einer Sony-Kamera „an den verschiedenen Fronten des Donbass“ unterwegs gewesen zu sein. In Bayreuth gehören die Biker-Fans „Russian Wolves“ zu den Favoriten von S.

Fotos vom Truppenübungsplatz

Ein Name auf der Freundesliste fällt sofort ins Auge: Alexander J. aus Bayreuth. Laut Bundesanwaltschaft soll er S. bei dessen Spionagetätigkeit geholfen haben. Unter anderem sind nach Erkenntnissen der Ermittler auch Bild- und Videoaufnahmen von US-Militäreinrichtungen an die Russen übermittelt worden. Etwa vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr, an dem amerikanische Streitkräfte Ukrainer ausbilden und der nur 45 Autominuten von Bayreuth entfernt ist.

J. gibt auf seinem Facebook-Account an, dass er aus der südsibirischen Stadt Bondarevo stammt und in Bayreuth studiert hat. Er geriet erst ganz am Ende der Ermittlungen ins Visier der Sicherheitsbehörden. Sie können nur sagen, dass J. „spätestens ab März 2024“ mit von der Partie gewesen sein soll.

Ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs hat gegen Dieter S. noch einen weiteren Haftbefehl wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen. S. soll zwischen Dezember 2014 und September 2016 in der Ostukraine in einer bewaffneten Einheit der „Volksrepublik Donezk“ (VRD) gekämpft und eine Schusswaffe besessen haben.

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Bei der VRD handelt es sich laut Generalbundesanwalt um eine prorussische Vereinigung, die ab Frühjahr 2014 die Kontrolle über den ukrainischen Verwaltungsbezirk Donezk mit dem Ziel der Loslösung von der Ukraine beanspruchte und sich intensive Auseinandersetzungen mit den ukrainischen Streitkräften lieferte. Dabei soll die Vereinigung auch Gewalt gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt haben.

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