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Ausland "Armistice" in Paris

Merkel verneigt sich vor Opfern des 1. Weltkriegs

Chefkorrespondent
Gemeinsam mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat Angela Merkel das Ende des Ersten Weltkriegs gefeiert. Die Kanzlerin bezeichnete die deutsch-französische Freundschaft als "Geschenk". Die gemeinsame Berufung beider Länder sei es heute, Frieden und Freiheit in Europa zu bewahren.

Nicolas Sarkozy und Angela Merkel haben ein neues Kapitel in den deutsch-französischen Beziehungen aufgeschlagen. Die deutsche Bundeskanzlerin folgte am Mittwoch dem ausdrücklichen Wunsch und der Einladung des französischen Präsidenten und nahm in Paris an der Gedenkfeier zum Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges teil. Gemeinsam mit Sarkozy legte sie am Grabmal des Unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen ein Blumengebinde nieder und entzündete aufs Neue die ewige Flamme.

Noch nie hatte ein deutscher Regierungschef bislang dem Festakt zur Feier des Endes des Ersten Weltkrieges in Paris beigewohnt. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte 1998 die Einladung des französischen Präsidenten Jacques Chirac ausgeschlagen, da er die Zeit noch nicht für gekommen hielt. Am 11. November gedenkt man in Frankreich des „Armistice“. Der Tag ist einer der wichtigsten und emotionalsten französischen Feiertage. Fast 1,4 Millionen französische Soldaten kamen in der Materialschlacht des Ersten Weltkrieges ums Leben, weit mehr als im Zweiten. Noch heute erinnern mehr als 35.000 Denkmäler in beinahe jeder französischen Gemeinde an den enormen Blutzoll, den Frankreich zwischen 1914 und 1918 entrichtete.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erinnerte in seiner Rede an den letzten französischen Veteranen, der im März des vergangenen Jahres im Alter von 110 Jahren gestorben war. Lazare Ponticelli war im Alter von zehn Jahren aus Italien nach Frankreich eingewandert und hatte sich 1914 freiwillig gemeldet. Dabei hatte er fälschlicherweise angegeben, bereits volljährig zu sein. Er sei zwar Italiener gewesen, doch er habe jenes Frankreich verteidigen wollen, das ihn aufgenommen habe. Dies sei seine Art gewesen, danke zu sagen, zitierte Sarkozy den letzten französischen Helden des Ersten Weltkrieges. Mit dem Tod des letzten „poilu“ – so nennen die Franzosen die Soldaten des Ersten Weltkrieges – sei der letzte Zeuge erloschen, der heute noch mit der Kraft echter Schmerzensschreie rufen könne „Nie wieder Krieg“, sagte Sarkozy.

„Wenn alle Zeugen verschwunden sind, muss man aufpassen, dass die Geschichte nicht die Erinnerung auslöscht“, so der französische Präsident. Durch das gemeinsame Anzünden der Flamme der Erinnerung, sagte Sarkozy an die deutsche Kanzlerin gewandt, habe man den gemeinsamen Wunsch beider Völker ausgedrückt diese Erinnerung in den Herzen zu bewahren. Deutsche Waisen hätten den Tod ihrer Väter eben so beklagt wie französische Waisen, deutsche Mütter hätten denselben Schmerz empfunden wie die französischen. Die mit den Jahrzehnten gewachsene Freundschaft zwischen den Nachbarvölkern sei ein Schatz, den es zu bewahren gelte, so Sarkozy. Wenn Deutschland und Frankreich gemeinsam handelten, könnten sie Großes erreichen.

Angela Merkel dankte Nicolas Sarkozy für die Einladung, als deutsche Bundeskanzlerin wisse sie diese Geste zu schätzen. „Ich verneige mich vor den Opfern“, sagte Merkel. „Wir werden nicht vergessen, wie viel die Franzosen durch Deutsche zu leiden hatten.“ Geschehenes könne nicht ungeschehen gemacht werden, so die Kanzlerin, aber aus der Kraft der Versöhnung könne Vertrauen hervorgehen und sogar Freundschaft. „Frankreich hat Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht. Deutschland wird das Frankreich nie vergessen“, sagte Merkel. Die ausgestreckte Hand habe Deutschland „dankbar ergriffen.“ Die gemeinsame Berufung beider Länder sei es heute, Frieden und Freiheit in Europa zu bewahren.

Es habe sie „persönlich sehr berührt“, dass der Mauerfall auch in Frankreich mit einem Fest am Place de la Concorde gefeiert worden sei, sagte Merkel. Beide Gedenktage – der des Mauerfalles, wie der des Endes des Ersten Weltkrieges - verdeutlichten, dass es eine „Gnade der Geschichte“ sei, wenn man heute sagen könne, „die deutsch-französische Freundschaft ist ein Geschenk, die Freiheit unseres Kontinentes ist ein Wunder“, so die Bundeskanzlerin.

Auf Französisch schloss die Kanzlerin ihre Rede mit denselben Worten wie ihr Vorredner Sarkozy: „Vive la France, vive l’Allemagne, vive l’amitié franco-allemande.“

Nach ihren Reden plauderten die Kanzlerin und der Präsident noch einige Minuten an den Absperrungen mit deutschen und französischen Soldaten sowie mit Schulkindern, die zu diesem Zweck mit deutschen und französischen Fähnchen munitioniert worden waren. Dann brauste die Wagenkolonne der Kanzlerin davon. Sarkozy und seine Ehefrau Carla Bruni genossen das Bad am Rand der Menge noch etwas länger. Dann rief der Alltag. Am Nachmittag empfing der französische Präsident den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Paris.

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